Im Strom der Zeit: Bruck an der Donau
Die Gemeinde Bruck an der Donau/Most pri Bratislave liegt im Donautiefland/Podunajská nížina im nordwestlichen Teil der Großen Schüttinsel/Žitný ostrov am rechten Ufer der Kleinen Donau/Malý Dunaj, die an der Gemeinde vorbeifließt. Das Ortszentrum befindet sich vierzehn Kilometer östlich vom Stadtzentrum Preßburg/Bratislava.
Der Ort wurde 1238 zum ersten Mal als Pruck schriftlich erwähnt, als er Privilegien erlangte und königliches Eigentum wurde. Dessen deutsche Siedler kamen um 1250 aus Württemberg, nach dem Einfall der Mongolen. Zwischen 1335 und 1373/1374 war das Dorf im Besitz des Preßburger Richters Jakob. Er hatte es von König Karl I. Robert für guten Dienst und Loyalität bekommen. Danach waren bis 1543 die Grafen aus St. Georgen/Svätý Jur und Bösing/Pezinok die Gutsherren. In einem Steuerverzeichnis aus dem Jahr 1557 besaßen die Familien Serédy vier Porta, Meréy fünf Porta und Farkas eine Porta. Die Porta war eine Grundsteuereinheit, nach der die Steuern errechnet wurden. Man verstand darunter einen Bauernhof, auf dem auch mehrere Familien wohnen konnten. Später wurde Bruck unter den Herrschaftsgütern von Eberhardt/Malinovo und St. Georgen aufgeteilt. In den relativ ruhigen Zeiten des 18. Jahrhunderts konnte sich das Dorf entwickeln und wurde von Siedlern aus Kärnten bewohnt. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1918 war die Familie Apponyi dort Grundbesitzer.
Ab 1920 wird amtlich der Ortsname Bruk und ab 1927 Most na Ostrove gebraucht. Zwischen 1938 und 1945 war Bruck Grenzort, da der Nachbarort Eberhardt schon durch den Ersten Wiener Schiedsspruch Ungarn gehörte. Seit 1974 trägt die Gemeinde den Namen Most pri Bratislave.
Die Herz-Jesu-Kirche
Das wertvollste Denkmal der Gemeinde ist der interessante Bau der zweitürmigen römisch-katholischen Herz-Jesu-Kirche. Die Kirche war ursprünglich dem Hl. Thomas geweiht und es scheint, dass das Presbyterium der alten Kirche mit flacher Umfriedung die ursprüngliche Kapelle aus dem 13. Jahrhundert gewesen sein könnte. Sie wurde um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert um ein Langhaus erweitert. Auf beiden Seiten des Altars sind steinerne Ziborien errichtet. Dieses architektonische Element ist in der Slowakei sehr selten.
Die Kirche wurde um 1280 aus Bruchstein als einschiffiges Kirchenschiff mit quadratischem Presbyterium und Westturm erbaut. In dieser Zeit wurde auch der Innenraum mit Wandmalereien geschmückt. Der Bau ist 1315 urkundlich belegt, als Karl hierherkam und ein älteres Geschenk von Comes Belye hinterließ, um die Brucker Kirche zu reparieren. Die Kirche wurde dann in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts renoviert. Während der türkischen Eroberungen wurde sie aber erheblich beschädigt und deshalb wurde das Gebäude 1762 repariert, doch ein Erdbeben im Jahr 1764 beschädigte die Kirche erneut. Eine weitere Erneuerung fand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts statt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwies sich die Kirche als klein für ein sich entwickelndes Dorf und wurde deshalb im neoromanischen Stil umgebaut. Der alte Bau bildet das Seitenschiff der neuen Kirche auf der Nordseite und das alte Presbyterium wurde zur Sakristei. Die neue Kirche wurde am 25. September 1910 eingeweiht.
Am 2. Juli 1995 spendeten die ehemaligen Bewohner deutscher Nationalität, die vertrieben wurden, der Kirche eine steinerne Madonnenstatue. Anlass war der 50. Jahrestag der Vertreibung. Sie ließen außerdem eine Gedenktafel in deutscher Sprache anbringen, die sich in der neuen Kirche am Eingang links befindet. Ebenso stifteten sie am 3. Juli 2005 ein Holzkreuz, das die Aufschrift trägt „Verzeihende Erinnerung 3. Juli 1945“.
Deutsche Bevölkerung von Bruck
Im Jahr 1828 gab es in dem Dorf 110 Häuser und 790 Einwohner, die überwiegend als Landwirte beschäftigt waren. Im Jahre 1880 lebten in der Gemeinde 921 Bewohner, davon waren 549 Deutsche. Im Jahre 1910 waren von 1 161 Personen 1 005 Deutsche und 1930 waren es 1 343 von 1 471 Einwohnern. Im Jahre 1938 kam zu Bruck an der Donau die Gemeinde Studené/Gadendorf dazu. Bei der Volkszählung im Jahre 1940 lebten hier 1 420 Deutsche von 1 582 Einwohnern. Bis 1945 war Bruck ein deutsches Dorf. Die deutsche Bevölkerung musste nach dem Krieg aufgrund der Beneš-Dekrete den Ort verlassen und es wurden Slowaken angesiedelt. In die Gemeinde kamen 70 Familien aus Zliechov, 20 aus Košecké Rovné, 60 aus Čičmany, 22 aus Rajecká Lesná und 50 Familien aus Námestovo und Umgebung. Bei der Volkszählung 2021 hat einer von 3 913 Bewohnern angegeben, deutscher Nationalität zu sein.
Rastislav Fiľo