Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky mňauky, allerseits! Ich weiß, Sie haben noch Ferien und wollen in dieser Zeit so rein gar nichts von Politik wissen. Erst recht nach dem Streit darüber, ob eine Regierung durch eine Volksabstimmung abgelöst werden kann oder nicht.
Wir müssen aber ein bisschen über Politik reden, weil bald schon in Deutschland und in Tschechien wieder die Frage nach der Macht gestellt wird. Ende September wählen die Deutschen einen neuen Bundestag und am 8. und 9. Oktober die Tschechen ihr neues Abgeordnetenhaus. Da macht sich ein Kater schon seine Gedanken.
Sicher ist bisher nur: Bei den Deutschen geht die Ära von der Frau Bundeskanzlerin Merkel zu Ende. Nach einem durchschnittlichen Katzenleben im Amt kann sie jetzt nicht nur am Wochenende in der Uckermark ihre geliebte Kartoffelsuppe oder Ente zubereiten, ohne dass sie ständig jemand mit SMS-Nachrichten nervt. Maximal ihr Ehemann, der Herr Sauer, wird dann um die Ecke gucken und fragen, ob sie auch den Majoran für die Suppe nicht vergessen hat. Oder er bekommt von ihr Order, die Soße für die Ente zu kosten. Und nach dem Essen können beide alte Fotos aus dem Politikerleben von Frau Merkel angucken. Etwa solche von netten Besuchen in der Slowakei.
In Deutschland wird es nach der Bundestagswahl neue Farbenspiele geben. Je nachdem, welche Partei mit welcher anderen koalieren könnte, wird dann wieder von Jamaika-, Ampel- oder auch Deutschland-Koalition die Rede sein. Schwarz wie die Union, rot wie die Sozialdemokraten, goldgelb wie die Liberalen. In der Verlosung sind dann sicher auch die Grünen, die so grün sind, wie es ihr Name sagt. Die dunkelroten Postkommunisten und die blauen Alternativen für Deutschland werden beim Farbenspiel hoffentlich in die Röhre gucken. Und die Deutschen werden sich bald wundern, wie gut es ihnen doch unter den zur Raute geformten Händen von Frau Merkel ging.
Und in Tschechien? Der Herr Babiš möchte gern weiter regieren. Zwei bürgerliche Vorwahlkoalitionen wollen das verhindern. Mit viel Glück kommen die Sozialdemokraten über die 5-Prozent-Hürde und die Kommunisten scheitern an ihr. Den fremdenfeindlichen, selbst aus der Fremde stammenden Herrn Okamura braucht kein Mensch, aber auch Gott kann mit seinem Wurf von Hirn nicht jeden Wähler treffen.
Vielleicht kann man sich die Wahlen in Tschechien aber noch schenken. Der Herr Präsident Zeman will ja in jedem Fall den Herrn Babiš mit der Regierungsbildung beauftragen, selbst wenn die bürgerlichen Vorwahlkoalitionen oder eine davon besser abschneiden sollte als ANO. Vielleicht gibt es dann eine Minderheitsregierung Babiš, die von den kommunistischen und Okamura-Extremisten abhängig ist. Prost Mahlzeit!
Jetzt reicht es Ihnen? Nur die Ruhe: Bei allem Streit der Politiker in der Slowakei und bei all der Wählerei in Deutschland oder Tschechien – an der Machtfrage wird sich nie wirklich etwas ändern. Sie wissen doch: Es sind am Ende wir Katzen, die die Welt beherrschen. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt