Über Nutzen und Schaden der Pottascheproduktion in den Gründen
Bergbau, Köhlerei und Landwirtschaft waren immer mit der Waldnutzung der deutschen Einwohner von Schwedler und in den ganzen Gründen eng verbunden und stellten einen wichtigen Bestandteil ihres alltäglichen Lebens von Beginn bis heute dar.
Das Tagewerk in Schwedler verlief jedoch nicht immer glatt und ohne Reibereien. Zu diesen zählt die Herstellung von Pottasche – eine uralte Technologie, deren Verwendung zunächst einen willkommenen Nutzen brachte, um die Mitte des 18. Jahrhunderts aber in eine wahre Umweltkatastrophe auszuarten drohte.
Begriffe und Beginne
Die Siedler in den Gründen versuchten den Holzreichtum unserer Wälder zu nutzen und bemühten sich daher, das Holz in Pottasche – Kaliumkarbonat – umzuwandeln. Dadurch ließ sich ein wichtiges Kaliumsalz gewinnen. Der Name stammt von der alten Methode zur Anreicherung von Kaliumkarbonat aus Pflanzenasche (vor allem Holz), durch Auswaschen mit Wasser (daher auch die Bezeichnung „Laugensalz“) und anschließendes Eindampfen in eisernen Pötten (Töpfen). Pottasche beziehungsweise „Flus“ beinhaltet dabei viele mineralische Kaliumsalze (zum Beispiel Kaliumchlorid). Dieses leicht wasserlösliche Weißpulver wurde zur Herstellung von Glas, in der Färberei und Seifensiederei, als Dünger sowie zur Salpetergewinnung verwendet. Salpeter (Kaliumnitrat) wurde hingegen zur Erzeugung von Schwarz- beziehungsweise Schießpulver verwendet. Bis Ende des 15. Jahrhunderts deckte man in Europa den Bedarf an Salpeter mit Importen aus dem süddeutschen Raum und Tirol.
Anfang des 16. Jahrhunderts begann man mit der neuen heimischen Produktion, dabei wurde kaliumnitrathaltige Erde, die sogenannten Salpetergräber, ausgehoben und mittels eines aufwendigen Siedens unter Zuführung von Pottasche zu Rohsalpeter verarbeitet. Das verarbeitete Aschensalz wurde zur Herstellung von Glas, Seife, Alaun sowie in der Lederverarbeitung verwendet und dessen Produktion war ein wichtiger Zweig in vielen Gebieten der Monarchie, zum Beispiel in den Beskiden oder den Gründen.
Rohes Aschesalz war relativ einfach aus Holzasche zu gewinnen, indem man gesammelte Holzreste zu den Walddichtungen und Schneisen zusammenschleppte und in großen Gruben zu Asche verbrannte. Diese wurde einfach gesiebt und in Fässern zuerst in kaltem und dann in heißem Wasser gelaugt. Die gewonnene Lauge wurde dann abgekratzt und in großen und tiefen Eisenbehältern gesammelt. Das Ergebnis war rohes Kalium (Flus). Dies enthielt jedoch mechanische Verunreinigungen und chemische Zusätze und konnte nur zur Herstellung von minderwertigem Glas, Fettseife oder Bleichmittel verwendet werden. Um das erhaltene Kali weiter zu verbessern und seine endgültige Form und Zusammensetzung zu erhalten, wurde es in speziellen Kalzinierungsöfen weiter gebrannt.
In den Gründen
Bei uns wurde Pottasche jedoch auf viel einfachere Weise erzeugt, indem gesunde Bäume noch im Wachstum verbrannt wurden. Man legte zwei Balken auf den Hang und räumte zwischen ihnen alles weg. Der so entstandene Raum wurde mit heißer Holzasche gefüllt, die Baumstämme mit rohen Ästen bedeckt und mit einer Lehmschicht bestrichen, wodurch ein Schornstein entstand. Unter ihm breitete sich ein heftiges Feuer aus, das so lange aufrechterhalten wurde, bis die Asche sich aufgrund der hohen Temperatur in schlackige Klumpen zusammenschloss. Diese Filtrate waren ein Ersatz für Qualitätskali, die dann in gekühlter Form zur Seifenherstellung, zum Wäschewaschen und Leinenbleichen verwendet wurden.
Von Nutz zu Noxe
So verlief es seit Ende des 14. bis ins 18. Jahrhundert und die Methoden änderten sich gar nicht. Immerhin wurden zur Herstellung eines einzigen Kilos Pottasche ein bis zwei Tonnen Fichtenholz benötigt! Kein Wunder, dass die Wälder dadurch schon so verwüsten waren, dass das Hauptberginspektorat in Schmöllnitz im Jahre 1768 eine Kommission entsandte, um das Schlimmste zu verhindern. Aus dem erstellten Bericht ist zu entnehmen, dass von nun an die Produktion von Pottasche strengstens verboten war. Diese Entscheidung war erst durch die Thronbesteigung Maria Theresias möglich geworden, die in den Jahren 1754 bis 1769 die Produktion von Pottasche im ganzen Staatsgebiet zunächst einschränkte und im Jahr 1770 mit der Herausgabe der Waldordnung ganz einstellte.
Fazit
Dieser zunächst willkommene und allerseits geförderte Nutzen für die Menschen und für die Staatskasse wurde so zur Noxe und diese zwang unsere Ahnen, sich mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz auseinanderzusetzen, um überhaupt überleben zu können. So kann dieses Kapitel als Verweis für die Zukunft angesichts der drohenden Klimakatastrophe in Bezug gesetzt werden. Unbestritten bleibt, dass unsere Ahnen im Alten Land wie auch in ihrer Wahlheimat stete Vorreiter des Umwelt- und Naturschutzes waren, wie es wir sind und weiterhin auch bleiben wollen. Schließlich zählt ja immer nur das, was bleibt.