Die Pfarrkirche von Schmöllnitz und ihr kostbares Gemälde
Die Katharinen-Kirche in der ehemals königlichen Bergbaustadt Schmöllnitz/Smolník in den Zipser Gründen kann nicht nur auf eine interessante Historie zurückblicken, sondern birgt auch einige spannende Geschichten.
Der römische Kaiser Maxentius (300 – 312), ein Christenverfolger, lädt – so die Legende – die 50 bedeutendsten Philosophen des Reiches ein, um die zum Christentum übergetretene Königstochter Katharina von Alexandrien mit Argumenten zu bewegen, von ihrem Glauben abzulassen. Das Gegenteil tritt ein: Katharina bekehrt die Gelehrten zum Christentum. Daraufhin lässt der Kaiser die gesamte Gelehrtenschar umbringen, Katharina wird gefoltert und erleidet den Märtyrertod.
Die Schmöllnitzer Katholiken haben die später heiliggesprochene Katharina zur ihrer Schutzpatronin auserwählt und ihre Pfarrkirche nach ihr benannt.
Neubau nach Einsturz
Die gotische Vorgängerkirche war nach Jahrhunderten wechselvoller Geschichte, Beschädigungen und Umbauten 1799 eingestürzt. Ein Neubau musste her und so beginnt noch im gleichen Jahr der Bau der heutigen barocken Pfarrkirche, im wesentlichen finanziert von Kaiser Franz II. und der kaiserlich-königlichen Hofkammer.
Der kaiserliche Hof, ein großer Nutznießer des Schmöllnitzer Bergsegens, zeigt sich also erkenntlich. Schon 1804 ist die neue Kirche samt separatem Glockenhaus fertiggestellt.
Das Altarbild gibt Franz II. bei Friedrich Heinrich Füger, damaliger Direktor der Wiener Kunstakademie und einer der bedeutendsten Maler des Klassizismus, in Auftrag. Es zeigt eine Szene aus dem Disput Katharinas mit den Gelehrten des Reiches.
1805 wird es als Stiftung der kaiserlichen Familie am Hochaltar aufgerichtet. So besitzt das kleine Schmöllnitz dank seiner Bergbauvergangenheit einen bedeutenden Kunstschatz wie er nicht überall zu finden ist.
Die Pfarrkirche hat jedoch noch mehr zu bieten. Wir haben Gelegenheit, den Turm zu besteigen und ein seltenes Technikdenkmal zu bestaunen, das zudem noch einwandfrei funktioniert: das Uhrwerk der Turmuhr. Es ist nicht elektrifiziert und muss noch manuell aufgezogen werden.
Das russische Militär hat – wenn auch unwissentlich – einen Beitrag zum Erhalt des Uhrwerkes geleistet: Zwei ursprüngliche Gewichte wurden durch mit Beton ausgegossene russische Patronenhülsen ersetzt.
Noch eine Kuriosität
Bei der Turmbesteigung entdecke ich einen am Fensterrahmen außen angebrachten Lautsprecher. Mein erster Gedanke: Sollten die Kommunisten auch die Kirche für ihre Propaganda missbraucht haben? Dann sehe ich das Typenschild: Made in Toronto (Kanada). Herr Vasilco, ehemaliger Bürgermeister von Schmöllnitz, klärt mich auf: Der Lautsprecher ist Bestandteil einer Tonanlage, die der Kirche nach der Wende per Erbschaft vermacht wurde.
Stündlich wurde damit die Gemeinde mit erbaulicher Musik beschallt, bis sich vor etwa drei Jahren die Anlage selbständig auf halbstündlichen Betrieb umschaltete und Töne wie von einer defekten Schallplatte produzierte. Daraufhin wurde sie zur Freude der genervten Anwohnerschaft stillgelegt.
Und eine weitere Geschichte zur Kirche weiß Herr Vasilco zu berichten: Als 1966 der Dachstuhl des Urban-Turmes in Kaschau Feuer fing und die Glocke herab fiel und unbrauchbar wurde, kamen die Kaschauer auf die Idee, man solle doch die Schmöllnitzer Urban-Glocke nach Kaschau überführen, da sie in Größe und Gewicht der Kaschauer Glocke gleicht und aus der gleichen Gießerei stammen soll. Die Schmöllnitzer waren empört und wehrten sich.
Schließlich wurde das Ansinnen mit dem Argument zurückgewiesen: Um die Glocke auszubauen, müsse die Turmwand aufgeschlagen werden. So erklingt die mächtige Urban-Glocke wie schon vor langer Zeit weiter im Schmöllnitztal.
Text und Fotos: Rudolf Göllner