„Ich fand es großartig zu sehen, wie enthusiastisch alle Deutschlernenden für die Fremdsprache waren“
Hannah stammt aus Südwestdeutschland und ist als Studentin im Bereich Pädagogik tätig. Sie war im Rahmen ihres Studiums im Jahr 2021 ein paar Monate in der Slowakei. Im Gespräch verrät sie, wie sie die Einstellung der Slowaken zur deutschen Sprache wahrnimmt und wie sie das Interesse am Deutschlernen förderte.
Könntest du dich kurz unseren Lesern vorstellen und deinen Bezug zur Slowakei erläutern?
Ich bin 28 Jahre alt und komme aus der wunderschönen Kleinstadt Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Zurzeit studiere ich im Master Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit und habe im Rahmen meines Studiums im Herbst drei Monate Praktikum am Goethe-Institut Preßburg/Bratislava gemacht.
Dies war allerdings nicht deine erste Auslandserfahrung, richtig?
Ja, das stimmt. Ich war nach meinem Abitur für ein halbes Jahr als AuPair in Spanien und außerdem schon öfter für längere Zeit in den USA.
Als Sprachassistentin hast du bereits einige Erfahrungen mit Menschen gemacht, die Deutsch lernen. Sind dir länderabhängige Unterschiede in der Einstellung der Menschen aufgefallen?
Das ist schwierig zu beantworten, da ich in den USA Studierende unterrichtet habe. Am Goethe-Institut lernen die Menschen in ihrer Freizeit zusätzlich neben Schule, Studium und Arbeit Deutsch. Die Motivation ist also eine andere. Am Goethe-Institut hatten viele Deutschlernende eine klare Intention zum Deutschlernen – sei es, um zukünftig in Deutschland zu studieren oder in Wien zu arbeiten. Die Studierenden in den USA wollten mit einer Fremdsprache meistens vor allem erst einmal ihren Horizont erweitern, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, wie sie die Fremdsprache in Zukunft konkret nutzen möchten.
Während deiner Zeit in der Slowakei hast du viele Gespräche mit Deutschlernenden geführt. Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Die wöchentlichen Gespräche mit Deutschlernenden waren mitunter eine meiner liebsten Tätigkeiten im Praktikum, weil ich viel über die Slowakei lernen konnte und den Austausch wahnsinnig spannend fand. Wie schon angedeutet, lernen meiner Erfahrung nach viele Deutsch, weil sie die Sprache für Studium oder Arbeit brauchen. Entweder, weil sie im Ausland studieren oder arbeiten möchten oder weil ihre slowakische Firma international ausgerichtet ist. Das ergibt bei der Grenzlage Bratislavas natürlich Sinn. Trotzdem ist dadurch bei mir auch der Eindruck entstanden, dass viele Leute unsicher sind, ob sie sich eine sichere Zukunft in der Slowakei aufbauen können. Grundsätzlich fand ich es großartig zu sehen, wie interessiert und enthusiastisch alle Deutschlernenden für die Fremdsprache und das Kennenlernen eines anderen Landes und den interkulturellen Austausch waren.
Du beschäftigst dich im Studium mit „Interkultureller Bildung“. Was hast du beim Kontakt mit der slowakischen Kultur über dich selbst und deine Kultur erfahren?
Ich musste mal wieder feststellen, wie „typisch Deutsch“ ich mit meiner Vorliebe für Pünktlichkeit und Brot anscheinend bin. Aber Spaß beiseite – ich denke, dass in der Slowakei und in Deutschland zurzeit unterschiedliche gesellschaftliche Debatten geführt werden. Es sind wohl einfach gerade unterschiedliche Themen relevant. Ich finde es aber immer schwierig, von „DER Kultur“ eines Landes zu sprechen. Ich habe sehr unterschiedliche Menschen mit individuellen Vorlieben, Sorgen und Interessen kennengelernt. Oft konnte ich vor allem Gemeinsamkeiten entdecken. Zum Beispiel bin ich gerade sehr damit beschäftigt herauszufinden, was ich beruflich machen möchte. Das ging vielen jungen Leuten, mit denen ich gesprochen habe, genauso.
Hattest du während deiner Zeit hier auch Kontakt zur deutschen Minderheit?
Leider nicht, zumindest nicht bewusst. Ich habe mit dem Karpatendeutschen Verein zusammengearbeitet und zwei Projekttage an der Minderheitenschule in Bratislava durchgeführt. Durch diese Projekte sind auf jeden Fall einige Kontakte entstanden. Allerdings habe ich keinen bewussten, aktiven Austausch mit Angehörigen der deutschen Minderheit geführt – was ich im Nachhinein sehr schade finde.
Wenn du jetzt auf deine Zeit in der Slowakei zurückblickst, was ist dir besonders im Gedächtnis geblieben?
Das sind auf jeden Fall die Gespräche mit den Menschen, vor allem meinen Kolleginnen und Kollegen und den Deutschlernenden im Goethe-Institut. Ich bin sehr dankbar, dass ich viele Fragen stellen konnte und alle immer gerne erzählt haben. Ach ja, und der viele Knoblauch im Essen! Den vermisse ich ehrlich gesagt aber nicht.
Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch. Mach’s gut und viel Erfolg auf deinem weiteren Weg!
Das Gespräch führte Alan.
Das ist eines von vier Gespräche mit Deutschen, für die Preßburg/Bratislava ein Zuhause auf Zeit geworden ist. In den nächsten Ausgaben erfahren wir, inwiefern sie die deutsche Sprache in der Slowakei gefördert haben und wie sie sich sonst noch engagiert haben. Dabei nehmen wir auch den Karpatendeutschen Verein beziehungsweise die deutsche Minderheit in Augenschein.