Der Trend zum hausgebrauten Bier
Wissen Sie, wie viel Bier Sie trinken? Weniger als in der Vergangenheit? Wenn ja, folgen Sie dem Trend in der Slowakei. Früher einmal in der Tschechoslowakei war man Weltmeister im Bierkonsum mit über 130 Liter pro Kopf und Jahr. Heute sind es „nur“ noch 60 Liter. Es wird zwar weniger Bier getrunken, aber das Interesse an hausgebrautem Bier und dem Bier aus kleineren, handwerklich arbeitenden Brauereien (Remeselné pivovar) nimmt zu.
Auch den Tag des Bieres gibt es zu feiern. International ist es der erste Freitag im August. Eigene Tage des Bieres haben Österreich (30. September) und die Schweiz (28. April). In Deutschland wird am 23. April an das vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. an diesem Tag im Jahr 1516 verkündete Reinheitsgebot erinnert und dieser Tag als „Tag des deutschen Bieres“ gefeiert. Das Reinheitsgebot erlaubt zum Bierbrauen nur Wasser, Hopfen und Gerste. Die Hefe wurde damals als Produkt der Bierzubereitung angesehen und nicht aufgeführt.
In einer Zeit, in der die chemischen Abläufe beim Brauen nicht hinreichend bekannt waren, verhinderte das Reinheitsgebot das Verwenden von ungeeigneten, teilweise sogar giftigen Zutaten. Das Brauergebnis war Glückssache. Krankheiten und sogar Todesfälle waren die Folge. Das Reinheitsgebot des Herzogs war für die Biertrinker von nun an eine Art Lebensversicherung. Es galt für Bayern und wurde erst 1906 geltendes Recht in Deutschland.
Heimbrauen (Homebrewing) – domáce varenie piva
International macht das ‚Homebrewing‘, das Heimbrauen (slowakisch domáce varenie piva), schon längere Zeit Schlagzeilen. Dabei geht es um das Brauen von Bier im eigenen Heim und für den eigenen Verbrauch.
In den Ländern der Europäischen Union ist es unterschiedlich geregelt, ob und in welchem Umfang selbst hergestelltes Bier in kleinen Mengen auch verkauft werden darf, ob Genehmigungen nötig sind und Steuerpflicht besteht. So dürfen in Deutschland Privatpersonen bis zu 200 Liter (2 Hektoliter) für den Eigenbedarf selbst brauen, ohne Steuern abführen zu müssen. Das Brauen ist beim zuständigen Hauptzollamt anzumelden. Wird das Bier aber verkauft, geht das Hobby in ein Gewerbe über. Dann gelten die Hygienevorschriften des Gesundheitsamtes, die auch kontrolliert werden. Hat das Produkt die geschützte Bezeichnung Bier, gilt das oben genannte Reinheitsgebot.
Bier aus dem heimischen Keller
In der Slowakei ist selbstgebrautes Bier bis zu 10 Hektoliter im Jahr für den Eigenverbrauch von einer Versteuerung ausgenommen. Es gelten ähnliche Regelungen wie in Deutschland. So ist das Brauvorhaben dem örtlichen Zollamt mitzuteilen. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern bestraft. Aus einigen der privaten Brauereien, die in Küche oder Keller ihre ersten Produkte erzeugten, sind inzwischen kleine gewerbliche Unternehmen entstanden. Sie bieten als Remeselné pivovary häufig Biere mit neuen Geschmackskomponenten an, die von den Verbrauchern als Ergänzung oder Abwechslung zu den klassischen Bieren der Großbrauereien angesehen werden. Da sie dazu Komponenten wie Orangenschalen, Haferflocken, Obst oder Laktose und manchmal sogar Kaffee oder Gewürze verwenden, entsprechen ihre Produkte nicht dem deutschen Reinheitsgebot.
Wachsendes Interesse am Heimbrauen
Die Zahl der Personen, die ihr eigenes Bier brauen möchten, steigt von Jahr zu Jahr. Brauereiausrüstung und Zubehör lassen sich mittlerweile im Internet bestellen. Es existieren zahlreiche Webseiten mit Anleitungen und Erfahrungsberichten zum Heimbrauen. Auf Wettbewerben stellen die fortgeschritteneren Heimbrauer ihre Produkte vor. Slowakische Teilnehmer kehrten bereits mit guten Ergebnissen von Wettbewerben in Tschechien, Polen, Ungarn, Kroatien und Bulgarien zurück.
Wer mit dem privaten, häuslichen Brauen beginnen möchte, wird schnell feststellen, dass dazu nicht nur eine umfangreiche Ausrüstung nötig ist. Zur Brauanlage gehören zum Beispiel ein Einkocher, Gäreimer, Läuteraufsatz, Filter und Töpfe. Dazu kommt die Grundausstattung, also Messbecher, Waage, Thermometer, Refraktometer (oder Bierspindel), Schläuche, Flaschen, Dosierhilfen sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Dann fehlen nur noch die zum Brauen benötigten Rohstoffe, also Malz (kurz gekeimtes und dann wieder getrocknetes Getreide, vorwiegend Gerste), Hopfen und Hefe.
Bei der Entscheidung für ein solches Brauvorhaben sind weitere Dinge zu bedenken. Das Brauen beansprucht Zeit, die Gerätschaften Platz und die Abläufe einschließlich Sauberkeit sind zu kontrollieren.
Eigenes Bier in sieben Tagen
Das professionelle Brauen dauert für die meisten Biere bis zu vier Monate, bei starken Bieren mit einem Alkoholgehalt von 7 Prozent (Doppelbock) oder gar bis zu 14 Prozent (Quadrupel) ein halbes Jahr und mehr.
Wer sich an das Bierbrauen herantasten will, kann für etwa 300 Euro die oben genannten Geräte und Materialien oder ein sehr kleines, alles Notwendige enthaltende Brauset für etwa 40 Euro erwerben. Mit diesem ist es recht einfach, die ersten eigenen 5 Liter Bier zu brauen. Das dauert nur sieben Tage. Vielleicht wird dann die Liebe zu selbstgebrautem Bier mit eigener Geschmackskomponente entdeckt oder doch das Bierbrauen dem Fachmann überlassen.
Egal, wo und wie das Bier, das Sie vielleicht heute trinken, gebraut wurde, wir rufen allen Biertrinkern zu: „Hopfen und Malz, Gott erhalt’s“ oder schlicht „Na zdravie“!
Dr. Heinz Schleusener