Berühmte Zipser: Naturforscher und Pädagoge Mathias Sennowitz
Mathias Sennowitz (auch andere Schreibweisen sind zu finden, wie Matthias und Sennovitz) wurde am 11. Februar 1763 in Kesmark/Kežmarok geboren und hat sich durch seine wissenschaftlichen und pädagogischen Arbeiten einen Namen gemacht.
Seine akademischen Qualifikationen erwarb er an ausländischen Universitäten. Im Alter von 21 Jahren arbeitete er als Lehrer an der evangelischen Mädchenschule in Eperies/Prešov. Hier unterrichtete der „Mädchenlehrer am evangelischen Gymnasium“ die oberen Klassen. Zehn Jahre später, im Jahre 1794, gründete er eine „weibliche Erziehungsanstalt“, die er bis zu seinem Tod am 11. August 1823 leitete.
„Genievoller und thätiger Gelehrter Ungarns“
Nicht nur wegen seiner Lehr- und Erziehungstätigkeit zählte er zu den Gestaltern des geistigen Lebens von Ungarn. Er war wissenschaftlich aktiv und oft auf Erkundungsreisen. Karl Georg Rumy führt ihn im Jahr 1806 in seiner Liste der „Genievollen und thätigen Gelehrten Ungarns“ auf. Zu diesem Zeitpunkt hält ihn das „Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ für wichtig genug, um auf seine bisherigen mineralogischen Reisen in den Jahren 1803, 1804 und 1805 in die Berge zwischen Eperies und Tokaj zu verweisen und über einen geplanten einjährigen Auslandsaufenthalt zu informieren. Dort möchte Sennowitz die Pestalozzische Lehrart und alle Arbeitsanstalten, Erwerbs- und Industrieschulen in den sächsischen und preußischen Provinzen kennenlernen.
Bei diesem Auslandsaufenthalt bietet Sennowitz an, Chalcedone, Obsidiane, Porzellanerde, Pechsteine, Perlsteine, Halbopale, Opale, den matten Opal (Weltauge, oculus mundi) und andere seltene Minerale aus dem von ihm besuchten karpatischen Gebirgszug dorthin zu liefern, gegen Bezahlung oder Tausch.
Von Sennowitz sind 18 Studienreisen in das Eperies–Tokajer Gebirge bekannt, aus denen er eine 4.637 Stück umfassende Mineraliensammlung aufbaute.
Die von ihm gegründete Mädchenschule, auch „Weibliche Erziehungsanstalt“ genannt, richtete er nach modernen pädagogischen Kriterien aus. In einem Bericht von 1805 wird diese Schule im Gegensatz zum damaligen Gymnasium des Ortes als „vortrefflich“ bewertet.
Viele Veröffentlichungen
Mathias Sennowitz veröffentlichte pädagogische Arbeiten, geographische und statistische Tabellen sowie Schriften zu mineralogischen Themen. Er befasste sich außerdem mit dem Mineralwasser in Bartfeld/Bardejov und berichtete darüber in der Wiener Zeitung „Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat“.
Auch das Verarbeiten landwirtschaftlicher Produkte interessierte ihn. In diesem Zusammenhang schrieb er 1804 im „Patriotisches Wochenblatt für Ungern“ über den „Gegenwärtigen Zustand einiger Industrieanstalten und Fabriken in Ungern“. Auch eine Beschreibung des von ihm gegründeten botanischen Gartens in Eperies publiziert er.
Vom Garten des Sennowitz zum Kolman-Garten
Auf einem von der Ungarischen Hofkammer, einer königlichen Verwaltungsbehörde, unentgeltlich erhaltenen Grundstück ließ er einen botanischen Garten entstehen. Nach seinem Tod im Jahr 1823 wurde der Garten nicht mehr gepflegt. Dieser Zustand dauerte bis 1875. Zu diesem Zeitpunkt übernahm der Apotheker Friedrich Kolman das Grundstück. Er erweckte auf vier Hektar Fläche den botanischen Garten zu neuem Leben und übergab es dem evangelischen Gymnasium für die wissenschaftliche Nutzung.
Heute gehört der im westlichen Teil Prešovs gelegene, zwischenzeitlich verstaatlichte „Kolman-Garten“ wieder der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses (Evanjelickej cirkvi a. v. na Slovensku). Er wird in der ökopädagogischen Ausbildung genutzt und hat sogar eine Facebook-Seite.
Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Institutionen
Die „Herzoglichen Societät für die gesammte Mineralogie in Jena“ ernannte ihn 1805 zu ihrem korrespondierenden Mitglied, er wurde 1806 Ehrenmitglied der „Botanischen Gesellschaft in Regensburg“ und 1812 Korrespondierendes Mitglied der 1808 gegründeten „Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau“. Alle drei genannten Gesellschaften existieren bis heute.
Dr. Heinz Schleusener