Redewendungen auf den Zahn gefühlt
Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.
Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!
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Alle Wege führen nach Rom
Das sagt man, wenn man ausdrücken will, dass jedes Ziel sich über unterschiedliche Wege erreichen lässt. In der Antike galt Rom als das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum. Außerdem hatte Kaiser Augustus im Jahre 20 vor Christus auf dem Forum Romanum eine vergoldete Säule aufstellen lassen. Auf dieser Säule waren die Namen aller Hauptstädte der Provinzen des Römischen Reiches mit ihrer Entfernung zu Rom aufgeführt. Der Betrachter der Säule muss wirklich den Eindruck gehabt haben, dass alle Wege nach Rom führten.
Jemandem reinen Wein einschenken
Wer jemandem reinen Wein einschenkt, sagt ohne Umschweife und Ausflüchte die Wahrheit. Oft handelt es sich dabei um eine unangenehme Wahrheit. Die Redewendung hat ihren Ursprung im Mittelalter. Viele Gastwirte verdünnten den Wein damals mit Wasser oder essigsaurer Tonerde. Diejenigen, die ihre Gäste nicht auf diese Weise betrogen, sondern ihnen reinen Wein einschenkten, galten als ehrlich.
Jemand hat die Weisheit mit den Löffeln gefressen
Wenn sich jemand schlau vorkommt, im Grunde aber ein Dummkopf ist, sagt man, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Es ist bekannt, dass die Weisheit sich eben nicht über die Nahrung zuführen lässt.
Die Spreu vom Weizen trennen
Wer die Spreu vom Weizen trennt, sondert Wichtiges von Unwichtigem ab. Die Herkunft dieser Redewendung liegt bei den Erntearbeiten. Mit einem Gebläse hat man die wesentlich leichtere Spreu vom umgebenden Korn weggeblasen.
Auf einer Wellenlänge sein
Wenn man sich richtig gut versteht, ist man auf einer Wellenlänge. Diese Redewendung stammt aus dem Funkverkehr. Da gibt es immer einen Sender und einen Empfänger. Beide müssen an ihren Funkgeräten dieselbe Wellenlänge einstellen, ansonsten können sie sich nicht verstehen.
In ein Wespennest greifen oder stechen
Wer in ein Wespennest sticht, greift eine gefährliche Sache auf, die noch für viel Aufruhr sorgen wird. Die Redewendung bezieht sich auf die Angriffslust und Reizbarkeit der Wespen.
Gegen Windmühlen kämpfen
Diese Redewendung beschreibt einen aussichtslosen Kampf, der nie zum Erfolg führen wird. Sie geht auf den Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes zurück. Darin kämpft der Held Don Quijote gegen Windmühlen, weil er sie für feindliche Riesen hält.
Von etwas Wind bekommen
Wenn man von etwas Wind bekommt, dann hat man etwas erfahren, was eigentlich geheim bleiben sollte. Vermutlich stammt die Redewendung aus der Jäger-Sprache. Denn Wind ist für die Jagd äußerst ungünstig. Der Wind weht Gerüche von Menschen weiter und so können die Tiere gewarnt werden und flüchten.
Wer Wind sät, wird Sturm ernten
Mit dieser Redewendung ist gemeint, dass jemand für das, was er tut, früher oder später zur Rechenschaft gezogen wird. Die Redewendung stammt aus dem Alten Testament der Bibel. In Hosea 8, Vers 7 sagt der Prophet: „Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten.“
Ein Wolf im Schafspelz sein
Wenn jemand böse Absichten hat, sich aber nach außen als gutherzig darstellt, bezeichnet man ihn als Wolf im Schafspelz. Der Ursprung dieser Redewendung ist in der Bibel zu finden. Im Neuen Testament heißt es: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ Das ist bildlich zu verstehen.
Mit den Wölfen heulen
Wer mit den Wölfen heult, schließt sich der Meinung der Mehrheit an, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter und ist ein Ausdruck dafür, angepasst zu sein.
Aus allen Wolken fallen
Wenn man sehr überrascht über die Wirklichkeit ist, fällt man aus allen Wolken. Die Redewendung geht auf den Griechen Aristophanes zurück, der die in den Wolken liegende Fantasiestadt Wolkenkuckucksheim beschrieb. Demnach gelangt man zurück in die Wirklichkeit, wenn man aus allen Wolken fällt.