Forberg/Stráne pod Tatrami

Ostern in Forberg – ein Fest für Kinder und Jugendliche

In Forberg/Stráne pod Tatrami galten während der Passionszeit strenge Regeln. In dieser Zeit fanden keine ausschweifenden Feste statt. Auch Hochzeiten wurde nicht gefeiert. Dafür gab es an den Osterfeiertagen einige spritzige Bräuche.

Früher wurde in der Passionszeit jeden Dienstag und Freitag um 8 Uhr früh Gottesdienst gehalten. In den Jahren vor der Vertreibung wurde der Gottesdienst auf die Abendzeit verschoben. Da hatte man einfach mehr Zeit.

Die Karwoche war die stille Woche

Es galt, die Vorbereitungen für Ostern zu treffen. Am Gründonnerstag und Karfreitag schwiegen die Glocken. Man sagte, dass sie nach Rom gereist seien. Deshalb gingen die Buben im Alter von etwa 6 bis 15 Jahren mit Raspeln und Klappern durch den Ort, um das Läuten der Glocken zu ersetzen.

Glocke

Die Glocken verstummten in der Fastenzeit.

Am Gründonnerstag wurde früh, mittags und abends „geraspelt“. Am Karfreitag früh zogen die Buben um 9 Uhr zum „Polmsläuten“ durch den Ort, zum Kirchgang um halb zehn ebenfalls. Am Mittag und am Abend zogen sie auch in den Friedhof und raspelten eine Runde um das Kreuz. Am Karfreitag war um 14 Uhr Gottesdienst, es wurde der Todesstunde Christi gedacht. Nach dem Gottesdienst läuteten alle Glocken drei Mal in Abständen, so wie es Brauch war zu läuten, wenn jemand gestorben war.

Die Rückkehr der Glocken aus Rom

Am Karfreitag waren die Glocken aus Rom wieder „zurückgekehrt“ und um 10 Uhr vormittags war das Fasten zu Ende. Aus jedem Haus lief beim Läuten jemand zum Bach und schöpfte Wasser. Man sagte, es sei geweihtes Wasser. Die Mädchen wuschen sich das Gesicht, damit sie schön blieben und nahmen mit dem Eimer Wasser mit nach Hause. Auch die Haustiere bespritzten sie damit. Die Männer, die um diese Zeit schon auf dem Feld arbeiteten, bekamen beim Nachhausekommen mit den Pferden auch einige Spritzer geweihtes Wasser ab.

Alle freuten sich auf die Feiertage und die letzten Vorbereitungen wurden getroffen. Vor allem galt es die Ostereier zu „wäueln“, das heißt zu färben. Als Färbemittel dienten dabei Zwiebelschalen.

Natürlich gefärbte Ostereier

Biologisches Färben: Zwiebelschalen dienten als Färbemittel für die Ostereier.

Ostermontag war Badetag für die Mädchen

Die Väter aus der Verwandtschaft und Nachbarschaft kamen mit den kleinen und größeren Buben, um die Mädchen zu „baden“. Die Buben hatten ein Fläschchen Parfüm und spritzten dieses Parfüm auf den Kopf der Mädchen und der im Hause befindlichen Frauen. Dafür bekamen sie Plätzchen und Kuchen zum Essen und „Kracher“ (Limonade) zu trinken.

Die Erwachsenen erhielten natürlich Schnaps. In ein großes Taschentuch wurden den Kindern ein Osterhase, Ostereier aus Schokolade, gefärbte Eier, Orangen und Kleingebäck eingepackt. Außerdem bekamen sie noch Geld. Da war die Freude groß!

Die jungen Männer im Alter von 16 bis gegen 23 Jahren kamen am Vormittag zum Baden. Sie hatten aber nicht nur Parfüm, sondern auch Flaschen mit Wasser dabei. Manchmal schleppte man die Mädchen auch zum Pumpbrunnen. Die Mädchen waren nach dem Baden patschnass. Das sollte Glück und Gesundheit bringen. Die Jugendlichen wurden dafür mit Schinken, Eiern, Brot, Kuchen und Kleingebäck bewirtet. Zu trinken gab es entweder Likör, Wein, Schnaps oder Sodawasser, je nach Belieben.

 

Forberg/Stráne pod Tatrami

Forberg liegt am Fuße der Hohen Tatra, des kleinsten Hochgebirges der Welt. (©stranepodtatrami.sk)

Fröhliches Spielen am Waldesrand

Nach dem „Baden“ traf sich die Jugend – nun Jungen und Mädchen zusammen – im sogenannten „Loch“ am Waldesrand. Es wurden „Langer Meter“ und „Katz und Maus“ gespielt. In den Spielpausen konnte man die schönen und süßen Geschenke, die die Jungen erhalten hatten, verzehren. Der Montagnachmittag war ein fröhlicher Tag für die ganze Jugend des Dorfes.

Am Dienstag war „Badetag“ der Buben. Da gingen die Mädchen aus der Verwandtschaft und Nachbarschaft die Buben baden. Natürlich erhielten sie auch kleine Geschenke, die im großen Taschentuch heimgebracht wurden.

Julie und Luise Roth

(aus „Forberg – damals und heute“)