Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky, allerseits! Mein Butler, der Herr Schmidt, hat sich schon wieder etwas ausgedacht, um mein gewohntes Leben völlig durcheinander zu bringen. Er kam dieser Tage mit hochrotem Kopf, heftig schwitzend, schwer ächzend und unter Zuhilfenahme seiner Freundin Anni in meine Wohnung. Die beiden Zweibeiner bugsierten mühsam einen riesengroßen Karton durch meinen engen Flur ins Wohnzimmer.
Danach räumte der Herr Schmidt sorgsam meinen Fernsehapparat vom Fernsehtischchen ab. Da begann ich zu frohlocken. Der Fernsehapparat ist ein Gerät, das ich zu meinem Wohlbefinden nicht brauche. Er fesselt nämlich häufig genug über Stunden die volle Aufmerksamkeit meiner Zweibeiner, die dann weder Zeit noch Bock haben, sich mir zu widmen, dem Wertvollsten, was sie haben. Mir bringt ein solcher Apparat nichts. Auch nicht die zwei Kanäle, auf denen Bilder aus einem Aquarium mit herumsausenden Fischen oder von einem knisternden Feuer in einem Kamin zu sehen sind.
Ich habe das bei mehreren vorsichtigen Annäherungen an den Kasten untersucht. Und dabei merkte ich schnell, dass die Fische und das Feuer gar nicht „in echt“ existieren. Das Glas an dem Fernsehapparat wird vom Kamin überhaupt nicht kuschelwarm, wie wir Katzen es mögen. Und die Scheibe riecht auf dem anderen Kanal auch gar nicht nach lecker Fisch. Alles nur Fake-News!
Als der unnütze Fernsehapparat endlich weg war, war ich irgendwie stolz auf meinen Butler. Er hatte wohl nun auch begriffen, dass man so ein Ding, was einem nur etwas vorgaukelt, das aber im wahren Leben weder nach Fisch noch nach verkohltem Holz riecht, nicht braucht.
Doch mein Stolz war nur von kurzer Dauer. Er endete in dem Augenblick, als mein gemeinhin auf das Öffnen von Dosen spezialisierte Butler den Riesenkarton öffnete und unter Aufbietung aller Kräfte einen neuen Fernsehapparat ans Licht der Welt zerrte. Drei Mal so groß wie unser bisheriger Kasten, mit einer Bildschirmdiagonale von 57 Zoll. Ich dachte, mich streift ein Bus.
Die Bilder sind jetzt UHD-scharf, vor allem aber einen gewaltigen Tick größer als früher. Bei den Nachrichtensprechern kann ich jetzt die bei der letzten Rasur vergessenen Nasenhaare einzeln zählen. Die Fische haben auch kräftig zugelegt, der Kamin bullert mit viel mehr Kraft. Aber riechen tun die Wasserpatscher immer noch nicht. Und warm wird es am Kaminbildschirm auch nicht. Ich gucke diese Programme jetzt einfach nicht mehr. Ein bisschen habe ich auch Angst, dass mein ganzes Wohnzimmer unter Wasser stehen könnte, wenn das Aquarium versehentlich mal auslaufen sollte. Drauflegen kann ich mich auf den neuen Fernseher leider nicht. Der ist noch dünner als der alte. Sag ja, unnützes Möbel.
Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt