SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen in Preßburg/Bratislava

30 Jahre SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen

Das Slowakische Nationalmuseum-Museum der Kultur der Karpatendeutschen feiert dieses Jahr ein rundes Jubiläum. Bereits seit 30 Jahren können die Besucher in den Ausstellungsräumen mehr über die deutsche Minderheit in der Slowakei erfahren. In einem exklusiven Interview mit Museumsdirektor, Rastislav Fiľo, werfen wir einen Blick auf die Geschichte und die Zukunft dieses besonderen Ausstellungshauses.

Sie arbeiten seit über zwei Jahrzehnten im SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen. Wie sind Sie auf das Museum aufmerksam geworden?

Während meines Studiums der Museologie an der Comenius-Universität in Preßburg/Bratislava hat mich das Thema der Karpatendeutschen sehr interessiert. Das war ein erster Anstoß für mich, das Museum zu besuchen und mich weiter mit dem Thema der Karpatendeutschen zu beschäftigen.

Wie hat sich das Museum verändert, seitdem Sie hier arbeiten?

Es sind zum Beispiel neue Formen der Ausstellungspräsentation entstanden, bei denen digitale Technologien eingesetzt werden, um Inhalte zu vermitteln. Mithilfe innovativer Ansätze werden Objekte, Themen und Geschichten auf neue Weise zugänglich gemacht. Die Museumspädagogik, insbesondere für Schulen, wurde außerdem intensiviert. Auch die klassischen Tätigkeiten im Museum haben sich verändert, beispielsweise was die Dokumentation des Sammlungsfonds des Museums betrifft. So werden die Sammlungsstücke inzwischen etwa im 3D-Format digitalisiert und ihre Erfassung erfolgt ebenfalls elektronisch.

Direktor des Museums der Kultur der Karpatendeutschen
Rastislav Fiľo leitet seit 2021 das SNM-Museum der Kultur der Karpatendeutschen.

Das Museum hat in den letzten 30 Jahren zahlreiche Ausstellungen organisiert. Welche ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die Museen der nationalen Minderheiten des SNM hatten im Rahmen des Projektes „Museen und Ethnien“ gemeinsame Ausstellungen, die Themen gewidmet waren wie Hochzeit, Handwerk und Jahrmarkt, Architektur oder Essen und Trinken. Mir ist besonders die Ausstellung über Kindheit und Jugend in Erinnerung geblieben. Sie trug den Titel „Ohýbaj ma, mamko/Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“.

Inzwischen ist der Bestand des Museums auf über 6000 Sammlungsgegenstände angewachsen, von denen man sich aber nicht nur in Preßburg/Bratislava einen Eindruck machen kann. Es gibt zwei weitere Niederlassungen in der Slowakei. Welche Bedeutung haben die Ausstellungen in den anderen Teilen des Landes?

Allgemein tragen Museen einen großen Teil der Verantwortung für das gemeinsame Erbe der Menschheit und die unversehrte Erhaltung seiner materiellen Existenz. Eine Gesellschaft, die sich dies nicht mehr leisten will oder kann, verliert einen großen Teil ihrer kulturellen Identität. Dies gilt auch für die Gemeinschaft der Karpatendeutschen – sogar noch in höherem Maße, weil es sich um eine kleine Volksgruppe handelt. Umso wichtiger ist es, ihre Geschichte und Kultur zu bewahren.

Das Museum gibt in seiner Reihe Acta Carpato-Germanica auch selbst Publikationen heraus. Wie wird versucht, auf digitalem Wege Informationen über die deutsche Minderheit zu vermitteln?

Seit mehreren Jahren digitalisiert das Museum deutschsprachige Periodika. Zuletzt wurde die Reihe Acta Carpatho-Germanica digitalisiert. Auch Sammlungsgegenstände wurden digitalisiert. Das gesamte Material steht der Laien- und der Fachöffentlichkeit zum Studium zur Verfügung. Ein Teil wird auch auf der Webseite des Museums und dessen Auftritten in den sozialen Netzwerken präsentiert.

Auf welches Exponat sind Sie besonders stolz?

Auf die Sammlung von Kremnitzer Steingut. Die Vielfalt der Formen der Nutz- und Ziergegenstände sowie die Muster und Farben sind sehr beeindruckend.

Wie sieht der Alltag eines Museumsdirektors aus?

Ich arbeite mit einem sehr vielfältigen Team zusammen, dazu gehören Kuratoren, Kustoden, Restauratoren, Kulturmanagerinnen und Ökonomen. Alle haben ihre Aufgaben und Kompetenzen. Ich selbst verbringe viel Zeit mit Öffentlichkeitsarbeit und der Administration. Ich bestimme die Maßnahmen für die Tätigkeit und die Entwicklung des Museums. Außerdem bin ich verantwortlich für die Sammlungen und die Qualität der Aktivitäten und Dienstleistungen des Museums.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft des Museums?

Vor allem wollen wir die grundlegenden Aktivitäten des Museums weiterentwickeln und präsentieren. Seit Anfang des Jahres bereiten wir unsere erste Ausstellung des Jahres vor: „Siedlungen mit deutschsprachiger Bevölkerung in der Slowakei auf militärischen Landkarten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“. Auch für die Besucher der europaweiten Veranstaltung „Nacht der Museen“ im Mai und das traditionelle Treffen der Karpatendeutschen, das „Kultur- und Begegnungsfest“ im Juni in Kesmark/Kežmarok möchten wir ein interessantes Programm vorbereiten. In diesem Jahr sind natürlich besonders die Aktivitäten zum 30-jährigen Museumsjubiläum bedeutend.

Was planen Sie anlässlich dieses runden Geburtstages?

Im Mittelpunkt steht die Ausstellung zum 30-jährigen Bestehen des Museums. Wir bereiten ein repräsentatives Buch über das Museum von seinen Anfängen bis heute vor. In der Edition Acta Carpatho-Germanica werden wir einen weiteren Band herausbringen, der den Titel „Die Evakuierung der Deutschen aus der Slowakei 1944/45“ tragen wird. In der Dauerausstellung des Museums möchten wir die Exponate austauschen. Denn wir haben in unseren Sammlungen viele neue Exponate, die wir gerne zeigen wollen.

Das Gespräch führte Katrin Litschko.