Gedenktafel Kaschauer Regierungsprogramm

75 Jahre Kaschauer Regierungsprogramm „KVP“

In diesen Monaten erinnern wir an die dramatischen Ereignisse vor 75 Jahren. Im Frühling 1945 war die Slowakei inmitten reger Kriegswirren, die Rote Armee zog durch die gesamte Slowakei, die Evakuierung der Karpatendeutschen wurde vollendet.

Im April waren die größten Teile der Slowakei schon befreit. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, besetzten die sowjetischen Truppen Tyrnau und Bösing, am Ostermontag begannen die unmittelbaren Kämpfe um Preßburg. Am 4. April abends erreichten die sowjetischen Truppen das Stadtzentrum. In denselben Tagen entschied sich in Kaschau, das schon seit Januar befreit war, auch das weitere Schicksal der deutschen Bürger der Tschechoslowakei.

Rahmen für neuen Staat

Am 3. April kamen tschechoslowakische Exilpolitiker aus Moskau und London nach Kaschau und legten als ernannte ČSR-Regierung in die Hand von Eduard Beneš ihren Amtseid ab. Dem Kompromiss über die Bildung der neuen Regierung gingen im März intensive Gespräche in Moskau voraus. Zwei Tage später, am 5. April, beschloss die neue Regierung unter Ministerpräsident Zdeněk Fierlinger das „Kaschauer Regierungsprogramm.“ (Košický vládny program – KVP).

Das Dokument wurde feierlich im Kaschauer Gauhaus an der Hauptstraße (heute Ostslowakische Galerie) verkündet. Es signalisierte einen außenpolitischen Kurswechsel des Landes – die verstärkte Hinwendung zur Sowjetunion. In 16 Kapiteln beinhaltet es den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Rahmen für den erneuerten Staat.

Kaschauer Regierungsprogramm 1945
L. Novomeský, G. Husák und E. Beneš in Kaschau

Auswirkungen auf die deutsche Minderheit

Neben anderen Fragen definierte das KVP in den Kapiteln 7 und 8 grundsätzliche Prinzipien des Vorgehens gegenüber der deutschen und magyarischen Minderheit. Dem Großteil der deutschen Bevölkerung, mit Ausnahme einiger spezifischer Gruppen (deutsche Antifaschisten, Personen aus der Nationalität nach gemischten Ehen) sollte die Staatsbürgerschaft entzogen werden.

Das deutsche mobile und immobile Eigentum sollte konfisziert werden. Deutsche konnten nicht Mitglieder politischer Parteien, Vereine und Vereinigungen jedweder Orientierung werden, sie durften sich nicht an Kultur- oder Freizeit-Aktivitäten beteiligen. Gleichzeitig sollten Mitglieder der deutschen Minderheit zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen werden. Das KVP diente als Grundlage für die Dekrete des Staatspräsidenten Eduard Beneš in den ersten Nachkriegsmonaten.

Heute erinnern an diese Ereignisse in Kaschau Gedenktafeln an dem Gebäude der Galerie, aber auch eine Siedlung im westlichen Teil der Stadt, die KVP-Siedlung. Dort gibt es eine KVP-Straße und auch ein KVP-Café. „KVP“ wird heute in diesen Benennungen ganz aisch benützt, aber die Bedeutung kennen die wenigsten.

O.P.