75. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes
Heute feiert man in der Slowakei den 75. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes. Im Zentrum des Aufstandes, in Neusohl, nehmen Staatsoberhäupter mit etlichen hochrangigen Gästen an den Feierlichkeiten teil.
Es ist eine Tatsache, dass der am 29. August 1944 begonnene Slowakische Nationalaufstand neben dem Warschauer Aufstand und den Kämpfen jugoslawischer Partisanen die einzige herausragende militärische Rebellion im deutschen Herrschaftsbereich während des Zweiten Weltkrieges war. In seinem Ausmaß, mit der Zahl der Beteiligten, seiner Dauer und mit seiner heimischen und internationalen militärpolitischen Bedeutung war der Aufstand eines der bedeutendsten Ereignisse der europäischen antifaschistischen Resistenz. Damit hat sich das slowakische Volk zu den Kräften der Anti-Hitler-Koalition eingereiht.
Auch wir Karpatendeutsche äußern einen großen Respekt vor dem Kampf des slowakischen Volkes für Freiheit und Unabhängigkeit, gegen Nationalsozialismus, Diktatur und Fremdbestimmung im Herbst 1944. Man sollte auch erwähnen, dass unter den Partisanen ungefähr 300 Karpatendeutsche – vor allem aus dem Hauerland und dem Bodwatal – waren.
Zu dem Gesamtbild dieser bewegten Zeiten gehören aber auch die Tragödien der deutschen Zivilbevölkerung der Slowakei, vor allem im Hauerland, über welche man nur selten spricht. Es gab an die 700 karpatendeutsche Opfer, wir erinnern nur an die größten Tragödien: Am 21. September 1944 wurden in Glaserhau 187 Menschen erschossen, in Rosenberg 146, 83 Tote gab es am 26. September in Schemnitz, in Magurka in der Niederen Tatra sind 62 Kuneschauer ums Leben gekommen, Deutsch Proben verzeichnete mindestens 32 Ermordete, in Krickerhau waren es mehr als 26.
Das Jahr 1944 gehört unbestritten zu den dramatischsten Jahren der modernen Geschichte der Slowakei. Es ist ein Jahr, in dem die Bürger der Slowakei vieles gewonnen aber auch vieles verloren haben – einige Illusionen, andere Vermögen. Viele haben ihre Heimat, Ehre, Gesundheit oder auch ihr Leben verloren. Dieses slowakeiweite Drama, das jeden berührt hat, erfordert Objektivität, Verantwortung, Seriosität und auch Empathie. Empathie als Verstehen fremden Erlebens ist auch für uns Karpatendeutsche sicher wichtig und nötig. Gerade heuer, in dem Jahr, in dem man des 75. Jahrestages des Slowakeischen Nationalaufstand gedenkt. Lassen Sie uns also Zeit finden, gehen wir mit einem Kranz oder Strauß zu den Denkmälern und erinnern wir uns an alle Opfer des unsinnlichen Krieges.
Ondrej Pöss