Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Dieses Mal haben wir unser Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom etwas anders gestaltet. Ein Teil war dem Karpatenblatt gewidmet, denn ihm und der Redaktion können wir herzlich danken, dass wir täglich online über die Aktionen in den Ortsgruppen lesen können. Besonders möchten wir uns für die schönen und interessanten Illustrationen vor den Artikeln bedanken, die auch unser Literaturkränzchen begleiten.
Solche herrlichen Bilder bringen selbst in trüben Zeiten Freude! Diese Seiten unseres Literaturkränzchens haben wir ausgedruckt und ausgestellt, damit sich auch diejenigen, die keinen Internetzugang haben, daran erfreuen können. Die Illustrationen gefallen vielen, die sie online sehen. Sie sind auch auf der Webseite der Buchhandlung Roth in Offenburg sowie auf der Seite von Dr. Ilse Helbich zu finden.
Hermann Hesse und seine poetische Welt
Unser literarisches Treffen im September eröffneten wir mit unserem Lieblingsautor, dem Dichter Hermann Hesse. Hesse wurde 1877 in Calw, Württemberg, geboren und erhielt 1946 den Nobelpreis für Literatur. Er verstarb 1962 in Montagnola in der Schweiz. In diesem Lesejahr haben wir immer wieder Werke von ihm in unser Programm aufgenommen. Besonders freuen wir uns über ein wunderbares Geschenk: den Gedichtband „Das Lied des Lebens“ (2002), ausgewählt von Volker Michels und erschienen im Insel Verlag. Hesse schrieb im Laufe seines Lebens mehr als 1.500 Gedichte. Die rund 250 in der Auswahl gehören zu den beliebtesten und meist vertonten Gedichten des 20. Jahrhunderts. Seine Verse sind wie Musik, hier ein Beispiel:
„Was uns Verworrenes begegnet,
Wird klar und einfach im Gedicht:
Die Blume lacht, die Wolke regnet,
Die Welt hat Sinn, das Stumme spricht.“
Thomas Mann beschrieb Hesses Lyrik als „sensitiv modern, in volkstümlicher Romantik gekleidet.“ Für unser Literaturkränzchen haben wir aus dem Sammelband das Gedicht „September“ ausgewählt und gelesen. Im „Poetischen Postkartenkalender“ für das Jahr 2024 haben wir im September das Gedicht „Irgendwer“ von Mascha Kaléko gefunden, das wir ebenfalls bei unserem Treffen vorgetragen haben.
Renommierte Schweizer Dichterin
Ein weiterer Programmpunkt war der österreichisch-schweizerischen Dichterin und Erzählerin Regina Ullmann gewidmet. Sie wurde 1884 in St. Gallen geboren. Ullmann war ein hochsensibles Kind und wurde zunächst nicht in die Volksschule aufgenommen. In einem Privatinstitut erhielt sie dann die nötige Förderung und konnte so ab 1896 die Primar- und Sekundarschule besuchen. 1902 zog sie mit ihrer Mutter nach München. Dort arbeitete sie eine Zeit lang an der Bayerischen Staatsbibliothek und besuchte die Kurse für Literatur und Kunstgeschichte. Da lernte sie Rainer Maria Rilke kennen. Von Rilke gefördert entwickelte sich die St. Gallerin zu einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen. 1954 erhielt sie den Kulturpreis der Stadt St. Gallen.
Ihr Werk umfasst hauptsächlich Erzählungen und Gedichte. Regina Ullmann verstarb am 6. Januar 1961 in Ebersberg in Oberbayern. In der St. Gallener Bibliothek, dem Stift Vadian, wurde der Schriftstellerin am 18. Januar im Raum für Literatur gedacht. Die Schweizer Literaturzeitschrift „orte“ widmete eine ganze Ausgabe der Dichterin. Darin heißt es: „Ihre Gedichte sind in einem eigenwillig archaischen Stil geschrieben, der im Lauf der Jahrzehnte einen zeitlos modernen Charakter aufweist.“ Wir haben aus ihrem Gedichtband „Erwachen“ ausgewählt und dieses Werk bei unserem Treffen besprochen.
Die Geschichte einer verbotenen Liebe
Dieses Mal haben wir uns auch dem Roman „Tristan und Isolde“ gewidmet. Diese Erzählung gehört zur Literatur des europäischen Mittelalters und viele Dichter – besonders in Frankreich und Deutschland – haben sich an diesem spannungsreichen Stoff versucht. Wir lasen die Version von Joseph Bédier, einem französischen Romanisten, der 1864 in Paris geboren wurde und 1938 in Le Grand-Serre verstarb. Die Tristan-Legende ist in ihren Ursprüngen schwer zu rekonstruieren, doch keltische, germanische und orientalische Wurzeln scheinen möglich. Die tragische Geschichte der verbotenen Liebe zwischen Tristan und Isolde, die durch einen Zaubertrank miteinander verbunden sind, bietet viel Stoff für Diskussionen und wurde auch mehrfach verfilmt.
Unser Heimatdichter Adalbert Mehly
Zum Abschluss unseres Treffens wählten wir wieder unseren Heimatdichter Adalbert Mehly. Er wurde 1891 in Wagendrüssel geboren und war ein erfolgreicher Lehrer wie sein Vater. 1912 kam er als Lehrer nach Einsiedel. Später war er Direktor der achtklassigen deutschen Volksschule in Einsiedel. Er war auch Kantor der evangelischen Kirchengemeinde und leitete den Männergesangverein. Mehly schrieb Gedichte in deutscher Sprache und in unserer Mundart. Er verstarb 1970 im Krankenhaus in Leutschau.
Zu seinen großen Erfolgen zählt die Organisation der 700-Jahr-Feier der „Deutschen Einwanderung in die Unterzips“, die 1930 in Einsiedel stattfand. Das damit verbundene „Zipser Sängerfest“ zählt zu den besonderen Ereignissen der Göllnitztaler Gründler. Wir haben dieses Mal bei unserem Literaturkränzchen seine Gedichte „De Ansiedla“ und „Die Einsiedler“ vorgetragen.
Ilse Stupák