Denkmäler für die im Slowakischen Nationalaufstand getöteten Deutschen

80. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes

In diesen Tagen wird in der Slowakei der 80. Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstandes begangen. Im Zentrum des Aufstandes, in Neusohl/Banská Bystrica, werden Staatsoberhäupter mit zahlreichen hochrangigen Gästen an den Feierlichkeiten teilnehmen. Der am 29. August 1944 begonnene Slowakische Nationalaufstand war neben dem Warschauer Aufstand und den Kämpfen jugoslawischer Partisanen die einzige herausragende militärische Rebellion im deutschen Herrschaftsbereich während des Zweiten Weltkrieges.

In seinem Ausmaß, hinsichtlich der Zahl der Beteiligten, seiner Dauer und seiner heimischen und internationalen militärpolitischen Bedeutung war der Aufstand eines der bedeutendsten Ereignisse der europäischen antifaschistischen Resistenz. Damit hat sich das slowakische Volk zu den Kräften der Anti-Hitler-Koalition eingereiht. Auch wir, die Karpatendeutschen, äußern großen Respekt vor dem Kampf des slowakischen Volkes für Freiheit, gegen Nationalsozialismus und Diktatur im Herbst 1944. Es sollte auch erwähnt werden, dass unter den Partisanen etwa 300 Karpatendeutsche waren, vor allem aus dem Hauerland und dem Bodwatal.

Der Ausbruch des Aufstandes dramatisierte die Lage der karpatendeutschen Gemeinschaft: Übertriebene Auftreten einiger Funktionäre und Mitglieder der Deutschen Partei führten oft zu Deutschfeindlichkeit und Antipathie gegen alles Deutsche. Die deutsche Zivilbevölkerung wurde in mehreren Fällen Opfer repressiver Handlungen von Partisanen- oder Militäreinheiten.

Neben zahlreichen schrecklichen Ereignissen an der slowakischen Bevölkerung, wie in Nemecká, Kalište, Telgárt, Kľak oder Ostrý Grúň, gehören auch Morde an der karpatendeutschen Zivilbevölkerung in den deutschen Ortschaften des Hauerlandes zum Gesamtbild der Ereignisse des Aufstandes: Noch Ende August fanden in Rosenberg/Ružomberok 146 Deutsche den Tod. Am 21. September 1944 wurden 187 Bewohner von Glaserhau/Sklené ermordet, am 27. September wurden in Schemnitz/Banská Štiavnica 83 Deutsche aus Hochwies/Veľké Pole und Paulisch/Píla getötet, am 27. Oktober in Magurka in der Niederen Tatra 62 Bewohner von Kuneschau/Kunešov. Dazu kommen noch zahlreiche Opfer in einzelnen Ortschaften. Auch diese Tragödien der deutschen Zivilbevölkerung der Slowakei gehören zur Geschichte des Aufstandes.

Der Herbst des Jahres 1944 gehört unbestritten zu den dramatischsten Monaten der modernen Geschichte der Slowakei. Ein Jahr, in dem die Bürger der Slowakei vieles gewonnen, aber auch vieles verloren haben – einige Illusionen, andere Vermögen, viele ihre Ehre oder auch ihr Leben. Dieses gesamtslowakische Drama verlangt Objektivität und auch Empathie, mit der man über das erfahrene Leid sprechen darf. Was allen in unserem Heimatland zugestanden werden soll, nämlich das Recht, Opfer zu betrauern, muss auch für die Karpatendeutschen gelten.

Ondrej Pöss