„Die deutsche Sprache hat mir viele Türen geöffnet“
Ľudka kommt eigentlich aus dem Dorf Liptovská Lúžna, das 20 Minuten Autofahrt von Ružomberok/Rosenberg entfernt liegt. Sie studiert aber in Deutschland. In unserem Interview verrät sie auch etwas über ihre Vorliebe für die Musik.
Karpatenblatt: Was studierst du und wieso hast du dich entschieden, im Ausland zu studieren?
Ľudka: Ich studiere Kultur und Management in der wunderschönen deutschen Stadt Görlitz. Die Motivation in Deutschland zu studieren hat sich bereits während meiner Schuljahre in Deutschendorf/Poprad entwickelt und hatte mehrere Ursachen: von der Liebe zur deutschen Sprache über Sommerjobs an der Ostsee bis zu inhaltsreichen Austauschprogrammen am Gymnasium. Deutschland und sein Bildungssystem haben mich inspiriert und so kam ein Studium in der Slowakei für mich nicht in Frage.
Wie ist es dazu gekommen, dass du singst?
In unserem Dorf sind die Volksmusik sowie die Blasmusik ziemlich beliebt. Auch in meiner Familie singt man viel und so kam es ganz natürlich dazu, dass ich noch als Schülerin gesungen und die Musik-Grundschule in Rosenberg/Ružomberok, später auch in Deutschendorf/Poprad, besucht habe. Verliebt habe ich mich jedoch in die klassische Musik, in die Opernwelt, und ich habe mich dann im klassischen Gesang weitergebildet. Der Musik bin ich bis jetzt treu geblieben und ich bin froh und sehr dankbar dafür, dass ich mit tollen Musikern, Chorsängern aus Sachsen, Polen und Tschechien unter der Leitung von dem erstklassigen Dirigenten und Organisten, KMD Prof.Dr. Neithard Bethke, musizieren konnte. Jetzt singe ich leider nicht mehr so oft, da unter COVID-19-Umständen vieles abgesagt wurde und selbst das Sommersemester online verlaufen ist.
Wer hat dich in deinem Leben inspiriert?
Ich glaube, es waren überwiegend meine MusiklehrerInnen. Ich würde sie nur ungern einzeln nennen, aber ich kann sagen, dass über Musik vieles Ungesagte ausgedrückt werden kann. Sie haben mich als Person geformt und unterstützt, oftmals die Rolle meiner Eltern ersetzt, da der Musikunterricht individuell und intensiv ist. Dabei ist eine Lehrer-Schüler-Beziehung auf einer Ebene sehr wichtig und ausschlaggebend. Sie haben mir gezeigt, wie wichtig fleißige Arbeit, kritisches Denken und Qualität statt Quantität sind – nicht nur in der Musik. Sie waren bei vielen Entscheidungen Begleitpersonen und haben mich nicht zuletzt in Ausdauer und Anstrengungen unterstützt. Inspiration finde ich allerdings auch in Kleinigkeiten, zum Beispiel wenn im Frühjahr die ersten Blumen blühen.
Ich habe gehört, dass du auch in mehreren Ländern aktiv warst. Was hast du alles gemacht?
Ich habe einfach die Studienmöglichkeiten genutzt. Als Bachelorstudentin war ich über Erasmus ein Semester lang an der Jagiellonen-Universität in Krakau, weiterhin habe ich ein Praktikum im Goethe-Institut Slowakei absolviert und ich bin oft mit unserem Akademischen Chor herumgereist. Eine wunderbare Erfahrung habe ich an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien gemacht. Dort habe ich wirklich gesehen, wie ein hochqualitatives Universitätsstudium verlaufen kann, nicht nur als Studentin sondern auch intern als Mitarbeiterin, da ich auch ein Volontariat im Künstlerischen Betriebsbüro am Anton Bruckner Institut absolviert habe. Abgesehen von studentischen Tätigkeiten habe ich das Internationale Parlamentsstipendium bekommen und bin in diesem Frühling für ein paar Monate nach Berlin umgezogen.
Jetzt herrscht wegen des Virus eine schwierige Zeit in der Slowakei und in ganz Europa. Was machst du derzeit? Beschäftigst du dich auch in der Freizeit mit der deutschen Sprache?
Ganz ehrlich? Ich genieße die Zeit zu Hause. Es ist ja auch eine Zeit, in der alles irgendwie verlangsamt wurde, was uns viel Zwischenmenschliches gebracht hat. Und ja, selbstverständlich beschäftige ich mich mit der deutschen Sprache – langsam muss ich meine Masterarbeit fertig schreiben.
Welche Bedeutung hat für dich die deutsche Sprache?
„Je mehr Sprachen du sprichst, desto mehr bist du Mensch.“ Die deutsche Sprache hat mir viele Türen aufgemacht und mir ermöglicht, mit tollen Menschen zu kommunizieren und mich mit ihnen zu verbinden. Sie ist für mich ein Weg zur besseren Bildung und ein Schlüssel zu verschiedenen Quellen von Kultur über Medien bis zu wertvollen Erfahrungen und Reisemöglichkeiten. Letztendlich glaube ich und erhoffe mir, dass die deutsche Sprache eine große Rolle in meiner zukünftigen Arbeitswelt spielen wird.
Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.