Kolumne: Schmidts Kater Loisl und der ESC
Čauky mňauky, allerseits! Weshalb, so frage ich mich seit Jahren, nimmt die Slowakei eigentlich nicht am ESC teil, dem europäischen Schlagerfestival? Das ist eine der bizarrsten Veranstaltungen ganz Europas, an dem jedes europäische Land teilnehmen kann. Ein verrücktes Spektakel, das hunderte Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt verfolgen. Es zählt zu den meistgesehenen nicht-sportlichen Ereignissen.
Seit 1950 schon wird der Gesangswettbewerb von der European Broadcasting Union veranstaltet. Oft versuchen die Darsteller mit extravaganten Anzügen, sinnlichen Choreografien und abenteuerlichen Kulissen zu beeindrucken. Je verrückter, desto besser. Der ESC ist aber nicht nur Pflichtprogramm für die Liebhaber des Skurrilen, sondern auch ein Ausdruck für die aktuelle internationale Politik. Es ist ein Ereignis, das die politische Stimmung des Kontinents widerspiegelt.
Bei den Bewertungen der einzelnen Auftritte wird deutlich, welche Staaten sich eng verbandelt fühlen. Die Zuschauer aus den skandinavischen Ländern unterstützen traditionell die jeweiligen Nachbarn aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Die Balkanstaaten die anderen aus dem Südosten Europas. Die Deutschen haben meistens Pech, weil niemand in Europa sie wirklich mag, wegen der traurigen Geschichte, auch wenn die schon 80 Jahre zurückliegt. Die Slowaken würden mit Sicherheit immer die meisten, also 12 Punkte, aus Tschechien bekommen und ihrerseits sicher die Tschechen als Beste ansehen. Seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine bekommen die Ukrainer aus ganz Europa einen Bonus, egal, wie die ukrainischen Vertreter singen. Jetzt, beim Finale in Malmö, spielte die Politik eine besondere Rolle. Wegen der militärischen Bemühungen Israels, die terroristische Hamas-Bewegung im palästinensischen Gaza-Streifen zu vernichten, gab es massive Proteste und Buh-Rufe gegen den Auftritt der israelischen Sängerin – obwohl sie ein tolles Lied präsentierte. Am Ende bekam sie aus Deutschland die meisten Punkte. Als Ausdruck der Solidarität der Deutschen mit den Israelis.
Ich, der ich eigentlich immer der Ansicht bin, dass wir Katzen alles sehr viel besser machen als die Zweibeiner, bin ausnahmsweise nicht dafür, dass wir jetzt auch endlich mal ein europäisches Festival für Katzenmusik einführen sollten. Wenn Sie schon mal mitten in der Nacht aus ihrem Schlaf gerissen wurden, weil draußen Katzen Katzenmusik veranstaltet haben, wissen sie, wovon ich rede. Aber die slowakischen Zweibeiner sollten sich künftig schon an dem Wettbewerb beteiligen. Das Land braucht gerade in schwierigen politischen Zeiten etwas, mit dem sie in Europa Pluspunkte machen kann. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt