Gedenkfeier am deutschen Soldatenfriedhof in Preßburg-Rosenheim
Anlässlich des Volkstrauertages ist es an der Zeit, der Toten und Hinterbliebenen des Krieges zu gedenken. Die Gedenkfeiern an die allzu vielen Opfer standen bei uns an erster Stelle. Seit dem Bestehen des Vereins in Preßburg haben wir alljährlich im November auf Friedhöfen in Preßburg und im benachbarten Österreich in Hainburg, Stollhofen und weiteren Orten mit großer Anteilnahme unserer Mitglieder Gedenkversammlungen organisiert. Auch dieses Jahr gedachten wir auf Einladung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland gemeinsam aller Opfer von Krieg, Gewalt und Terror.
Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei verloren etwa 25 000 deutsche Soldaten während des Zweiten Weltkrieges ihr Leben. Schon im Jahr 1990 begann der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge in der Ostslowakei mit dem Sammeln und Verifizieren der Daten, der Exhumierung der Toten und der Zusammenführung auf Sammelfriedhöfen in Zborov, Humenné, Hunkovce, Prešov und Važec. Mit der Einweihung der Gedenkstätte auf dem Rosenheimer (Ružinov, heute Vrakuňa) Friedhof in Preßburg im Jahr 2000 wurden alle Friedhöfe, die für die in der Slowakei im Zweiten Weltkrieg Gefallenen angelegt wurden, ihrer Bestimmung übergeben.
Seit September 1997 wurden 980 deutsche Soldaten, die in Grablagen innerhalb des Stadtgebietes und im Umkreis von Preßburg geborgen wurden, eingebettet und fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Dem Volksbund wurde auf dem Friedhof Rosenheim im Stadtteil Preßburg-Fragendorf (Vrakuňa) eine Fläche zur Verfügung gestellt. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1999. Einzelne Grabkreuze, deren Inschriften noch nicht vollständig waren, wurden im Jahr 2008 ergänzt. Namen von über 1 800 der nicht mehr zu bergenden und identifizierenden Toten sind in Metalltafeln eingelassen.
Am Samstag, dem 17. Juni 2000, wurde der Friedhof eingeweiht. Es fanden sich zahlreiche Angehörige der Toten aus Deutschland und Österreich, der Oberbürgermeister der slowakischen Hauptstadt und Vertreter des slowakischen Innenministeriums ein. Der damalige deutsche Botschafter in der Slowakei S. E. Dr. Frank Lambach begrüßte die Gäste. Karl-Wilhelm Lange, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, hielt die Gedenkansprache. Rudolf Schuster, der Präsident der Slowakischen Republik, legte einen Kranz nieder. Die Einladung zur Feier erreichte uns verspätet und so konnten wir nur als Gäste daran teilnehmen, da das offizielle Programm bereits zusammengestellt war und nach diplomatischer Etikette nicht mehr umgestaltet werden konnte. Dennoch war es für uns Preßburger ein berührender Augenblick, der uns an unsere Kriegstoten erinnerte.
Es ist kaum bekannt, dass viele deutsche Bewohner Preßburgs im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht – Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe und der SS – eingezogen wurden. Meistens wurden sie auf Befehl von der 1939 entstandenen slowakischen Armee versetzt. Viele von ihnen zahlten mit ihren Leben den höchsten Preis des Wahnsinns machthungriger Führer. Ihre namenlosen Gräber liegen von den Steppen Stalingrads bis zu den Klippen der Normandie, vom Eis des Nordkaps bis in den Sand von el Alamein. Viele deutsche Familien aus Preßburg betrauern bis heute ihre Söhne und Brüder. So sahen wir in der Errichtung des Soldatenfriedhofs in Rosenheim etwas sehr Persönliches, die uns den nicht bekannten oder nicht zugänglichen letzten Ruheplätzen unserer Preßburger näherbrachten.
Volkstrauertag
Der Volkstrauertag wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die 9,9 Millionen verstorbene und 7,7 Millionen vermisste Soldaten sowie die mehr als 7 Millionen tote Zivilisten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Die erste Gedenkstunde war im Berliner Reichstag 1922 und der Volkstrauertag wurde erstmals am 1. März 1925 begangen. Der Zweite Weltkrieg forderte fast 25 Millionen tote Soldaten und mehr als 50 Millionen Zivilisten. Fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges führte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft wieder ein und 1950 fand die erste Veranstaltung des Volksbundes im Bundestag in Bonn statt.
Zum Totengedenken äußerte Bundespräsident Theodor Heuss im Jahr 1952 die einführenden Worte: „Wir gedenken heute der Opfer von Gewalt und Krieg, der Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als ‚lebensunwert‘ bezeichnet wurde. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“
Allerseelen 1999
Schon während des Aufbaus des Friedhofs im Jahr 1998 versammelte sich am 2. November 1999 eine kleine Schar von 30 Preßburgern am Allerheiligen-Sonntag zu einer Erinnerungsfeier. Rosi Stolár-Hoffmann hielt eine kurze, aber rührende Ansprache. Professor Ing. Otto Sobek und Július Bruckner legten einen Kranz zu Füßen des entstehenden Denkmals nieder. Es erklang das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“, das die Singenden Omas von Preßburg sangen und dem sich alle anschlossen.
Volkstrauertag 2021
Auch am 14. November 2021 beteiligten wir uns auf Einladung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland am feierlichen Gedenken der Opfer von Gewalt, Krieg und Terrorismus am deutschen Soldatenfriedhof in Rosenheim.
Die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland, Barbara Wolf, konnte zahlreiche Gäste begrüßen, unter ihnen waren der Generalstabschef der Streitkräfte der Slowakischen Republik, Generalleutnant Daniel Zmeko, der Beauftragte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Oliver Liesener, der Verteidigungsattaché der USA in der Slowakischen Republik, Oberstleutnant i. G. Casey D. Shuff, der Vorsitzende unseres Karpatendeutschen Vereins, Ondrej Pöss, und der Regionsvorsitzenden des Karpatendeutschen Vereins von Preßburg, Michael Stolár. Die Preßburger Region und Ortsgruppe vertraten weiter die Ortsgruppenleiterin Jutita Kubincová und zwölf Delegierte, unter ihnen auch Rosi Stolár-Hoffmann. Anwesend war auch Axel Hartmann, ehemaliger Botschafter in der Slowakischen Republik.
Den geistlichen Teil der Feier gestaltete Jaroslav Balocký vom Ökumenischen Pastoraldienst der Streitkräfte der Slowakischen Republik. Danach sangen Vertreter der Deutschen Schule in Preßburg ein Lied. Die Festansprache hielt Oberstleutnant i. G. Rüdiger Heinrich, Verteidigungsattaché der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Slowakei. Es folgte unter Trompetenklängen das Lied „Ich hatt´ einen Kameraden“. Es folgten Kranzniederlegungen der Bundesrepublik von I. E der Botschafterin Barbara Wolf, der Streitkräfte der Slowakischen Republik von Generalleutnant Daniel Zmeko, des Volksbundes von Oliver Liesener, der Streitkräfte der USA von Oberstleutnant i. G. Casey D. Shuff und des Karpatendeutschen Vereins von Ondrej Pöss und Martin Stolár.
So ehrten wir die Gefallenen der Kriege und gewalttätigen Regierungen, Terror und Hass, der Opfer der Vergangenheit und Gegenwart. Möge der gütige und barmherzige Gott ihnen Frieden im ewigen Leben schenken.
Den militärischen Rahmen der Feier gestaltete die Preßburger Garnison der Streitkräfte der Slowakischen Republik mit einem Trompeter, der Ehrengarde und Kranzträgern.
Rosi Stolár-Hoffmann