Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky, mňauky, allerseits! Der Herr Schmidt, mein Butler, hat dieser Tage eine bemerkenswerte Feststellung gemacht: Er arbeite im falschen Beruf. Bemerkenswert an dieser Feststellung ist, dass ihm das erst nach mehr als 40 Jahren journalistischer Arbeit aufgefallen ist.
Mein Streichler ist darauf gekommen, nachdem er einen Artikel über das Verhältnis zwischen den Zwei- und uns Vierbeinern gelesen hat. Einen hochwissenschaftlichen Artikel!
Japanische Katzenforscher wollen etwas Bahnbrechendes herausgefunden haben: Katzen verstünden ihren Namen und würden den aus einer Vielzahl von Wörtern heraushören. Es sei der erste experimentelle Nachweis, dass Katzen verbale Lautäußerungen von Menschen verstehen können.
An dem Punkt brach mein Herr Schmidt, der erfahrene Katzenflüsterer, in schallendes Gelächter aus. Nachdem er mir diese hochwissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem fernen Japan vorgelesen hatte, fügte er einigermaßen verzweifelt hinzu: „Wieso habe ich in meinem langen Leben alles falsch gemacht? Weshalb bin ich nicht japanischer Katzenforscher geworden?“
Ich konnte meinem der Katzenforschung verloren gegangenen Butler zumindest teilweise den Grund dafür nennen: „Du bist einfach kein Japaner.“ Was ich nebenbei bemerkt schon wiederholt bedauert habe, weil ich sonst täglich dem (japanischen) Herrn Schmidt den Lachs vom Klebe-Reis seines Sushi klauen könnte.
Aber zurück zu den sagenhaften Ergebnissen der japanischen Forscher. Wenn jeder von denen sich privat eine eigene Katze halten würde, wären sie schon sehr viel eher darauf gekommen, dass wir Vierbeiner nicht völlig blöd sind. Die ersten domestizierten Katzen haben sich dem Menschen freiwillig angeschlossen. Sie betrachten die Menschen in einem gemeinsamen Haushalt als ihresgleichen, nicht als Chef im Ring. Das setzt Augenhöhe voraus. Und es ist ein ganz alter Hut und wirklich keine wissenschaftliche Sensation, dass Katzen ihre nur etwas größer geratenen zweibeinigen Butler aufs Wort verstehen, nicht nur, wenn man ihren Namen ruft. Das einzige, was mir mein Zweibeiner, der Herr Schmidt voraus hat: Er kann mir den Namen geben, der ihm gefällt. Na gut, na ja, er kann – anders als ich – noch den Kühlschrank öffnen.
Was die Forscher aus dem fernen Japan überhaupt nicht begriffen haben: Wir verstehen jedes Wort der Zweibeiner. Wenn wir das wollen. Das unterscheidet uns massiv von den ständig mit ihrem Schwanz wedelnden Hunden, die ihre Frauchen oder Herrchen immer abgöttisch lieben – und das vor allem auch zeigen. Hunde sind – sorry – tatsächlich ein bisschen blöd im Kopf. Wer die Weltherrschaft hat wie wir Katzen, ordnet sich nie einem anderen unter. Unser Trick besteht darin, dass wir die Zweibeiner zu einem uns wohlgefälligen Leben erziehen.
Mein Fazit: Herr Schmidt macht das schon gut als Journalist, muss nicht mehr umschulen und am Ende noch Japaner werden – obwohl Fisch vom Sushi total lecker ist. Mein Sklave liebt und achtet mich. Und ich ihn – wenn mir gerade mal danach ist. Čauky, mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt