Zur Herkunft deutscher Siedler in der Zips
Aus welchen Teilen Deutschlands kamen eigentlich die Deutschen, die die Zips und die Gründe, wo auch unser Schwedler liegt, besiedelten? Und was war der Grund dafür, dass sie ihre alte Heimat verlassen haben?
Es wurden schon viele Versuche unternommen, um die ursprüngliche Heimat der deutschen Siedler genau abzuleiten. Zunächst versuchten die Forscher die Herkunft der Unterzipser (Gründler) abzuleiten, was aufgrund des fatalen Mangels an glaubwürdigen Dokumenten und Quellen keine zuverlässigen und zufriedenstellenden Ergebnisse erbrachte. Deshalb zogen sie die Sprachforschung zu Rate. Durch den Vergleich der Dialekte wie auch der Sitten und Bräuche der im Mutterland lebenden Deutschen, war es möglich, die Herkunft unserer Vorfahren grob zu bestimmen.
Auf diesem Gebiet hat sich Dr. Gréb unvergessliche Verdienste erworben. Er kam aufgrund langjähriger Studien und Recherchen zu dem Schluss, dass die deutschen Siedler, die das Göllnitzer Tal besiedelten, aus den Bergbaugebieten des heutigen Thüringens, aber auch aus Bayern und dem Maingebiet stammten. Bei diesen Erkenntnissen half vor allem die Dialektologie, denn sie ist in der Lage, Reste der älteren Sprachsubstrate zu bestimmen und auszumachen, wo sich die alten Merkmale einzelner altertümlicher Dialekte befinden. Dadurch, dass sowohl in der Ober- als auch in der Unterzips die Bewohner in relativ geschlossenen Sprachgemeinschaften lebten, sind viele alten Dialektbestandteile in ihrer reinen und ursprünglichen Form erhalten geblieben. Durch die Dialektologie konnten mehrere Dialekte erfasst werden, auf die wir im Folgenden einen kurzen Blick werfen wollen.
Das Potokische und das Mantakische
Die am Oberlauf des Flusses Popper vorherrschenden Dialekte – die sogenannten Oberländischen – werden von anderen Diphtongen (aus Doppellauten gebildete Vokale) dominiert als die am Unterlauf der Popper. So wird einmal das Wort Knoicht für Knecht verwendet und einmal Knaicht.
Diese beiden Formen kommen in den schlesischen Dialekten vor, besonders in den Gebieten Schönwald und Bielitz-Biala. Es ist jedoch ratsam, eine aische Ableitung der ursprünglichen Heimat der deutschen Siedler der Oberen Zips aus diesen Gebieten zu meiden. Vielmehr sind die folgenden Dialekte als Schwesterdialekte der in den ehemaligen Siedlungsgebieten zwischen Elbe und Saale lebenden Menschen anzusehen. In den Gründler Dialekten überwiegen und vermischen sich ostmitteldeutsche Einflüsse mit deutlichen Spuren oberdeutscher Dialekte (Altbairisch, weniger Oberösterreichisch) – diese Dialekte finden wir im Bodvatal weit verbreitet.
Zu neuen Ufern
Es bleibt weiterhin die Frage, weshalb die deutschen Kolonisten überhaupt die Reise ins Unbekannte auf sich nahmen. Auch lohnt sich ein Blick auf die politische Situation der Zeit, um die Hintergründe der Besiedlung besser verstehen zu können. Der Aufbau und die Besiedlung der Gebiete im Osten wurden zunächst von Lothar III. (1125 bis 1137 König des Heiligen Römischen Reiches) vorangetrieben. Zentrum dieser Bestrebungen war die Stadt Altenburg (bzw. Plisna). Von 1132 bis 1134 fanden hier umfangreiche außenpolitische Verhandlungen im Beisein der Kaiserin Richenza, der Reichsfürsten und vieler hochrangiger Gäste aus dem Ausland statt. In den Aufzeichnungen finden sich auch Beweise, dass Gesandte des ungarischen Königs Bela II. ebenfalls anwesend waren. Bei diesen Verhandlungen wurde auch über die Entsendung von Siedlern in die Gebiete des damaligen Ungarns entschieden. Es zeigt sich also, dass die Besiedlung der Gebiete der Zips und der Gründe Teil politischer Bestrebungen des Heiligen Römischen Reiches waren und einer der Gründe, weshalb wohl ein großer Teil der deutschen Siedler in die Gründe zog.
Andererseits waren es aber auch Ernteausfälle, Hungersnöte, Bürgerkriege und oft auch Naturkatastrophen, die deutsche Kolonisten dazu zwangen, ihre Heimat zu verlassen und in die Fremde zu gehen, um dort ihren Lebensunterhalt zu finden. Dies war auch der Anstoß zur Ansiedlung deutscher Siedler im Göllnitz-Tal und damit auch zur Gründung unseres Dorfes beziehungsweise Städtchens, als sie in unseren Bergen ihre neue Heimat gründeten.
Siedlungen blühen auf
Durch harte Arbeit entdeckten die deutschen Siedler bald viele Reichtümer an Kupfer- und Eisenerzen in unseren Bergen, deren Abbau nicht nur wesentlich dazu beitrug, den Wohlstand in unseren Gründen zu steigern, sondern auch den Reichtum ihrer ganzen Wahlheimat erheblich zu vermehren. „Und sie haben nie aufgegeben. Der Funken der Hoffnung hat stets gebrannt“, schreibt Rafael Szabó. „Indem sie stets gearbeitet und nimmer gezweifelt hatten“, fügen wir hinzu. Wollen wir also ihren Spuren nachgehen und auf alten Wurzeln neue Bäume für die gemeinsame Zukunft pflanzen.
Oswald Lipták