Hait est Gahonnestog!

Am 24. Juni feiert man den Johannistag. Kurz zuvor erreicht die Sonne ihren höchsten Stand, der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres finden statt. Die Sommersonnenwende wird im Volksleben besonders beachtet. So hat beispielsweise das Anzünden von Johannisfeuern seinen Ursprung in dem heidnischen Fest. Diese Feier verband sich später mit dem christlichen Fest des heiligen Johannes des Täufers. Wie in vielen Regionen Europas hatte diese Tradition auch im Hauerland ihren festen Platz.

Am Vorabend der Johannisnacht, wenn es zu dämmern begann, versammelten sich die Jugendlichen des Dorfes und machten sich unter Musik- und Gesangsbegleitung auf den Weg zu den nächstgelegenen Hügeln. Dort war bereits alles für das Anzünden des Johannisfeuers „Gahonnesweua“ vorbereitet. Zum Beispiel wurde in Lúčky das Johannisfest im deutschen Dialekt als „Ghonnstog“ bezeichnet. Das Feuer wurde hier an verschiedenen Orten wie „Kuhfreiung“ oder „Oib`scha“ entzündet. Schon mehrere Tage im Voraus sammelten die vom Schulunterricht befreiten Jungen Material für das Feuer. Am Nachmittag des 23. Juni stellten die jungen Männer eine 10 bis 15 Meter hohe Tanne in die Mitte der Feuerstelle. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde das Feuer entzündet. 

Eine Besonderheit war, dass die Jungen nach dem Entfachen des Feuers zwei Meter lange Stangen, die sie mit Stroh umwickelt hatten, anzündeten. Dann gingen sie mit diesen wie mit Fackeln um das Feuer und sangen ein deutsches Lied, das unter den Deutschen in der gesamten Mittelslowakei bekannt war: „Heut ist Johannistag.“ Nachdem das Lied verklungen war, zündeten die Jungen mit den „Fackeln“ den Johannisbaum an. Während dieser brannte, spielte eine Musikgruppe und Jung und Alt sangen gemeinsam traditionelle Lieder. Auch in Krickerhau/Handlová erinnert man sich bis heute an den Gesang, die Harmonika und daran, wie das gesamte Tal von zahlreichen Feuern erleuchtet wurde, die von konkurrierenden Gruppen junger Männer errichtet wurden. Angeblich konnten es bis zu 50 Feuer sein. Natürlich wetteiferten die jungen Männer auch darum, wer das schönste und höchste Feuer haben würde. Sie hatten sogar Angst, dass die andere Gruppe es in der Nacht vorher anzünden könnte, deshalb bewachten sie ihre Feuerstellen mehrere Tage lang sorgfältig.

Unser bekanntes Johannislied

Jeder kannte unser bekanntestes Johannislied: „Haet est Gahonnestog, moagn est der anda Tog, Bos bit denn ofod sei, Hochzet ond Fottabai. Hochzet ond Vottabai ku jo net of amol sei.“

Das Lied deutet darauf hin, wie sich während der warmen, magischen Juninacht, die voller Lichter und Volksmagie war, Jungen und Mädchen zusammenfanden. Und was folgte dann? Hochzeit und Taufe. Weiter heißt es im Lied: „Hochzet ond Vottabai ku jo net of amol sei“ was auf Hochdeutsch bedeutet: „Hochzeit und Gevatterwein kann ja nicht auf einmal sein.“ Das heißt, alles hat seine Reihenfolge und Ordnung. Zuerst sucht sich der junge Mann ein Mädchen, dann folgt die Hochzeit, nach der Hochzeit wird ein Kind geboren und es gibt die Taufe. Es wurde im gesamten Hauerland gesungen und getanzt, das Feuer wurde übersprungen oder die Jugend zog ins Wirtshaus weiter und es folgte ein „Tschurbess“ bis zum Morgen.

Heilkräuter der Johannisnacht

Das Volk glaubte auch, dass in der Johannisnacht Heilkräuter ihre größte Kraft haben, da sie vom heiligen Johannes selbst gesegnet wurden und daher auch schwere Krankheiten heilen und vor bösen Kräften schützen können. An der pharmazeutischen Fakultät der Comenius-Universität wurden die Gehalte an Wirkstoffen im Johanniskraut (Hypericum perforatum) in Proben aus verschiedenen Jahreszeiten und Tageszeiten mittels analytischer Methoden verglichen. Proben aus den Tagen um Johanni, die frühmorgens entnommen wurden, wiesen die höchsten Gehalte an Wirkstoffen auf! Was unsere Vorfahren durch empirische Erfahrung herausgefunden haben, können wir heute auch wissenschaftlich belegen.

Mgr. Daniel Wohland/Red