Peter Zwiebel – Musiker mit karpatendeutschen Wurzeln
Er ist einer der besten europäischen Bratschisten und führt als Solist regelmäßig Werke für Bratsche von zeitgenössischen slowakischen und ausländischen Komponisten auf. Peter Zwiebel wurde in Krompach/Krompachy geboren, wuchs in Kaschau/Košice, Štefanská Huta und Schigra/Žehra auf und seine karpatendeutschen Wurzeln sind unübersehbar.
Peter Zwiebel spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Geige. Seine Begeisterung für die Bratsche entdeckte er während seines Studiums am Konservatorium in Kaschau/Košice, wo er sich nach dem ersten Jahr des Geigenstudiums für die Bratsche entschied und begann, unzählige Stunden mit ihr zu üben. „Ich war von den klanglichen Möglichkeiten dieses Instruments so beeindruckt, dass ich in den folgenden Jahren nichts anderes mehr hören wollte. Es gab natürlich auch die Rivalität mit meinem Bruder“, erinnert sich Peter Zwiebel, dessen Bruder Marek ein Preis gekrönter Geiger ist. „Wir haben jeden Tag geübt, Noten und Konzertpassagen studiert. Oft bin ich mit gesenktem Kopf in mein Zimmer gegangen, um vernachlässigte, rhythmisch oder intonatorisch ungenaue Passagen zu verbessern. Wissen Sie, er hat mir immer einen Spiegel hingestellt, in dem ich mich völlig nackt gesehen habe. Aber so unangenehm das auch war, es ging immer um das, was ich hören wollte.“ Peter setzte seine Studien an der Akademie der Darstellenden Künste in Preßburg/Bratislava und später an der Akademie für Musik der Stadt Basel in der Schweiz fort.
Sitz der Familie Zwiebel in Göllnitz
Die karpatendeutsche Minderheit nahm er vor allem in den Ferien bei seinen Großeltern in der Zips wahr, aber auch während seines Studiums am Konservatorium: „Mein Großvater, Jan Zwiebel, und sein Bruder sprachen sowohl Deutsch als auch Mantakisch; sein Bruder Pavol beherrschte sogar Schwabach. Ich erinnere mich auch, dass er und meine Großmutter Margita (vorher Varhoľová – ja, ein Zweig der Familie von Andy Warhol) oft Deutsch und Ungarisch sprachen. Aus den Erzählungen meines Vaters, auch Jan, weiß ich, dass Urgroßvater Jan Zwiebel, der aus Göllnitz stammte, auch Deutsch sprach und ich glaube, er hatte auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Hier in Göllnitz war sozusagen der Sitz der Familie Zwiebel oder des Cziel-Zweiges.“ In Preßburg/Bratislava kennt Peter Zwiebel allerdings nicht allzu viele Karpatendeutsche, auch wenn er sie gerne kennenlernen würde. Er fügt bescheiden hinzu: „Vielleicht habe ich sie getroffen und weiß es nur nicht.“
Studium in Basel mit Profis
Seine deutschen Wurzeln haben ihm auch bei seinem Deutsch geholfen, weshalb er seine musikalischen Talente an der Akademie für Musik der Stadt Basel weiterentwickelte. Er könne stundenlang über die deutlichen Unterschiede in den Studienmöglichkeiten sprechen, meint Peter. „Was ich aber am meisten geschätzt habe, waren die Künstler auf hohem Niveau oder eine gewisse Tradition der Aufführungspraxis, die sie verinnerlicht hatten und weitergaben – sei es in den Klassen für Soloinstrumente (Christoph Schiller – Bratsche) oder Kammermusik (Walter Levin – La Salle Quartett, Reiner Schmidt – Hagen Quartett), die ich besuchte.“
Interpretation der zeitgenössischen klassischen Musik
Während seines Studiums war er bereits als Musiker aktiv. 2001 wurde er Leiter der Bratschengruppe des Europäischen Philharmonischen Orchesters. Im Herbst desselben Jahres gründete er zusammen mit seinem Bruder Marek Zwiebel, Peter Mosorjak und Andrej Gál das Zwiebel-Quartett, das in den fast zehn Jahren seines Bestehens zu den führenden Streichquartetten in der Slowakei gehörte. Peter Zwiebel arbeitete außerdem mit dem Melos Ethos Ensemble zusammen und war Mitglied bedeutender Ensembles für die Interpretation zeitgenössischer Musik wie dem Veni Ensemble, dem Quasars Ensemble oder dem Kammerorchester Ostravská banda. Als Mitglied dieser Ensembles nahm er an zahlreichen Aufnahmen, Tourneen und Festivals teil wie Melos Ethos, Ostrava Days, Musica Viva in Lissabon, dem Warschauer Herbst oder der Japan-Tournee des Slowakischen Kammerorchesters.
Seit 2004 ist er Mitglied des Slowakischen Kammerorchesters und Leiter der Bratschengruppe, aber er spielt auch gerne Solo-Bratsche, entweder mit Klavier oder in Begleitung eines Orchesters. Er bringt Kompositionen, die für dieses Instrument geschrieben wurden, zur Uraufführung.
Peter Zwiebel ist heute zwischen Preßburg/Bratislava und Wien unterwegs, wo er Bratschist des Varga Quartetts Wien ist. Mit einem Lächeln erzählt er von seinem musikalischen Schicksal: „Ich bin am 18. Mai geboren und das ist der Namenstag der Viola.“
Ľudmila Glembová