Kolumne: Schmidts Kater Loisl und die Obstruktion
Čauky mňauky, allerseits! Ich werde zwar immer älter, aber ich lerne doch immer noch etwas dazu. Das ist logisch, weil ja schließlich auch meine Hirnmasse noch zunimmt. Aber für mein Gefühl nicht ausreichend. Das liegt daran, dass mein Butler, der Herr Schmidt, mich nicht ordentlich versorgt. Das muss ich ändern.
Ich bin den Abgeordneten des Prager Parlaments dankbar dafür, dass sie mich jetzt auf eine famose Idee gebracht haben. Das Stichwort heißt: Obstruktion. Man kann das auch mit Blockade übersetzen. Die Opposition blockiert mit langen Reden die Behandlung eines Gesetzesvorhabens der Regierung. Und das möglichst so lange, bis das Vorhaben nicht rechtzeitig zum Gesetz werden kann, sondern nur noch für den parlamentarischen Papierkorb taugt.
Die Abgeordneten der Regierungsparteien wollten im konkreten Fall eine Absenkung der Anhebung der Renten für die älteren Damen und Herren unter den Landeskindern besprechen und mit ihrer Mehrheit beschließen. „Absenkung der Anhebung“ – für diese geniale Wortfolge könnten Sie mich, nebenbei bemerkt, ruhig mal für den Pulitzerpreis vorschlagen.
Der Redegewandteste unter allen Oppositionellen, ein Herr, der auf den typisch walachischen oder mährisch-schlesischen Namen Okamura hört, stellte einen neuen Rekord im Dauerreden auf: Er redete länger als sieben Stunden am Stück! Unter anderem darüber, wie sich andere Länder um ihre ältesten Kinder kümmern. Ich kann Ihnen die Einzelheiten ersparen. Es genügt, wenn ich sage, dass es den Rentnern nach den Berechnungen des Herrn Okamura überall sehr viel besser geht als in Tschechien. Sogar in West-Virginia, auf Ost-Timor, der Südinsel von Neuseeland oder in Deutschland. Über die Slowakei sagte er nichts.
Ich habe beschlossen, mir die hohe Kunst der Obstruktion von der tschechischen Opposition abzugucken. Wenn mir mein Butler, der Herr Schmidt, morgens und abends weiterhin so einen Fraß vorsetzt wie bisher, werde ich tapfer meinen schlimmen Hunger überwinden und die Nahrungsaufnahme per Obstruktion verweigern. Ich werde mich neben den Napf stellen, drohend gucken und mit der rechten Vorderpfote „aufstampfen“, so gut das geht. Dazu werde ich markerschütternd mňauen. Und das alles über viele Stunden ohne Pause.
Und der Herr Okamura? Der kann bei der nächsten Obstruktion mal erzählen, was Katzen anderswo lecker fressen dürfen. Da höre ich gern auch acht Stunden am Stück zu. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt