Ein Weihnachtsrätsel aus Ober-Metzenseifen
Anton Eiben hielt 1999 seine Erinnerung an Weihnachten in Ober-Metzenseifen/Vyšný Medzev in diesem Text fest, der 2020 im Band 2 der „ZIPSER TRILOGIE: Potoken und Mantaken dazählen“ herauskam. Die Trilogie gaben Ferdinand Klein, Anna Klein-Krušinová und Aranka Stigloher-Liptak im Verlag ViViT Kesmark heraus.
In Ober-Metzenseifen war es in vielen Familien Brauch in ihren „Paradestuben“ (Wohnzimmer) erbauliche Heiligenbilder aufzuhängen. Die Leute waren nicht wohlhabend, deshalb verwendeten sie Drucke von Gemälden bekannter Meister.
Zu Weihnachten durften wir Kinder nur bei der nächsten Verwandtschaft, also bei den Geschwistern der Eltern, ein frohes Fest wünschen. Dafür erhielt jedes Kind eine Krone, das war für mich damals sehr viel Geld.
Bei meiner Tante Anna standen wir eines Jahres in der Paradestube und haben die frommen Bilder betrachtet. Darunter war auch eines, welches die heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten darstellte. Maria ritt mit dem Jesulein im Arm auf einem Esel, während der heilige Josef, gestützt auf einen Stock und nur mit Sandalen an den Füßen, den Esel führte. Wir gingen noch in den Kindergarten oder waren gerade eingeschult und hatten deshalb von Erdkunde noch keine Ahnung. Weiße Weihnachten waren für uns selbstverständlich. Auf dem Bild über die Flucht nach Ägypten war aber kein Schnee zu sehen, für uns zunächst unerklärlich. Bis schließlich einer von uns eine Erklärung fand. Der liebe Gott lässt vor der heiligen Familie den Schnee wegschmelzen, damit sie ohne Schwierigkeiten weiterziehen kann. Danach kommt der Schnee wieder zurück. Das war allen von uns Kindern einleuchtend, denn der liebe Gott ist ja allmächtig. Damit war für uns das „Weihnachtsrätsel“ gelöst.