Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky allerseits! Ich möchte heute noch einmal an die Gedenkkundgebungen für Ján und Martina erinnern. Als der feige Mordanschlag auf sie vor einem Jahr verübt wurde, war ich noch gar nicht auf der Welt. Aber mein Butler, der Herr Schmidt, hat mir darüber erzählt.
Es ist ihm nicht leicht gefallen, weil ihn diese böse Tat auch mit einem Abstand von einem Jahr immer noch sehr berührt. Ján war für meinen Butler ein Kollege, der noch dazu für denselben Verlag gearbeitet hat wie Herr Schmidt. Da fällt es offenkundig auch einem Zweibeiner schwer, seine Emotionen im Griff zu haben.
Was mich interessiert: Hat sich das Leben nach dem Anschlag so sehr
verändert, dass das Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahlen haben
wird? Spielt das überhaupt eine Rolle im Wahlkampf? Immerhin war der
Mord ein wichtiger Grund für die ebenso kluge wie hübsche Zuzana
Čaputová, in die Politik zu gehen. Und abgesehen von den
Präsidentschaftswahlen: Wie ist die Rolle der wichtigsten Politiker
des Landes generell zu sehen? Robert Fico gehört immer noch dazu. Nach
Lage der Ermittlungen hatte er nicht unmittelbar etwas mit dem
Anschlag zu tun.
Er kann sich jetzt sogar als Opfer aufspielen, weil er in der Presse und von den Demonstranten mehr oder weniger zu Unrecht beschuldigt wurde. Und Fico hat auch so noch viele Anhänger. Wird er das ausnutzen, um eventuell vorgezogene Präsidentschaftswahlen zu erzwingen? Er hat keinen Zweifel gelassen, dass er solche Wahlen zu gewinnen gedenkt. Wie wird Premier Peter Pellegrini reagieren, wenn Fico nicht mehr nur aus dem Hintergrund Strippen zieht, sondern ihn wieder verdrängen will?
Es gibt reichlich Fragen, deren Beantwortung über die künftigen Jahre
der Slowakei entscheiden wird. Meine Hoffnung ist, dass die Zweibeiner
reichlich an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen. Vielleicht erleben
wir eine ähnliche Überraschung wie bei den letzten Wahlen und es kommt
mit Zuzana Čaputová erstmals eine Frau in das Präsidentenpalais von
Pressburg. Aber Hauptsache kein Mečiar-Mann oder gar ein Neonazi wie
Kotleba.
Mein Butler, der Herr Schmidt, ist zwar nicht erfreut darüber, dass auch der amtierende Staatschef Andrej Kiska ein bisschen reichlich Dreck am Stecken zu haben scheint. Er bleibt aber bei seiner Grundmeinung, dass Kiska der Slowakei insgesamt sehr gut getan hat. Vor allem für die Außenwirkung des Landes. Er war ein verlässlicher ruhender Pol, der keine Zweifel an den Bindungen der Slowakei zur EU und Nato hat aufkommen lassen. Und der auch in schwierigen innenpolitischen Situationen klaren Kopf behalten hat.
Jeder Nachfolger wird da in große Fußstapfen treten. Er muss nachweisen, dass die Slowakei bei ihrer klaren Westausrichtung bleibt. Und er muss im Rahmen der Visegrád-Staaten ausgleichend wirken. Die Entwicklungen vor allem in Polen und Ungarn sind zu Teilen bedenklich. Hier sind die Slowaken gemeinsam mit den Tschechen aufgefordert, gegenzusteuern. Dass das nicht leicht ist mit einem tschechischen Präsidenten Miloš Zeman, liegt auf der Hand. Den habe ich etwas besser im Auge und kann ihn recht gut einschätzen.
Das war heute eine sehr politische Kolumne von mir. Aber das Leben besteht nun einmal nicht nur aus Spaß. Den habe ich freilich als Katerchen trotzdem jeden Tag. Nur so viel: Ich bin jetzt groß genug, damit mich mein Butler auch draußen rumstromern lässt. Einmal bin ich sogar erst mitten in der Nacht zurückgekehrt. Da war mein Butler sehr aufgeregt. Aber auf mich ist Verlass. Und das wird auch so bleiben. In diesem Sinne: Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt