Krickerhauer Kreuzweg in Prag ausgestellt
Die ersten Wochen des Jahres sind für Vereine, die ausschließlich auf Projektförderung angewiesen sind, gewöhnlich nicht durch hohe Aktivität gekennzeichnet. Das ist ganz verständlich: Die meisten der Projekte befinden sich noch in der Auswertungsphase oder bei den bereits bewilligten Projekten beginnt man mit der Finanzierung vorsichtiger. Im Gegensatz dazu ist in unserem Vereinsbüro in diesen Wochen neben dem Alltagsbetrieb viel zu tun mit den Abrechnungen der Projekte des vergangenen Jahres und diese werden von Jahr zu Jahr immer anspruchsvoller. Die erwähnten „ruhigeren Zeiten“ galten jedoch nicht für mich. Einiges davon möchte ich an dieser Stelle erwähnen.
In Krickerhau hatten wir zusammen mit der dortigen Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins (KDV) Besuch vom Botschafter der Tschechischen Republik, Dr. Rudolf Jindrák. Es war ein sehr angenehmes Gespräch, das sicher auch dadurch beeinflusst war, dass die Mutter des Botschafters aus einer deutschen Familie (Stenczel) aus Kesmark stammte. Über die Tätigkeit unseres Vereins in den kommenden Monaten habe ich mit dem neuen Botschafter der Republik Österreich, Dr. Johannes Wimmer, gesprochen. Ich hoffe auch in Zukunft auf eine Fortsetzung der traditionell guten Zusammenarbeit der österreichischen Botschaft mit dem Karpatendeutschen Verein.
Im Februar war ich zwei Mal in Prag. Während meines zweiten Aufenthalts habe ich zusammen mit unserem ifa-Kulturmanager Peter Mons an dem Regionaltreffen des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) teilgenommen. Dabei ging es um Zwischenbilanzierungsgespräche zwischen dem ifa und dem KDV als Gastinstitution. Die Arbeit unserer Kulturmanager und Kulturassistenten, die beim KDV tätig sind, halten wir für eine wichtige Unterstützung unserer Tätigkeit, insbesondere bei der Jugendarbeit.
Drei Tage verbrachte ich während meines ersten Prager Aufenthalts mit den Krickerhauern. Anlass dafür waren die würdigen Veranstaltungen, die der bekannte tschechische Theologe, Prof. Mons. Tomáš Halík, in der Kirche des Hl. Salvators an der Karlsbrücke leitete. Dort wurde der bereits vor 80 Jahren verlorene monumentale Kreuzweg aus der Pfarrkirche in Krickerhau/Handlová wieder aufgebaut (28 auf Blech gemalte Bilder auf einer Fläche von über 6 x 3 Metern). Hinter dem Hauptaltar im Presbyterium werden in vier Reihen übereinander immer sieben Gemälde gezeigt. Dieser Kreuzweg für die Krickerhauer Katharinenkirche wurde im Jahr 1926 entworfen, als die ganze Kirche renoviert wurde. Der Krickerhauer Kreuzweg ist eine Kombination aus einem Kreuzweg und den Rosenkranzgeheimnissen. Gefertigt wurde er von der Kirchenmalerwerkstatt Ludwig Schramek und Sohn aus Schemnitz/Banská Štiavnica.
Als sich gegen Kriegsende die Front näherte, blieb auch Krickerhau nicht verschont. Während eines Gottesdienstes am Montag, dem 26. März 1945, fiel eine Bombe auf die Kirche und explodierte. Der ganze Innenraum und auch der Kreuzweg wurden beschädigt. Der Kreuzweg verschwand. Vor einigen Jahren wurden die Tafelbilder unter dem Kirchendach wieder gefunden. Als Norbert Schmidt in Krickerhau recherchierte, stieß er auf den Kreuzweg und kam auf die Idee, die 28 Bilder in Gänze auszustellen. Pfarrer Andrej Porubský stimmte einer Ausstellung zu. Die Bilder sind nun als Leihgabe nach Prag gekommen und wurden als malerische Intervention in der Salvatorkirche installiert. An mehreren Tafeln sind Löcher von den Bombensplittern sichtbar. Norbert Schmidt merkt an: „Die dargestellte Aggression des Kreuzwegs überlagert die Spuren der Kriegsaggression. Natürlich haben die Bilder auch eine zeitgenössische Relevanz, da der Krieg wieder so nahe an uns herankommt. Dieser Kreuzweg bekommt auf einmal eine neue Aktualität.“ Der Kreuzweg von Krickerhau ist in Prag noch die ganze Fastenzeit über in der Salvatorkirche zu sehen. Wir möchten ihn aber unbedingt auch in der Slowakei zeigen.
Ondrej Pöss