Alle Teilnehmenden bekamen einen Beutel…

Moderne Poesie beim Poetry Slam

Zwölf mutige Poetinnen und Poeten haben bei unserem Poetry Slam am 7. April im Goethe-Institut ihre selbstgeschriebenen Texte dem Publikum vorgestellt. Mit lautem Applaus wählte das Publikum die Siegerinnen des Abends.

Für viele der Teilnehmenden war es das erste Mal, dass sie auf einer Bühne standen und doch trauten sich zwölf junge Menschen, bei dem Poetry Slam mitzumachen, den der Karpatendeutsche Verein, das Goethe-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen organisiert hatten. Die Texte variierten dabei zwischen lustig, traurig und mitreißend, behandelten eine breite thematische Palette – von der ersten Liebe bis zum Sinn des eigenen Lebens. Man merkte, dass die Teilnehmenden Herzblut in ihre Texte gesteckt hatten und dabei ihre ganz eigenen Formen und Stile entwickelt hatten.

Um die ersten Schritte auf die Bühne nicht allein machen zu müssen, half die Poetryslammerin Katharina Wenty den Teilnehmenden nicht nur durch ihre Moderation des Abends, sondern bot am 26. März auch einen Poetry Slam-Workshop an. Hier lernten die Interessierten Techniken, wie man ins kreative Schreiben kommt und arbeiteten auch daran, die entstandenen Texte vor Publikum zu performen.

Nachdem diese ersten Schritte gegangen waren, trugen die Teilnehmenden ihr Wissen in den Poetry Slam weiter. Wie bei Poetry Slams üblich entschied das Publikum durch Applaus über die besten Auftritte. Auch wenn die Darstellung der Texte beim Poetry Slam wichtig ist, wollen wir unseren Leserinnen und Lesern die drei Texte der Gewinnerinnen nicht vorenthalten. Die Texte zeigen nicht nur, wie viel Kreativität in uns allen steckt, sondern auch die Schönheit der Sprache.

Höre sanft zu

Den dritten Platz erreichte Emma Horvat mit ihrem Text „Höre sanft zu“:

Höre sanft zu den knisternden Kopfhörern

um ein Uhr zweiundfünfzig in der Nacht.

die kinetische Vibration, die von ihnen in deine Ohren weht,

durch dein elektrisches Gehirn, das eine kleinere Grafikkarte als dein Monitor hat,

hörst du das Lachen deiner Freunde,

die du nur durch ein Rechteck auf deinem Display kennst.

eine Hitzewelle schlägt dir ins Gesicht,

durch das Fenster, das seit gestern geöffnet ist,

sonst würdest du im Zimmer ersticken,

als ein Goldschwert in deinen Körper schlägt, mit einem einfachen Schwung.

deine Vision wird kurz mit rot verseucht,

und wird dann wieder ganz normal,

als das verschwundene Herz sich wieder auflädt.

um drei Uhr nachts legst du dich ins Bett,

der Voicecall immer noch offen auf deinem Handy,

und zu den leisen Stimmen, die als Wiegenlied dich in den Schlaf zwingen,

wirst du deine Augen schließen,

bis dich die Träume nicht erfassen.

in dem Traum lebst du in der Welt,

die du und sie alle entworfen habt,

ohne dass du hinter dem Bildschirm auf dem Stuhl sitzt.

es gibt Drachen, die du bekämpfst,

es gibt Häuser, die du baust,

es gibt Menschen, mit denen du jeden Moment verbringst.

du wachst auf aus diesem wunderbaren Traum

um ein Uhr nachmittags.

die Stimmen durch den Bildschirm sind verschwunden,

es gibt keine Batterie mehr im Gerät und du musst es aufladen.

Was anderes kannst du nicht tun,

außer nach unten in die Küche zu gehen.

du solltest früher schlafen gehen,

solltest weniger Zeit am Computer verbringen,

solltest dich mehr draußen bewegen,

solltest etwas mit deinem Leben machen,

sonst bist du wertlos,

aber das weißt du schon,

das wird dir jeden Tag gesagt,

mit dem Essen in der Hand

kehrst du zurück auf deinen Stuhl allein,

ein Klick der Maus, ein Öffnen eines Tabs

und die Einsamkeit ist verschwunden.

du bist eigentlich kein schlechter Mensch,

du bist nicht niemand, tust doch genug für die Welt.

keiner leidet wegen dir,

du fühlst dich gut, lachst mehr als genug.

dann warum wirst du eigentlich antagonisiert?

warum wird dein Leben als ein Bild der verlorenen Jugend gezeichnet?

wer hat jemals gesagt, wer hat bezeugt, dass dein Verhalten schlecht für dich sei?

es ist doch eigentlich alles

von alten Menschen

ausgedachter

bullshit.

dein Lachen ist so laut nur hier,

mit deinen Freunden auf dem Screen,

du fühlst dich am besten in diesem Spiel,

wenn du den größten Boss endlich besiegst,

es ist das Beste, und ihr Menschen, hört zu!
mein Leben ist nicht vergessen, wenn ich länger bin auf dem Computer als du!

höre sanft zu,

durch das Knistern der Kopfhörer,

wie der Wind draußen weht,

um vier Uhr nachmittags.

dir ist es aber egal.

egal.

egal.

egal.

