bunte Spielfiguren

Identität, Identity, Identité

Ich liebe die Fußballmannschaft FC Trentschin/Trenčín, weil das ganze Team aus internationalen Spielern aus der ganzen Welt besteht. Ein Symbol der Vielfalt und Einheit. Wisst ihr, wo die besten Basketball-Spielerinnen in der Slowakei sind? In Rosenberg/Ružomberok. Ein Drittel der Spielerinnen kommt aus dem Ausland, das andere Drittel aus anderen Städten der Slowakei und nur ein paar kommen aus meiner Stadt. Trotzdem liebe ich meine Rosenbergerinnen. Wieder ein Symbol der Vielfalt und gleichzeitig der Einheit.

Mein Vater stammt aus Krompach/Krompachy und mein Großvater mütterlicherseits wurde auch dort geboren, wohnte aber in Preßburg/Bratislava. Jetzt studiere ich selbst hier. Und die Tradition oder Identität lebt auch mit den Städten weiter, in denen meine Vorfahren gelebt haben.

Identität

Das Wort Identität kommt vom lateinischen „idem“ und bedeutet derselbe oder dieselbe. Identität entspricht einer völligen Übereinstimmung und ist zugleich gekennzeichnet durch die Individualität. Der Begriff findet sich in verschiedenen Gebieten, von der Psychologie bis zur Metaphysik. Die Philosophen suchen längst Antworten auf Fragen wie „Wer bin ich?“, „Woher komme ich?“ oder „Wohin gehöre ich?“ Im 19. Jahrhundert begann sich diese Suche immer stärker an einer Identität des Volkes festzumachen. Diese Volksidentität spielte eine entscheidende Rolle für das Gefühl vieler Menschen, Teil einer größeren Geschichte zu sein.

Der Bezug auf diese Identität wurde auch immer wieder missbraucht, um andere auszuschließen und abzuwerten. Doch sie kann sich auch in der Akzeptanz anderer Identitäten zeigen und dabei Menschen helfen, Halt zu geben und einen Zusammenhalt zu schaffen, der nicht ausschließt, sondern einschließt. In Zeiten, in denen viele junge Menschen nach Identität suchen, steht vor uns eine neue Möglichkeit zu beweisen, dass diese Identität Zukunftspotential hat.

Wenn es zum Beispiel um das Thema Migration geht, zeigt sich, dass viele unserer Vorfahren selbst erfahren haben, was es heißt, in die Fremde gehen zu müssen. Durch dieses Verständnis der Vergangenheit können wir einige der Leiden derer verstehen, die heute nach Europa und in die Slowakei fliehen und ihnen eine helfende Hand reichen.

Wir vergessen nicht

Unsere Vorfahren haben uns starke Traditionen hinterlassen. Hier können wir Stützpfeiler finden, um die Welt zu verstehen und unsere Identität zu entwickeln. Identität war und ist in einem ständigen Wandel. Auch der Begriff hat heute unterschiedliche Bedeutungen und wird gerne missbraucht. Das dürfen wir nie erlauben.

Ezé Wendtoin wurde in der Hauptstadt von Burkina Faso Ouagadougou geboren und lebt in Deutschland. Sein Lied „Dresden Daheeme“ ist eine Liebeserklärung an seine zweite Heimat, darin singt er: „Mein Zuhause ist dort, wo mein Herz ist.“ Und tatsächlich, jeder von uns sucht ein Stück der Identität. Die Hautfarbe spielt keine Rolle, auch die Sprache muss nicht unbedingt zu einem Identitätsmerkmal führen. Im Vergleich zu der Vergangenheit ist es heutzutage einfacher Gleichgesinnte zu finden, um eine Gruppe zu bilden. Andererseits fühlen wir uns gerade in dieser globalisierten Welt oft identitätslos, da man oft als Einzelkämpfer gesehen wird. Doch diese Vereinzelung können wir überwinden, indem wir auf unsere Gemeinsamkeiten blicken und voneinander und von unseren verschiedenen Identitäten lernen können.

800-jährige Tradition

Migration gehörte schon immer zur Menschheitsgeschichte. Menschen und ganze Völker sehnten sich nach neuen Möglichkeiten, nach einem besseren Leben oder nach Freiheit. Immer wieder hört man auch von Menschen, die zwangsweise ihre Heimat verlassen mussten. Sie sind heimatlos und doch können sie eine neue Heimat finden.

Auch unsere Vorfahren haben das Land der heutigen Slowakei gefunden. Ob sie damals freiwillig kamen oder nicht, spielt für uns keine Rolle mehr. Sie lebten hier, entwickelten neue Traditionen und Identitäten. Diese Traditionen, die wir von unseren Eltern bekamen, sind das Wichtigste dieser Geschichte. Deshalb sollten wir diese Traditionen weiterentwickeln und mit Neuem bereichern, um es für die nächsten Generationen mit anderen kulturellen Merkmalen weitergeben zu können.

Identität, Identity, Identité – unterschiedlich geschrieben, verschieden ausgesprochen aber immer wieder das gleiche Symbol der Einheit und Vielfalt.

Hubert Kožár