Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Zwei Monate sind vergangen und wir konnten uns endlich wieder in unserer Küche zu unserem Nachmittag mit Poesie und Prosa in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom treffen. Interessante Bücher und gute Gedichte standen dabei auf unserem literarischen Programm.
Da es Anfang April war, haben wir aus dem „Literaturkalender 2022“ das Gedicht „Ostern“ ausgewählt. Geschrieben hatte es Theodor Storm. Der Autor ist 1817 in Husum geboren, einer Hafenstadt in Schleswig-Holstein. Gestorben ist er 1888 in Hademarschen. Er sagte einmal: „Man muss sein Leben aus dem Holz schnitzen, das man hat, und wenn es krumm und knorrig wäre.“
Der Monat des Buches
Der Monat März wird als „Monat des Buches“ bezeichnet. Das Karpatenblatt hat uns auf den 21. März aufmerksam gemacht. Dort lasen wir, dass im Jahr 1999 der 21. März von der UNESCO zum „Welttag der Poesie“ erklärt wurde. Das haben wir nicht gewusst! So haben wir bei dieser Gelegenheit zwei gefühlvolle Gedichte ausgewählt: „Erste Rosen“ von Rainer Maria Rilke (1875-1926) und „Ein Aufatmen“ von Ada Christen (1839-1901). Beide Gedichte beschreiben die Natur. Sie zu hören, hat Freude gebracht!
Die österreichische Publizistin und Schriftstellerin Dr. Ilse Helbich, die 1923 in Wien geboren ist, haben wir auch in unserem Programm gehabt. Wir haben ihr neuestes Buch „Anderswohin“ besprochen, das im Literaturverlag Droschl Graz – Wien im Jahr 2022 herausgekommen ist. Dieses Buch erzählt „Vom Träumen, Suchen und Finden.“ Man findet darin persönliche Erinnerungen der Autorin. Barbara Geschwinde vom Fernsehsender WDR meinte über das Buch: „Es ist stark autobiografisch geprägt. Gefühle wie Glück, Angst oder Scham werden wieder wach, nachempfunden in einer sehr feinen und klaren Sprache.“ Man findet darin etwas Lustvolles – im Schreiben, im Streiten, im Erinnern. Wir haben uns ausführlicher dem Teil „Vom Schreiben“ gewidmet.
Die Autorin hatte einige Zeit lang nicht mehr geschrieben. Dann war das Bedürfnis zu schreiben wieder da. Sie bekam ein unerwartetes Geschenk – eine Füllfeder, die gerade so lang war wie ihr Zeigefinger. Dr. Ilse Helbich sagte einmal: „Das Leben ist dadurch, dass man ein Begrenzungsgefühl hat, unbeschreiblich schön.“ Wir haben außerdem aus ihrem Gedichtband „Im Gehen“ (2017) das Gedicht „Frühlingsspaziergang“ gelesen.
Der Welttag des Buches
Die UNESCO erklärte 1995 den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem globalen Feiertag für das Lesen, für Bücher und die Rechte der Autoren. Der 23. April ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.
Das war für uns ein Anlass, für unseren Nachmittag mit Poesie und Prosa das Buch „Die Möwe Jonathan“ auszuwählen. Dessen Autor ist Richard David Bach, der am 23. Juni 1936 in Oak Park/Illinois geboren wurde. Er ist ein amerikanischer Schriftsteller und Pilot. Bach begann im Alter von 17 Jahren zu fliegen. Sein erstes Buch „Die Möwe Jonathan“ von 1970 gilt heute als Kultbuch und ist ein Weltbestseller vom wahren Sinn des Lebens, von Abenteuer, Freiheit und Persönlichkeit. Die Möwe Jonathan ist anders als ihre Artgenossen: neugierig und hungrig auf die Weite des Meeres und des Himmels. Sie will alles lernen, erfahren und verstehen. Die Publikation ist einer der größten Bucherfolge unserer Zeit, es ist ein Kunstwerk wie „Der Kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry.
Kein anderes Buch hat bisher das Wunder und das Glück der Freiheit des Einzelnen so eindringlich geschildert. „Man soll sich jeden Tag Freude machen – man soll ein gutes Buch lesen“, war einmal in einer Fernsehsendung zu hören. Ich denke, „Die Möwe Jonathan“ ist so ein Buch.
Auch diesmal haben wir uns dem Klassiker der Weltliteratur gewidmet. Johann Wolfgang Goethe – ab 1782 von Goethe – ist am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Gestorben ist er am 22. März 1832 in Weimar. Er war ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Naturforscher, Staatsmann und ein Philosoph, einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Klassizismus. Diesmal haben wir für unser Literaturkränzchen das Gedicht „Gefunden“ ausgewählt:
Gefunden
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Um nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?
Ich grubs mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ichs
Am hübschen Haus.
Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort,
Nun zweigt es immer
und blüht so fort.
Dieses Liebesgedicht entstand am 26. August 1813 als Hommage Goethes an seine Frau Christiane von Goethe, geb. Vulpius (1765-1816). Anlass war der 25. Jahrestag der ersten Begegnung der beiden im Park an der Ilm in Weimar. Gemeint ist Goethes abseits gelegenes Gartenhaus im Park. Dort traf sich der 39-jährige Dichter anfangs häufig mit der attraktiven Christiane Vulpius, seiner späteren Frau – dem „Blümchen“. „Meine Zuflucht“ – so nannte Goethe dieses Haus im Park.
Ilse Stupák