Verweis des Corona-Winters

Verweis des Coronawinters

Man muss sich angewöhnen, diese Pandemie in größeren Dimensionen zu sehen, als wir das im Allgemeinen tun. Die mit ihr zusammenhängenden Probleme, sie mögen noch so bedeutungsvoll sein, sind meistens Folgeerscheinungen tiefer liegender Ursachen. Man darf nicht glauben, dass Krisen von ungefähr kommen und auch von ungefähr wieder gehen.

Es ist natürlich kein Zufall, dass während des vergangenen Sommers das ganze gesellschaftliche Leben auf Hochtouren angekurbeltwurde, im Winter aber wieder von neuen zuschlagenden Coronawellen in die Defensive mit all ihren schmerzhaften Begleiterscheinungen zurückfiel und in der Form von eiligst anerzogenen Lockdown-Maßnahmen fast zum Erliegen gebracht wurde.

Wichtig dabei erscheint nur, dass wir aus diesem fast zwangsläufig sich abspielenden Ablauf der Dinge gewisse Konsequenzen ziehen, die uns wenigstens in der Zukunft davor bewahren, ähnliche Situationen zu erleben, wie sie uns in den vergangenen Wintermonaten heimgesucht haben.

Wir können heute umso offener und freimütiger über diese Dinge sprechen, da wir einigen Grund zu der Annahme haben, dass die rollende Dampfwalze der zweiten und dritten Welle wenigstens vorläufig zum Stehen gebracht ist.

Keine leichtfertige Selbsttäuschung mehr

Es wäre aber grundlegend falsch anzunehmen, man hätte in den vergangenen Wochen und Monaten die Gesamtlage mit Absicht schwärzer gemalt, als sie tatsächlich war. Wir haben es nicht nötig, Gespenster an die Wand zu malen. Wenn wir entscheidende Maßnahmen der globalen Pandemiebekämpfung öffentlich zu vertreten haben, dann stehen uns dafür genügend wahrheitsgemäße und redliche Gründe zur Verfügung, so dass wir keine krummen Wege zu gehen brauchen.

Wenn einer gerade von einer schweren Krankheit genesen ist, dann scheint es uns nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, als Erstes die Krankheit im Einzelnen zu analysieren, für noch wichtiger halten wir vielmehr das Bestreben, alle Kräfte des Körpers, der Seele und des Geistes auf die Überwindung auch der letzten Reste der Krankheit zu konzentrieren und vor allem dafür Sorge zu tragen, dass ihre Ursachen und jede Möglichkeit ihrer Wiederholung entfernt werden. Wenn wir also mitten in der heurigen Winterkrise die totale Pandemiebekämpfung proklamierten, so war das nicht ein Programm auf Zeit, sondern ein Programm auf Dauer.

Nie wieder

Es wäre nichts verhängnisvoller, als eine eitle Selbsttäuschung, die uns dazu verführen wollte, beim Hervorlugen der ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings die guten Vorsätze des Winters wieder über Bord zu werfen. Im Gegenteil, die Schmerzen und Verängstigungen, die uns in den dunklen Wintermonaten durch die Tage und bis in die tiefen Nächte begleiteten, müssen auch in den kommenden Wochen und Monaten unsere Weggenossen sein. Wir sind nicht über den Berg, wir stehen noch vor ihm. Wir haben einmal einem dunklen Verhängnis ins Auge geschaut. Wir sind von einem Unglück geschüttelt worden, das vielen fast die Besinnung raubte, und während es uns mit Peitschenhieben schlug, haben wir uns geschworen: Nie wieder!

All unsere Kräfte sind gefragt

Es gibt ein Mittel gegen die Krise, das ist die Aufbietung unserer ganzen denkbaren Kraft. Ob der Frühling lacht oder der Sommer lockt, wir dürfen nur an den Winter denken, der darauf folgt, und den wir ohne nennenswerte Einbußen zu bezwingen haben.

Der Mann von der Straße ist meist kaum in der Lage, eine politische Situation in ihrer Gesamtheit zu durchschauen und zu überprüfen. Dazu fehlen ihm Übung, Erfahrung und vor allem die erkenntniskritischen Unterlagen, die notwendig sind, um zu einem ganz klaren und eindeutigen Urteil zu kommen. Es ist deshalb allzu verständlich, dass er sich nur ungern an Theorien oder Programme klammert, dass er vielmehr seine eigene Sicherheit ständig im festen und vertrauensvollen Anschluss an verlässliche Persönlichkeiten aus den Reihen der Zeitungsleute zu suchen und dadurch glaubwürdige Auskünfte zu finden bemüht ist.

Wenn uns der eine oder der andere darum übelnimmt, dass man ihm während dieser Pandemie hindert, sich selbst zum Objekt der böswilligen Hoax- und Fakenewspropaganda zu machen, so glauben wir trotzdem, ihm gerade im vergangenen Winter damit einen besonderen Liebesdienst getan zu haben. Denn dieser Kampf ist nicht nur ein Ringen der Viren und Erkrankten einerseits, der Impfstoffe und Mediziner anderseits – nein, er ist auch ein Nervenkrieg. Wir sind stolz darauf, uns in diesem Nervenkrieg mit weit ausgebreiteten Armen vor unser karpatendeutsches Völkchen stellen zu dürfen, um die Schmutzwellen aufzuhalten und zu brechen.

Schlussfolgerung

Stehen wir denn alle nicht unter demselben Gesetz dieses globalen Pandemiekampfes? In seinen grausamen Züchtigungen liegt die Gewissheit seines kommenden Segens. Wir müssen heute so handeln, dass wir uns später seiner nicht zu schämen brauchen. Er nimmt uns Kraft, aber er gibt uns auch Kraft.

Wenn das Unglück des vergangenen Winters uns zur Erkenntnis unserer ganzen und wahren Kraft geführt hat, dann ist es nicht umsonst gewesen. Ihm sind wir es schuldig und allen Opfern auch, dass wir argwöhnisch und wachsam sind und bleiben.

Wir wischen uns die Tränen aus den Augen, damit wir klar sehen können. Der sich seinem Ende zugeneigte Winter war für uns eine harte Prüfung. Aber er brachte uns auch ein Gutes: Wir sahen die Gefahr und wir werden sie nicht mehr aus den Augen lassen. Dann werden wir das Leben gewinnen.

Oswald Lipták