Wandlungen und Verwandlungen in der Coronakrise
Große Wandlungen in der Geschichte brauchen Zeit und die gegenwärtige Corona-Wandlung ist eine der größten und entscheidendsten, die die Menschheit je erlebte.
Wir befinden uns alle gemeinsam auf einem Schiff, das sich durch die sturmgepeitschten Wellen hindurcharbeitet. Wir hören auf das Kommando des Kapitäns und tun jeder an seinem Platz seine Pflicht, immer in dem Bestreben, mit dazu beizutragen, dass wir durch den Orkan der Ereignisse hindurch den sicheren Hafen einer glücklichen krisenlosen Zeit ansteuern. Unser Verhältnis zur Coronakrise ist nach ihrem ersten Halbjahr ein anderes als am Anfang. Was wir alle bei Krisenausbruch nicht Mal ahnten, das sehen und wissen wir heute genau.
Kein Zurück mehr
Wir sind eben in eine Zeit hineingestellt worden, die nicht mit Aufgaben, aber auch nicht mit harten Pflichten und Entsagung kargt. Und diese Zeit ist knapp und kurz bemessen. Sie muss trotz der schweren Opfer, die sie uns täglich abverlangt, von uns doch als eine gütige Fügung des Schicksals erkannt werden. Wohin wir schauen, sehen wir Berge von Problemen, die wir bewältigen müssen. Überall geht der Weg steil und gefährlich nach oben, nirgendwo zeigt sich ein schattiger Platz, an dem wir verweilen und ausruhen könnten. Wir wissen, dass der Aufstieg steinig und schwer ist; aber keiner darf daran zweifeln, dass er bezwungen werden muss, weil sonst alles umsonst und verloren wäre.
Courage und Ausdauer geboten
Nur wenige Menschen sind sich im Jahre 2019 darüber im Klaren gewesen, dass es so weit überhaupt kommen würde. Andere haben sich diese Coronazeit viel unproblematischer vorgestellt und viele tun es immer noch, als sie tatsächlich ist. Wir Karpatendeutsche sind ein zäh ringendes und arbeitendes frommes Völkchen, das tapfer und unbeirrt sein Leben verteidigt. Das Schicksal hat uns diese krisenbeladene Herausforderung aufgezwungen und wir haben uns dieser mutig gestellt und wir werden sie auch mit der Kraft der ganzen Nation bis zum segensreichen Ende durchstehen.
„Courage ist gut“, sagte Theodor Fontane einmal, „aber Ausdauer ist besser. Ausdauer, das ist die Hauptsache!“ Darauf kommt es auch jetzt hier und heute bei uns an; und gerade am heutigen Schnittpunkt wollen wir den Entschluss dazu in uns bestärken. Alle Möglichkeiten zum Erfolg besitzen wir. Er wird unser werden, wenn wir ihn täglich und stündlich fester wollen und alles dafür tun.
Lehrmeisterin Corona
Aus dem Zauber des glänzenden Erfolgs im ersten Halbjahr der Coronazeit von heute nehmen wir Kraft und Stärke zum schweren Werk der Krisenbewältigung mit. Wenn wir tapfer und treu der Zeit dienen, dann wird sie uns am Ende auch gehören. Gerade die Härte und Dauer der Krisenbekämpfung macht uns dies immer bewusster. Wir durchschreiten eine Zeit, die uns täglich mit neuen Aufgaben erwartet. Wir fühlen ihr rasendes Tempo und die ihr innewohnende starke Dynamik mehr und mehr in uns. Wir sind ihr verfallen, ob wir wollen oder nicht.
Ausgleich und Antrieb auch für uns Karpatendeutsche
Unser Land und Europa machen augenblicklich eine große Strukturwandlung durch. Da es sich dabei um eine enorme Umstellung auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens handelt, dauert dieser Prozess etwas länger, als der Laie sich das vorgestellt hatte. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass dieser Prozess im Gange ist. Wir brauchen ihn gar nicht zu beschleunigen, er wird von den Tatsachen wie der Coronakrise selbst angetrieben.
Dieses Europa hat seinen Keil tief in den Osten vorgestoßen und damit wieder Atemfreiheit für sich und die Bewohner Ost- und Mitteleuropas gewonnen. Die totalitären Regime, die in ihm nur noch ein Exerzierfeld für ihre wirtschaftlichen Interessen sahen, müssen sich langsam wieder bequemen, in ihm einen Erdteil zu erblicken, der aus sich selbst heraus zu leben in der Lage ist. Das ist mehr als eine kontinentale Neuordnung; das ist eine Veränderung des Weltbildes auch für uns Karpatendeutsche.
Zeit im Wandel
Nach der Coronazeit wird die Erde ein neues Gesicht tragen. Die dumpfe Atmosphäre, die seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und später ab Winter 2019/2020 über der Menschheit lag, wird langsam weichen und einer klareren, frischeren Luft Platz machen. Ein Zeitalter der Ordnung, der Stabilität und Ausgeglichenheit bricht an, beruhend auf den Einsichten des Rechts und gesunden Menschenverstandes. Wir Karpatendeutsche wollen dabei keine Außensteher sein, nein, das waren wir eben nie. Wir sind und bleiben mit und für alle Menschen guten Willens immer da. Der besagte Bismarcksche Apfel wird langsam reif, um reinzubeißen. Lust und Appetit wären da.
Oswald Lipták