Warum rückt der Bergbau in unser Visier?
Das kulturelle Erbe des frühmodernen Erzbergbaus im gesamten Raum der Unterzips beeinflusst die Kultur dort bis heute. Dieser Bergbauregion wurde in der Historiografie bisher jedoch nur geringe Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist höchste Zeit, dies zu ändern.
Die Region der Unterzips wurde schon im Mittelalter von Deutschen besiedelt. Nach den Vertreibungen der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg bestand ein gewisses Tabu, über die kulturgeschichtliche Herkunft dieser Region zu sprechen und das Thema wurde möglichst unter den Teppich gekehrt.
Allerdings geht das Thema „Bergbau und sein Erbe“ viel weiter, als man auf den ersten Blick glauben möchte. Denn die bergbauhistorischen Spuren der Vergangenheit sind auch in der Gegenwart noch immer sichtbar und aus diesen Spuren ergibt sich das geistige und kulturelle Erbe der ganzen Region bis heute.
Was zählt
Zu dem bergbaulichen kulturellen Erbe gehören eben auch eine Menge historischer technischer Denkmäler. Diese stummen Zeugen des Broterwerbs der vertriebenen Karpatendeutschen und deren daraus resultierenden Kulturgutes stehen zwar, doch in der hiesigen Legislative, auch im Rahmen des offiziellen Denkmalschutzes, finden sie leider fast keinen Niederschlag.
Da aber solche historischen Werte des bergbaulichen Erbes dieses Gebiets allgemein nicht erhalten werden, so wird es immer schwieriger, in der Öffentlichkeit jedwede Identität und Bewusstsein über diese Werte aufzubauen. Mit anderen Worten: Ohne sichtbare Denkmalobjekte, die ein anschaulicher Ansatzpunkte für die Geschichte sind, bleibt jedes Bemühen um die Pflege der Erinnerungskultur nur ein Schlag ins Wasser.
Um eine nachhaltige Erinnerungskultur zu etablieren, ist Wissen notwendig sowie eine Identifizierung mit den historischen Werten des Bergbauwesens unserer Region. Nur so kann man sich mutig auf den abenteuerlichen Weg der Wiederentdeckung und Wiederbelebung dieser Geschichte machen.
Fazit
Leider weist der Stand der Geschichtsforschung zum Bergbau- und Hüttenwesen in dieser Region einen erheblichen Rückstand auf. Vor allem fehlt es an bergbaulichen und industriearchäologischen Forschungen. Was in einem krassen Gegensatz zum heutigen Boom der industriearchäologischen Forschung in Tschechien und Deutschland steht, wo derzeit zahlreiche Aktivitäten dieser Art verlaufen.
Allerdings könnten derartige Forschungen auch hierzulande grundlegend zu einem besseren Wissensstand über die geschichtliche Entwicklung und Bedeutung dieses Bergbaugebietes und des Bergbaus selbst beitragen. Ein erster Ansatzpunkt für die Dokumentation dieser Zeit könnten die errichteten Bauten des Berg- und Hüttenwesens sein, von denen in dieser Bergbauregion viele, bis heute wegen unzureichender Forschung nicht einmal identifiziert werden konnten.
Erste Schritte zur Aufarbeitung der Vergangenheit wurden bereits durch die gemeinnützige Tätigkeit regionaler Geschichtsforscher und Geschichtsinteressierter sowie durch die verdienstvolle Arbeit des SNM-Museums der Kultur der Karpatendeutschen und dessen Zweigestellen getan. Doch es steht noch viel Arbeit an, um über das wertvolle Kulturerbe dieser Region aufzuklären und dieses wiederzubeleben.
Oswald Lipták