40 Jahre Folkloregruppe Turz/Turiec

40-jähriges Jubiläum der Turzer Folkloregruppe

Die Turzer Folkloregruppe kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Viele Jahre leitete sie Helene Pittner. Sie wirft hier einen Blick zurück auf die letzten Jahrzehnte.

Im November 1982 erreichte uns ein Rundschreiben aus Preßburg/Bratislava, das an alle Dörfer im Kreis Martin ging, mit der Frage, ob es noch Trachten gebe, die mit dem Brauchtum verbunden werden. Lehrerin Otilie Pittner antwortete, dass Turz vor dem Krieg ein deutsches Dorf gewesen sei und die nach der Vertreibung verbliebenen Bewohner nur noch den Faschingstanz als Tradition pflegen. Zu unserer Überraschung besuchte uns Ing. Architekt Gruska in Turz. Im Nu waren Frauen versammelt, die deutsche Lieder in der Mundart vorsingen sollten. Er wollte alles über unser Brauchtum wissen, angefangen bei den Kindern bis zu den Ältesten. Nach einiger Zeit schlug er vor, uns in Detva, wo jährlich Folklore-Veranstaltungen stattfanden, mit einem Programm vorzustellen, hauptsächlich in der Mundart. Nun begann eine herausfordernde Zeit.

Es gab nur wenige Frauentrachten; einige mussten genäht werden. Für die Männer gab es nur eine Weste, die von meinem Großonkel stammte. Da wir vorhatten, mit Kinderspielen zu beginnen, mussten auch die Mädchen wie einst gekleidet sein. Wir sammelten Geld, um den Stoff kaufen zu können. Mit den Jungen war es einfacher. Ein Hemdchen und eine abgerissene Dreiviertelhose genügten, die Füße barfuß. Die Männer liehen sich Hemd, Hose, Weste und Stiefel aus dem Theater in Martin aus, wofür jedes Mal bezahlt werden musste. Wir durften ab und zu in einer Schulklasse üben, sonst draußen unter freiem Himmel im Hof. Trotz allem war es im Juni 1983 so weit.

Mit Herzklopfen und Lampenfieber standen wir vor einem großen Publikum und am nächsten Tag zum ersten Mal vor einer Fernsehkamera. Viele fragten uns, woher wir seien, da sie nicht wussten, dass es in der Slowakei Deutsche gibt. Nun hieß es: weitermachen. Es gab Momente, in denen wir bittere Wermutstropfen schlucken mussten, hauptsächlich in unserer Kreisstadt. Ing. Gruska forderte von den Funktionären, uns bei Veranstaltungen einzubeziehen, sie taten es, aber willkommen waren wir nicht. So mancher Zuschauer bekam von seinem Sitznachbarn einen Rippenstoß, um die Hände zum Applaus zu heben. Anders war es in den Dörfern; sie akzeptierten uns, besonders im Gader-Tal, wo wir bis heute alljährlich vertreten sind. 1986 schloss Martin eine Partnerschaft mit Gotha in der ehemaligen DDR. Das ermöglichte es ihnen, uns in verschiedene deutsche Städte zu schicken. Am schönsten war es jedoch zu Hause.

Nach zehn Jahren wieder in Detva, dann kamen Východná, Döbring/Dobrá Niva, Sillein/Žilina und Preßburg/Bratislava. Inzwischen hatte sich viel geändert, zum Programm kam immer mehr dazu, auch ein Raum zum Üben war vorhanden. Die Trachten haben viel dazu beigetragen. Die gehäkelten Hauben der Frauen mit Bändern wurden besonders in Deutschland von allen Seiten begutachtet. Dank der finanziellen Unterstützung des Karpatendeutschen Vereins durch Ing. Oswald und Dr. Lang konnten wir zwölf Männertrachten anfertigen lassen. Nur die Hüte fehlten; sie waren nicht mehr aufzutreiben, außer dem einen für den Bräutigam bei der Hochzeit. Das uns zugeteilte Akkordeon ist ebenfalls wichtig, wofür wir dankbar sind. Deswegen erfüllten wir gerne unsere Pflicht gegenüber dem Karpatendeutschen Verein und wirkten bei den Feiern im Hauerland oder anderswo gerne mit. In Kesmark/Kežmarok war uns wie vor fünf Jahren leider das Wetter nicht hold. Ansonsten waren die Auftritte schön und wir haben viele Bekannte getroffen. Lustig ging es im Bus auf der Heimfahrt zu. Vor zwei Jahren kam eine CD vom ganzen Kreis für das Archiv in Preßburg zustande, die in der Kirche in Sučany aufgenommen wurde. Hoffentlich bekommt man sie bald auch zu kaufen. Die Kinderspiele und den Faschingstanz haben uns die Folkloregruppe Turiec abgeluchst, und den Vogelbeertanz Herr Nosál für SĽUK fürs Fernsehen. Es bleibt uns nur zu wünschen, dass unsere Kindeskinder den kleinen Brocken der deutschen Kultur weiterpflegen, so wie wir es jetzt tun.