Sprachlehrerin Martina Šurinová Mravíková: Deutsch muss immer noch um seine Gunst kämpfen
Eigentlich kam es eher zufällig, dass sie Deutsch studiert hat, dennoch liebt Martina Šurinová Mravíková die deutsche Sprache auch heute noch. Seit mehreren Jahren unterrichtet sie Deutsch und Englisch und hat sogar die Sprachschule „Leitus“ gegründet. Im Karpatenblatt-Interview spricht sie auch über die derzeitige Lage der deutschen Sprache in der Slowakei.
Du hast Englisch und Deutsch im Bereich Fremdsprachen und Interkulturelle Kommunikation studiert. Warum hast du dich für dieses Studium entschieden?
Ursprünglich wollte ich Psychologie studieren. Einmal, als ich noch am Gymnasium war, ist eine Mitschülerin zu mir gekommen und hat erzählt, dass sie dieses Studienprogramm gefunden hat, und sie hat gefragt, ob ich mich auch bewerben wolle. Also habe ich gesagt: Warum nicht? Ich lasse mich zu allem überreden. Und da ich am Gymnasium eine Klasse besucht habe, die auf Fremdsprachen ausgerichtet war, war es auch logisch, so etwas auszuprobieren. Im Endeffekt bin ich froh, dass es so gekommen ist und ich nicht Psychologie studiert habe.
Wie ist dein Weg zum Deutsch verlaufen, bevor du dich schließlich entschieden hast, es zu studieren?
Wieder einmal ist es die Schuld von einem meiner Schutzengel – meinem Physiklehrer an der Grundschule. Als wir uns in unserem letzten Jahr an der Grundschule entscheiden sollten, welche Mittelschule wir besuchen, habe ich mich für dieselbe Schule beworben wie seine Tochter. Damals hat er mir mitgeteilt, dass es dort eine Klasse gibt, in der der Fremdsprachenunterricht verstärkt ist. Ich habe dann angefangen, mehr darüber nachzudenken. Ich hatte nur Englisch an der Grundschule und irgendwie war es für mich selbstverständlich, dass ich damit weitermachen würde. Aber es sollte scheinbar anders kommen und so habe ich mich in einer Deutschklasse wiedergefunden. Da ich Deutsch nur von Kreuzworträtseln kannte, konnte ich nur „er“ sagen – also hatte ich zwei Möglichkeiten – „fight oder flight“ (Kampf oder Flucht). Ich schätze, es ist klar, was ich gewählt habe.
Vor einigen Jahren hast du eine eigene Sprachschule gegründet, in der sowohl Kinder als auch Erwachsene unterrichtet werden. Was hat dich dazu veranlasst?
Ich habe nach der Schule angefangen, auf eigene Faust Nachhilfe zu geben. Es hat mir sehr gut gefallen, aber ich habe die Leute immer bei sich zuhause unterrichtet, was nach einiger Zeit ziemlich zeitaufwendig war. Also habe ich mein eigenes Klassenzimmer gefunden. Ich wusste, dass ich eines Tages einen schönen Ort schaffen möchte, an den die Leute gehen, um zu lernen. Und so haben wir uns nach und nach sehr langsam ausgedehnt. Und eigentlich sind wir noch nicht fertig.
Du hast dich auch vorher dem Fremdsprachenunterrichten gewidmet und unterrichtest immer noch Deutsch. Was macht dir an diesem Job am meisten Spaß?
Ich vergöttere Deutsch. Ich liebe die Logik darin, alles hat seine Regeln, obwohl es viele Ausnahmen gibt, aber es gibt auch Regeln für diese Ausnahmen. Was mir am meisten Spaß macht, ist, wenn Leute kommen, die mit Deutsch zu kämpfen haben und wenn man ihnen etwas klar erklärt, sie es dann verstehen und sich sagen: „Ah, das macht Sinn.“
Mit welchen Schwierigkeiten ist man konfrontiert, wenn man eine Sprachschule leitet?
Es gibt keinen Tag, an dem wir uns nicht mit irgendwelchen Schwierigkeiten auseinandersetzen müssen. Am schwierigsten ist es wohl, begeisterungsfähige Menschen für das Unterrichten zu finden, die auch verantwortungsbewusst, konsequent und vorbereitet zum Unterricht gehen und es nicht nur als „einen Teilzeitjob“ sehen. Es ist eine Arbeit mit Menschen und das bringt immer viel Abenteuer mit sich.
Wie ist deiner Meinung nach die aktuelle Stellung des Deutschen in der slowakischen Gesellschaft im Vergleich zu anderen Sprachen?
Ich denke, dass Deutsch im Vergleich zum Englischen noch um seine Gunst kämpfen muss. Ob es uns gefällt oder nicht, bei dem Englischen ist es viel einfacher. Wie viele deutsche Lieder hören Sie, wenn Sie das Radio einschalten? Hm, nicht eines? Dazu kommt, dass Deutsch in den Schulen als zweite Fremdsprache wahrgenommen wird. Leider ist das Timing oft ziemlich unglücklich, denn die Kinder haben schon genug in der Schule und dann kommt noch Deutsch mit seinen Artikeln und Deklinationen dazu. Sehr oft begegnen wir Sätzen wie „Oh, Deutsch, das habe ich an der Grundschule gelernt und ich erinnere mich an nichts mehr.“
Bist du der Meinung, dass Deutsch derzeit in der Slowakei gefragt ist?
Ich denke, es könnte noch gefragter sein. Kinder können als zweite Fremdsprache auch Spanisch, Französisch oder Italienisch wählen und es gibt nur wenige „Draufgänger“, die sich freiwillig für Deutsch entscheiden. Die Einsicht kommt dann vielmehr, wenn sie einen Job suchen und feststellen, dass Österreich eigentlich gar nicht so weit weg ist.
Was motiviert die Slowaken deiner Meinung nach angesichts des wachsenden Trends, neue – für uns manchmal auch exotische – Sprachen zu lernen, immer noch Deutsch zu lernen?
Auf jeden Fall die Beschäftigungsmöglichkeiten bei unseren österreichischen Nachbarn. Das führt auch unter unseren Kunden. Dann ist es auch die Tatsache, dass sie zum Beispiel bereits Deutsch gelernt haben, also ist es schade, es komplett zu vernachlässigen und erst nach Jahren dazu zurückzukommen.
Das Schönste ist, wenn es bei den Studierenden nach mehreren Stunden zu einem Aha-Moment kommt, erklärt Martina Šurinová Mravíková.
Wie könnte man mehr Leute dazu motivieren, Deutsch zu lernen?
Nun, das ist keine einfache Frage. Bei Erwachsenen sehen wir oft, dass es zum Beispiel schon während der Schulzeit einige negative Erfahrungen gibt. Dann ist es schwierig, damit zu arbeiten, weil sie entweder schlechte Angewohnheiten haben oder die Sprache nicht mögen, sie aber lernen müssen. Deshalb würde ich in den Schulen anfangen oder sogar in den Kindergärten und schon hier den Kindern zeigen, dass Deutsch, wie jede andere, eine schöne Fremdsprache ist. So kann man bei den Menschen eine Beziehung zu der Sprache aufbauen. Sie müssen nicht sofort das Standarddeutsch und alle „Tabellen“ (Regeln) beherrschen. Es würde auf jeden Fall auch helfen, wenn wir mehr vom Deutschen umgeben wären – durch Lieder, Filme oder Werbetafeln.
Das Gespräch führte Matej Lanča.
Im Karpatenblatt befasst er sich mit
Literatur, Sprache und Kultur,
die ihm besonders am Herzen liegen