Synagoge Berlin

1700 Jahre jüdisches Leben nördlich der Alpen

Seit 1700 Jahren gibt es dokumentiertes jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum. Ein Schriftzeugnis stellt das Edikt des Kaisers Konstantin vom 11. Dezember 321 dar. Dem war offenbar eine Anfrage der Mitglieder des Stadtrates von Köln (damals Colonia Agrippina, Hauptstadt der niedergermanischen Provinz Germania inferior) vorangegangen, die sich in einer administrativen Angelegenheit an Kaiser Konstantin wandten.

Die kaiserliche Antwort erfolgte in Form eines Dekretes mit dem Hinweis auf ein im gesamten Imperium Romanum gültiges Gesetz. Das Dekret Konstantins vom Dezember 321 gestattete den Provinzstädten die Berufung von Juden in den Stadtrat – mit gewissen Möglichkeiten von Sonderrechten und Entpflichtungen. Das Dekret ist ein einzigartiges Zeugnis von der Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen. Dieser erste urkundliche Beleg für die Existenz einer jüdischen Gemeinde auf deutschem Boden steht am Anfang einer wechselvollen Geschichte. Einer Geschichte mit tiefen Zäsuren und Brüchen, aber auch einer Geschichte der Vielfalt und der gegenseitigen Bereicherung in allen Lebensbereichen – in Politik und Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur.

Die neue Synagoge in Berling
Die Synagoge in Berlin wurde 1866 eingeweiht. Im Jahr 1995 wurde sie nach Restaurierungen wieder eröffnet, jedoch nicht wieder eingeweiht.

Kaiser Konstantin und das Christentum

Konstantin der Große ging als erster christlicher Kaiser in die Geschichte ein und war eine der faszinierendsten Figuren des Abendlandes. Historiker sehen in ihm einen machthungrigen Politiker und rücksichtslosen Herrscher. Dass er dem Christentum den Weg bereitete, steht aber außer Frage. Er stellte die christliche Religion mit dem Vielgötterglauben der Römer gleich. Außerdem räumte er den Bischöfen richterliche Befugnisse ein und legte am 3. März 321 den Sonntag als Feiertag fest. Und er gab den Christen Friedhöfe und Kirchen zurück, die ihnen die römischen Herrscher während zahlreicher Verfolgungen weggenommen hatten.

O.P.