Zuzana Demjánová: „Meine Lieblingssprache ist und bleibt Deutsch.“
„Ich tue mein Bestes, um die Gedanken, die Kenntnisse und Geschichten eines anderen Menschen den Lesern zu vermitteln“, sagt Zuzana Demjánová, eine erfahrene Übersetzerin, die schon eine Menge Werke namhafter Autorinnen und Autoren den slowakischen Leserinnen und Lesern anbot. Im Karpatenblatt-Gespräch verrät sie, wie es ist, aus mehreren Sprachen zu übersetzen.
In einem Interview haben Sie einmal erwähnt, dass die Wahl als Übersetzerin tätig zu sein, Ihre beste Entscheidung war. Wie ist denn Ihr Weg zum Übersetzen verlaufen?
Ich habe schon immer gerne und viel gelesen – und um ehrlich zu sein, denke ich, dass es eine der wichtigsten Voraussetzungen für diese Arbeit ist. Man muss Literatur lieben, um sie übersetzen zu können und um sie einigermaßen erfolgreich übersetzen zu können, sollte man viel gelesen haben.
Deutsch habe ich in meiner Familie gelernt und später habe ich einige Zeit in einem deutschsprachigen Land gelebt, also habe ich auch viel auf Deutsch gelesen. Sprachen haben mich schon immer fasziniert – germanische Sprachen insbesondere – auf Deutsch folgte Norwegisch und Dänisch, Englisch war irgendwie ganz selbstverständlich. Es gibt so viele gute Romane, die ich unbedingt lesen wollte und am liebsten im Original. Und aus meinem Hobby wurde meine Arbeit – ich hatte Glück.
Zurzeit übersetzen Sie aus dem Dänischen, Norwegischen, Deutschen und dem Englischen. Was ist Ihre Lieblingssprache, aus der Sie übersetzen?
Meine Lieblingssprache ist und bleibt Deutsch. Es ist die Sprache, die ich als Kind gelernt habe und ich verbinde sie mit meinen schönsten Leseerlebnissen.
Wo liegt der Unterschied beim Übersetzen aus diesen einzelnen Sprachen?
Ich weiß nicht, ob es einen Unterschied gibt. Ich tue mein Bestes, um die Gedanken, die Kenntnisse und Geschichten eines anderen Menschen den Lesern zu vermitteln – und sie ihnen so anzubieten, dass sie das Gleiche dabei fühlen und erleben wie die Leser, deren Muttersprache die Originalsprache ist. In diesem Sinne ist es eigentlich egal, aus welcher Sprache man übersetzt. Aus dem Norwegischen übersetze ich meistens Krimis, aus dem Dänischen Romane und aus dem Deutschen auch Literatur, die „schwieriger“ zu lesen sein könnte.
Sie haben auch die Krimiserie des norwegischen Schriftstellers Jørn Lier Horst, eines der berühmtesten zeitgenössischen Krimiautoren aus Norwegen, übersetzt. Das muss eine große Verantwortung sein, die Werke eines so bekannten Schriftstellers zu übersetzen. Haben Sie noch einen gewissen Respekt, wenn Sie seine Werke übersetzen?
Ich habe großen Respekt vor jedem Autor/jeder Autorin, dessen/deren Werk ich übersetze. Die meisten Romane von J. L. Horst bilden eine Serie, Inspektor Wisting ist in diesem Sinne mein „alter Bekannter“ und dasselbe gilt für seine Mitarbeiter und Familienangehörigen. Ich mag Horsts Kinderbücher, es ist für mich immer eine besondere Freude mit Texten für Kinder zu arbeiten. Wenn man schon von Respekt spricht – vor diesen Büchern verspüre ich einen ganz besonderen Respekt. Kinder sind sehr kritische Leser, die verzeihen nichts und natürlich will ich auch, dass sie das Lesen als eine spannende Freizeitbeschäftigung erleben und dass aus ihnen leidenschaftliche Leser werden.
Außerdem haben Sie für die slowakischen Leserinnen und Leser die Werke von Marie Kondo übersetzt, die Japanerin spricht sich für einen minimalistischen Lebensstil aus und gibt Tipps für ein glückliches und schönes Zuhause. Wie unterscheidet sich die Übersetzung dieser Literaturgattung, des sogenannten „leichteren Genres“, von Genres wie Roman oder Krimi?
Meiner Meinung nach kann das Genre „leicht“ sein, der Text aber nicht unbedingt. Es kommt darauf an. Für viele Phänomene oder gar Sachen haben wir im Slowakischen keine Ausdrücke und da muss man auf die (in diesem Fall) englische Terminologie zurückgreifen, was ich aber nur ungern tue. Ich bemühe mich, wie es nur geht, ausschließlich im Slowakischen zu bleiben – deshalb können auch solche „leichte“ Texte eine unerwartete Herausforderung darstellen.
Krimis muss ich, zugegeben, oft auch ausgiebig konsultieren, denn die Dialoge sollen schon ungezwungen wirken und Polizisten haben ja eine ganz spezifische „Sprache“ und benutzen Ausdrücke, die nicht gerade grammatisch korrekt sind und die ich auch vorher nicht kannte (der gewöhnliche Zivilist weiß ja nicht so viel von Waffen, Cadaverin, Sprengstoffen etc.).
Ihre neue Übersetzung des Werkes des polnischen Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz „Quo Vadis“ ist vor kurzem erschienen. Mehrere Literaturkritiker bezeichnen das Werk als einen der besten und meistverkauften Romane der Weltliteratur aus der Römerzeit. Wie ist es, so ein „großartiges“ Werk zu übersetzen?
Es war für mich eine große Ehre, an Sienkiewiczs Roman zu arbeiten. Ich kannte das Buch natürlich, ich habe es mehrere Male gelesen – im Original und auch in verschiedenen Übersetzungen. Für mich ist das vor allem ein großartiger Abenteuerroman, eine zärtliche Liebesgeschichte und ein Zeugnis dafür, dass ein Roman so „geschichtlich akkurat“ sein kann, dass man ihn fast wie ein Dokument lesen kann.
Das Gespräch führte Matej Lanča.
Im Karpatenblatt befasst er sich mit
Literatur, Sprache und Kultur,
die ihm besonders am Herzen liegen.