Ein junger Mensch bewegt die Welt
Greta Thunberg, ein Mensch mit Asperger-Syndrom (Fixierung auf bestimmte Themen), Zwangsstörungen und selektivem Mutismus (Verstummen bei vorhandener Sprechfähigkeit) ist mit ihren 16 Jahren bei der UN-Klimakonferenz im Herbst 2018 im polnischen Kattowitz/Katowice mit ihrer berühmten Rede in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit getreten. Die junge Schwedin erkannte die existentielle Bedrohung des Menschen, die sie unerschrocken öffentlich begründet.
Das Magazin „Time“ zählte sie zu den 25 einflussreichsten Teenagern des Jahres. Mit elf Jahren wurde Greta Thunberg durch die Beschäftigung mit dem Klimawandel depressiv, hörte auf zu sprechen und zu essen. Sie überwand ihre Behinderung dadurch, dass sie sich für eine bestimmte Aufgabe einsetzte. Was sie für gut und richtig erkennt, verfolgt sie mit aller Konsequenz.
„Ich sehe die Welt aus einer anderen Perspektive“
Mit authentischer Standfestigkeit hält sie an ihren Zielen fest. Sie entfaltete als kraftvoll wirkende Persönlichkeit mit dieser Gabe eine unerwartet hohe Wirkung bei der UN-Klimakonferenz. Mit dieser Fähigkeit fordert Greta Thunberg: „Ändert euren Sinn, ändert euer Handeln – nicht irgendwann, sondern jetzt und hier.“ In einem Interview mit dem ZDF sagt sie im Februar 2019 sogar: „Ich denke, wenn ich kein Asperger hätte, wäre das hier nicht möglich gewesen. Ich hätte einfach weiter so gelebt und gedacht, wie jeder andere auch. Ich sehe die Welt aus einer anderen Perspektive – Schwarz und Weiß.“
Wutrede vor den Staats- und Regierungschefs
Und am 23. September 2019 wiederholte die junge Klimaaktivistin in ihrer „Wutrede“ mit Tränen in den Augen ihre Gedanken und rüttelte die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in der vollbesetzten Halle der UN-Vollversammlung in New York mit folgenden Worten auf: „Wie konntet ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten!“
Mit dieser Rede spaltet ein junger Mensch mit Behinderung die Welt. Der Streit beginnt. Jeder kann mitdenken, sich sein Urteil bilden und dadurch etwas Gutes für heute und morgen bewirken. Sollten wir auch in der schönen Slowakei nicht mehr als bisher an unsere Kinder und Enkelkinder denken?
Dr. Ferdinand Klein
Professor für Heil- und Behindertenpädagogik