Der Gelehrte Johann Samuel Fuchs
Der Leutschauer Johann Samuel Fuchs hat sich in verschiedenen Bereichen Verdienste erworben: Als Lehrer, Seelsorger und späterer Superintendent der evangelischen Gemeinden Galiziens sowie als Wissenschaftler.
Die Schul- und Studien- sowie die ersten Berufsjahre des Johann Samuel Fuchs sind typisch für den Werdegang vieler bekannter Zipser aus dieser Zeit.
Johann Samuel wurde am 16. Oktober 1770 in Leutschau/Levoča geboren und wuchs deutschsprachig auf. Die erste Stufe seiner höheren Ausbildung führte ihn ans Leutschauer evangelische Gymnasium. Dieses unterbrach er von 1784 bis 1785, um in Debretzin/Debrecen die ungarische Sprache zu erlernen.
Erst Pressburg, dann Jena
Ein Jahr später, 1786, ging er nach Pressburg/Bratislava, um dort den „Gymnasial-Curs“ abzuschließen. Als er 1790 Pressburg verließ, hatten seine Übersetzungen von ungarischen Dokumenten bereits Anerkennung beim evangelischen Schulinspektor gefunden.
Danach folgten fast drei Jahre des Studiums der Theologie, Philosophie, Philologie, Literaturgeschichte und Naturwissenschaften an der Universität Jena. Damit blieb er länger dort, als andere Studierende aus der Zips.
Berufsbeginn als Privatlehrer
Als Samuel – sein zweiter Vorname war sein Rufname – im Herbst 1792 zurückkehrte, befähigte ihn seine Ausbildung zur Jugenderziehung und zum Predigerstand. Er begann als Privatlehrer der Söhne des Adam von Szirmay (1747-1810), die am Kesmarker Lyceum studierten. Die Familie Szirmay verfügte über große Besitztümer im Komitat Zemplin.
Im Jahr 1792 wurde das Leutschauer Gymnasium von seinem Rektor Martin Biedermann reorganisiert und eine Erziehungsanstalt für Zöglinge evangelischer Adelsfamilien eröffnet. Samuel Fuchs berief er zu seinem Mitarbeiter. Am Gymnasium lehrte Samuel zudem Philosophie und Mathematik sowie Hebräisch und Griechisch.
Als Prediger in Kesmark
Bereits während dieser Lehrtätigkeit bekam er mehrere Angebote für Predigerstellen, u.a. aus Ödenburg/Šopron. Eine von ihm 1809 in Kesmark gehaltene Gastpredigt zum Tode des dortigen Pfarrers fand große Anerkennung. Die ihm dort unmittelbar danach angebotene Predigerstelle nahm er nach kurzer Bedenkzeit an.
Für klare Verhältnisse
In seiner neuen Gemeinde führte er sogleich verschiedene Verbesserungen ein. Die bislang verwendeten alten und unterschiedlichen Gesangbücher ersetzte er komplett durch das Pressburger Gesang- und Gebetsbuch. Mit seinem Kollegen Christian Genersich vereinfachte er die Abläufe beim Gottesdienst. Für die evangelische Mädchenschule verfasste er einen neuen Unterrichtsplan und für die Theologen im Kesmarker Lyceum hielt er Vorlesungen zur Homiletik (Predigtlehre) und Exegese (Interpretation von Texten).
Im Jahr 1813 wurde Samuel Fuchs zum Nachfolger des verstorbenen Superintendenten von Galizien, Samuel Bredetzky, berufen. Es fiel Fuchs schwer, seine ihn liebende Gemeinde zu verlassen und nach Lemberg zu gehen.
Tödlicher Krankenbesuch
Beim Besuch eines kranken Gemeindemitglieds steckte er sich an und von ihm dann fünf seiner acht Kinder. Alle erkrankten schwer, zwei der Kinder und Samuel starben, dieser am 25. Januar 1817.
Der Tod des Vaters brachte der Familie neben dem Leid auch eine schwierige finanzielle Situation. So musste Sohn Wilhelm, der spätere Bergbau- und Hüttenexperte, zunächst auf ein Universitätsstudium verzichten.
Schriftstellerisches Erbe
Samuel Fuchs schrieb in deutscher und lateinischer Sprache nicht nur zur Geisteswissenschaft, er behandelte ein breites Themenspektrum.
Beispiele sind seine „Reise nach den Karpathen“ (1811), die in Johann Genersichs „Wilhelmine. Ein Lesebuch für Mädchen“ erschien, sowie „Ueber den Safranbau, als einen in Ungern noch beynahe gar nicht benutzten Erwerbszweig“ (1804) oder „Aufforderung zur Errichtung von Scheunen im südlichen Ungern“ (1804).
Dr. Heinz Schleusener