„Ich wünsche mir, dass die Idee des Blutspendens auch die jungen Leute anspricht“
Blutspenden liegt nicht mehr im Trend. Junge Menschen sind immer weniger bereit, ihr Blut für Bedürftige abzugeben. Aber wie haben die Menschen das Blutspenden in der sozialistischen Tschechoslowakei wahrgenommen? Am 14. Juni feiern wir den Weltblutspendetag. Wir haben uns deshalb an eine Mehrfachblutspenderin, eine Befürworterin der Idee des Blutspendens, die Rentnerin Jolana Lančová gewandt. Sie teilt mit uns ihre Gedanken und Erinnerungen an das Blutspenden.
Du bist in der sozialistischen Tschechoslowakei aufgewachsen, wie wurde damals das Blutspenden wahrgenommen?
Blutspenden galt als eine gemeinsame Aktivität, an der Menschen von Zeit zu Zeit teilgenommen haben. In der ehemaligen Tschechoslowakei hat sich das Rote Kreuz mit dem Blutspenden befasst. Diese Organisation hat viel Aufklärungsarbeit geleistet und so hat die Idee des Blutspendens ihren Platz unter den Menschen gefunden. Auch viele andere Organisationen und Vereine haben die Bevölkerung zum Blutspenden aufgerufen, um die Idee der Zusammengehörigkeit zu fördern. Es war sogar üblich, dass einzelne Firmen ihre eigenen Blutspendeaktionen organisiert haben oder Mitarbeiter zur nächsten Transfusionsstation gefahren haben, um dort Blut an Patienten zu spenden.
Du hast das Rote Kreuz erwähnt, dessen Mitglied du gewesen bist. Welche Aktivitäten hat das Rote Kreuz durchgeführt?
Ich war mehr als zehn Jahre Mitglied des Roten Kreuzes in unserem Dorf, in Schenkwitz/Šenkvice in der Nähe von Bösing/Pezinok. Damals gab es in fast jeder Stadt oder in fast jeder Gemeinde Zweigstellen des Roten Kreuzes. Der Verein hat Freiwillige zusammengebracht, die daran interessiert waren, die Idee des Blutspendens zu verbreiten. Innerhalb des Vereins haben wir uns vor allem auf die Organisation von Blutspendeaktionen konzentriert, aber auch auf verschiedene Veranstaltungen in diesem Zusammenhang. Unter anderem haben wir Bildungsveranstaltungen organisiert und unsere Freiwilligen standen auch bei unterschiedlichen Veranstaltungen und Versammlungen wie beim Marsch zum 1. Mai als medizinische Assistenten zur Verfügung. In dem Verein gab es nicht nur viele Krankenpfleger oder Ärzte, die als freiwilliger Gesundheitsdienst tätig waren, sondern auch Leute, die keine medizinische Ausbildung hatten, aber anderen helfen wollten und so zum Roten Kreuz gekommen sind.
Du hast mehrmals Blut gespendet. Was hat dich als junge Frau motiviert, Blut zu spenden?
Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal Blut gespendet habe, hatte ich nicht den Gedanken im Hinterkopf, dass ich damit anderen helfen kann. Ich habe Blut gespendet, weil es die Menschen in meiner Umgebung getan haben. Auch meine Mutter, die insgesamt mehr als zwanzig Mal Blut gespendet hat, hat mich motiviert. Man kann also sagen, dass ich ihre Tradition fortgesetzt habe. Erst später habe ich eine andere Dimension des Blutspendens wahrgenommen. Später konnte ich jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Blut spenden, sonst hätte ich es noch mehrmals getan.
Wenn du es mit deiner Jugend vergleichst, bist du der Meinung, dass die Idee des Blutspendens heutzutage mehr in den Vordergrund tritt?
Ich persönlich denke, dass die Idee des Blutspendens im Moment etwas in Vergessenheit geraten ist, es hat nicht die gleiche Stellung in der Gesellschaft wie früher. In der Vergangenheit gab es mehrere Vereine, die über das Blutspenden aufgeklärt haben, aber viele gibt es nicht mehr und das kann auch der Grund sein, warum wir heute nicht mehr so viel über das Blutspenden hören. Ich wünsche mir, dass die Idee des Blutspendens auch die jungen Leute anspricht.
Matej Lanča
(Der Autor ist der Enkel der Interviewten.)