Zur Arbeit ins benachbarte Österreich
Die Menschen reisen gerne und zu pandemiefreien Zeiten auch viel. Eine der beliebtesten Reise-Methoden ist der Flugverkehr.
Leistungsstarke Maschinen starten und landen wieder auf dem Boden mit dem ständigen Dröhnen der Motoren und bringen Millionen Passagiere aus der ganzen Welt von A nach B, die sich gleich nach der Landung im großen Flughafen zerstreuen. Schnell suchen sie nach einem Bus, der sie durch weite grüne Felder mit langsam drehenden Windturbinen in eine der beiden nahen Hauptstädte bringt. Die Rede ist von dem in der Mitte der fruchtbaren Felder und grünen Ebenen, zwischen den zwei Hauptstädten, Bratislava und Wien, liegendem Herz des Tourismus – der große internationale Flughafen Wien-Schwechat.
Fast 30 Jahre am Flughafen tätig
Hier arbeitet Jozef L. schon seit 28 Jahren als Flugzeugmechaniker. Bereits als kleiner Junge war er sehr von Motoren und Maschinen fasziniert, er mochte es etwas zu reparieren und löste technische Probleme mit Vergnügen. Daher überraschte es niemanden, als er im Alter von 15 Jahren anfing, in Bratislava Verkehrstechnik zu lernen. Nach dem Abschluss des Militärpflichtdienstes arbeitete er am Flughafen in Bratislava. Während dieser Zeit erhielt er ein Angebot, mit einer Gruppe von Freunden ins Ausland arbeiten zu gehen. Obwohl er Angst und Zweifel hatte, war er entschlossen, die große Welt zu erobern und hielt sich dabei an das Motto: ,,Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.“
Am ersten Arbeitstag stellte er fest, dass seine Kollegen zwar sehr nett und hilfsbereit waren und ihn akzeptierten, allerdings nahm ihn auch niemand über längere Zeit an die Hand. Das größte Problem war weder die anstrengende Arbeit und Disziplin noch die Pünktlichkeit, sondern die Sprachbarriere. Obwohl Jozef vier Jahre lang Deutsch in der Grundschule lernte, benutzte er dort sicherlich keine Fachausdrücke. Die deutschen Bezeichnungen von Ersatzteilen, Werkzeugen oder Verfahren schrieb er daher auf Papier oder seine Hand, bis er sie vollständig beherrschte. Heute spricht er ohne das geringste Zögern fließendes Deutsch und erinnert sich mit einem Lächeln daran.
Unterschiede zwischen der Slowakei und Österreich
Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass das System in den Büros für die Ausstellung von Aufenthaltsvisa oder Arbeitserlaubnissen in Österreich völlig anders funktioniert. Die Menschen seien entspannter und fühlen sich in Bezug auf die soziale Sicherheit besser, egal ob es sich um die Gesundheitsversorgung, Zuzahlungen für Medikamente oder eine Badekur handelt, auf die jeder Mitarbeiter nach einem Unfall oder einer Operation aisch Anspruch hat. Weitere Vorteile seien höhere Renten, Familienbeihilfen, Formen der Unterstützung beim Schuleintritt und die Betreuung von behinderten Menschen. Es gebe aber auch große kulturelle Unterschiede: Österreicher zum Beispiel verstoßen weniger gegen Verkehrsregeln, werfen nicht so oft Müll auf den Boden und versuchen qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu vernünftigen Preisen anzubieten. Dort stoße man nicht auf offensichtliche Korruption oder Bestechungsgelder, was leider immer noch häufig auf die Slowakei zutreffe.
Heute ist Jozef 54 Jahre alt und langsam treten Müdigkeit und Gesundheitsprobleme auf. Er sieht den täglichen zweistündigen Pendelverkehr und die zwölfstündigen Nachtschichten als Hindernis an, welches durch ein ausgezeichnetes Gehalt und eine einmalige Rente ausgeglichen werde, dennoch habe er wenig Zeit für sich selbst und seine Familie. Doch er könne sich immer auf seine Frau verlassen, die ihm einen friedlichen familiären Hintergrund voller Liebe und Harmonie schuf. Beide erinnern sich an ihre täglichen, telefonischen oder persönlichen Abend- oder Morgengespräche über Übliches – eine Tradition, die sie bis heute pflegen.
Kurzarbeit, Wurzeln und Träume
Heutzutage, wo das normale Leben zum Stillstand gekommen ist, empfinde er es nicht als eine Tragödie, sondern als Gelegenheit den Familienzusammenhalt zu pflegen, indem sie zu Hause oder in dem von ihm selbst umgebauten Ferienhaus mehr Zeit zusammen verbringen können. Er persönlich musste sich keine finanziellen Sorgen machen, obwohl er mehrere Wochen zu Hause war, da sein Arbeitgeber ihm ermöglichte, in „Kurzarbeit“ zu arbeiten.
Trotz aller Vorteile der Arbeit in Österreich ist er stolz auf seine Heimat und möchte weiterhin in der Slowakei leben, denn hier hat er seine Wurzeln, seine Familie und alles andere, was ihm wichtig ist. Wenn er sich jedoch in Zukunft noch einen seiner Träume erfüllen könnte, würde er am liebsten eine kleine Pension mit einem Restaurant für Menschen eröffnen, die es genießen sich in Abgeschiedenheit, umgeben von Natur, auszuruhen. Denn ihm macht es Spaß, ungewöhnliche Rezepte zu kreieren, das Essen auf einem Teller zu dekorieren oder leckere Kuchen zu backen.
Tereza Dutková, Michaela Hupková, David Fitos, Martina Fuziová, Kristína Lalíková