Gruß in den Himmel

Den zweiten Platz erreichte Alexandra Spitzkopfová mit ihrem Text „Gruß in den Himmel„.

Von meinen Augen Tränen laufen,
wie immer, sieht sie mich.
Kennt alle meine Gefühle,
Blutverbindung, im Herz ein Stich.

Lasst mich nie allein,
wenn ich falle hin.
Wenn die Welt sieht dunkel aus,
mit Sternen sie zeigt mir den Sinn.

Grauenhafter Traum, der
meine Rolle nimmt.
Sie sieht es unlieb ist,
ihr Zug dann immer stimmt.

Zauberhaft, so die Welt aussieht,
Spaziergang der blauen Augen.
Genießen den Anblick,
bis wir noch still glauben.

Und magische Hände,
verändern jedes Ding.
Mit winzigen Schritten beginnt,
bis Liebe in ihr entspringt.

Familienbund,
ist aber sicher mehr.
Spazieren mit uns zum Mond,
das fällt Oma nicht schwer.

Nur ein Wort,
die sprachlose Tat,
aus meinem Leben machen,
ein schönes Unikat.

Ihre kluge Wirkung,
Empfindlichkeit tolerant.
In das Leben sie geben dir,
zu Hause sein, Gefühl erkannt.

Es ist nicht nur Liebe,
mit Bewunderung geteilt.
Dankbarkeit für alles,
bis zum letzten Wort gemeint.

Der grüne Schein umher,
und Farbe der Rosen.
Kontrast zusammenarbeitender,
Bedeutungen mit kuriosen.

Jetzt Charakterzüge
und Taten, die mutig sind.
Hoffnung zu gewinnen,
die Mensch unmöglich find.

Mit Waffen kämpfen,
schafft jeder klar.
Aber für sie Witz anstatt Mord,
immer möglich war.

Und das braucht Verwegenheit.

Nach unleichten Zeiten,
das weiß man gewiss.
Kommt endlich Ruhe,
ist Sinn das Verständnis.

Einmal muss doch alles enden,
neue Richtung verabschieden.
In diesem Punkt der Verzeihung,
findet Herz den Frieden.

Wissend nur, dass Stern jetzt leuchtet
und Liebe verlischt kaum.
Wir können uns noch mal treffen,
gern im nächsten Traum.

Kann man es einfach nicht direkt sagen?! Ich muss mich immer fragen.

Den ersten Platz erreichte Mášenka Studencová mit ihrem Text: „Kann man es einfach nicht direkt sagen?!“.

Letztes Mal nach dem Theater,

Frage ich meinen Vater:

Was denkst du über die Darstellung?

Es hat keine einfache Zusammenfassung.

Das Kunstwerk hat einen riesigen Applaus bekommen,

Die Kostüme fügen sich zu einem Gesamten zusammen.

Die Dramaturgie hat eine Plausibilität gezeigt,

Aber die Dauer steigt und steigt.

Ich weiß jetzt nicht, ob es ihm gefallen hat,

vielleicht frage ich nach einem Monat.

Ein anderes Mal, sagt mein Freund zu mir:

Meine Eltern sind nicht zu Hause – Gut für Sie

Ich habe einen freien Platz- Gut für dich

Willst du mit mir einen Film schauen? Okay

Morgen trete ich in den Raum: Hi …

Dann beginne ich den Fernseher oder Laptop zu suchen …

Ich muss ihn fragen zu versuchen

Ich sehe keinen Bildschirm. Wo willst du den Film schauen?

Plötzlich hat er zu sprechen begonnen:

Deine Augen sind tief wie ein Ozean, ich tauche in den Mittelpunkt der Erde ein. Tausende von Sternen glitzern auf dem Meeresspiegel deiner Augen.

Und ich frage mich: Hä? Was soll das sein?

Angeboten wurde mir ein Glas Wein.

Und dann?! Ach… Er spricht weiter…

Das tötet mich

„Ist dir bewusst, dass man nicht töten soll?
Wusstest du schon, dass man nicht töten soll?
Weder mit Hand, Herzen, Mund, Zeichen
Gebärden noch Hilfe und Rat?
Wusstest du’s ?“

Das hat Nina Hagen in ihrem Lied das 5te Gebot gesungen,

Und man denkt: Mir ist es gelungen!

Ich töte nicht. Das ist nur deine Ansicht.

Sag das niemals in mein Gesicht!

Deine Worte sind wie Waffen,

Die mich in die Ewigkeit einschläfern.

Ja! Die Worte töten mich! Wenn ich kein Wort verstehe..

Kann man es einfach nicht direkt sagen?!

Liebe ist, wenn die goldenen Sonnenstrahlen malen ein unglaubliches Mosaik auf dem Mist, der in dem frischen durch das windkommende Gras liegt.

Kann man es einfach nicht direkt sagen?!

Ich muss mich immer fragen.

Es ist nicht gut für meinen Magen!

Leute! Ich sage es noch Mal!

Wenn man etwas sagen will, dann sag es einfach.

Aber nur mit zwei Worte. Wie ich jetzt: Applaus! Bitte!

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Poetinnen und Poeten bedanken, die mitgemacht haben!

Außerdem bedanken wir uns beim Goethe-Institut und dem Institut für Auslandsbeziehungen, dass das Projekt mit Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland gefördert hat.

Max Rößler