Einen geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul

Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

G

Jemandem läuft die Galle über

Bedeutet jemand lässt die aufgestaute Wut heraus oder jemand wird zornig. Der Ursprung dieser Redewendung ist möglicherweise in der Bibel zu finden, da heißt es: „Ihr Wein ist Drachengift und verderbliches Gift der Ottern Galle“. In der Viersäftelehre wurde den Cholerikern ein Zuviel gelber Galle zugeschrieben.

Gänsehaut bekommen

Benützt man, wenn man vor Entsetzen, Angst, Schrecken oder Kälte stoppelige Haut bekommt, die der Haut der gerupften Gans ähnlich ist. Dieser Zusammenhang war schon im 16. Jahrhundert bekannt.

Den Bock zum Gärtner machen

Wenn man jemanden für eine Arbeit oder Aufgabe einsetzt, der dafür etwa aufgrund seiner Herkunft oder Fähigkeit nicht geeignet ist. Der Bock wird schon in barocken Emblemen dargestellt, wie er in Parkanlagen junge Triebe nascht. Ein Bock als Gärtner ist somit ein Widerspruch in sich selbst.

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul

Geschenke sollte man nicht zu kritisch betrachten, um den Schenkenden nicht in Verlegenheit zu bringen. Die Redewendung hatte seinen Ursprung in der Antike. Auch Paulus im Brief an die Gemeinde in Ephesos schrieb: „Du sollst, wie es das Sprichwort sagt, die Zähne eines geschenkten Pferdes nicht untersuchen.“

Geld stinkt nicht

Die Redewendung besagt, dass der Wert des Geldes immer gleich bleibt, selbst wenn dieses aus fragwürdigen Quellen stammt. Sie wird dem römischen Kaiser Vespasian zugewiesen. Um eine neue Einnahmequelle zu generieren, plante er eine Latrinensteuer. Als sein Sohn Titus seinen Vater fragte, ob diese Latrinensteuer der Römer würdig sei, nahm Vespasian eine Bronzemünze und fragte Titus, ob diese stinkt. Aus dessen Verneinung entstand dann der Ausspruch “Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht.

Das Geld zum Fenster hinauswerfen

Bedeutet verschwenderisch mit Geld umgehen. Die Entstehung soll mit dem Fenster am alten Rathaus in Regensburg verbunden sein. In diesem Rathaus fand 1663 bis 1806 der Reichstag statt und vom dortigen Fenster warf der Kaiser Münzen für die Armen. Da es aber Steuergelder der Bürger waren, sagten sie zu Recht: „Er wirft unser Geld zum Fenster hinaus.“

Die Gelegenheit beim Schopfe packen

Wenn man eine Gelegenheit schnell nützt. In der griechischen Mythologie wurde der Gott des günstigen Augenblicks Kairos genannt. Er war in ständiger Bewegung und es gab nur eine Möglichkeit, ihn festzuhalten: ohne nachzudenken seinen langen Haarschopf packen, der ihm in die Stirn fiel.

Etwas an die große Glocke hängen

Bedeutet, dass man etwas öffentlich macht, herumerzählt oder auch indiskret ist. Als es noch keine modernen Kommunikationswege gab, diente die Glocke der Kirche gerade den Menschen in ländlichen Gebieten als Ruf, dass es Neues gab. Hängt man heute etwas an die „große Glocke“, macht man etwas in vollem Bewusstsein und in großem Stil öffentlich.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Bedeutet, dass der äußere Schein trügt. Defizite, Fehler und Mängel entdeckt man oft erst bei näherem Hinsehen. Diese Redewendung benützt man auch, wenn man ausdrücken will, dass nicht gehalten wird, was versprochen wurde.

Morgenstund hat Gold im Mund

Diese Redewendung besagt, dass sich frühes Aufstehen lohnt, weil es sich am Morgen gut arbeiten lässt und Frühaufsteher mehr erreichen. Der Ursprung ist der lateinische Satz „Aurora habet aurum in ore“ – Morgenröte (Aurora ist die griechische Göttin der Morgenröte) hat Gold in Mund und Haar. Denselben Ursprung hat auch die Redewendung Gold in der Kehle haben, was aber eine herrliche, schöne Stimme bedeutet.

Das Gras wachsen hören

Benützt man, wenn man übervorsichtig oder auch ängstlich ist, wenn man sich über baldige oder eingebildete Probleme Gedanken macht. Die Redewendung geht auf die skandinavische Heldensage „Edda“ aus dem 13. Jahrhundert zurück, in der über den Götterwächter erzählt wird, dass sie so gute Ohren hatten, dass diese Gras aus der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen hören konnte.