Pfarrer Johann Kotschner verstorben

Abschied von Pfarrer Johann Kotschner

Ein segensreiches Wirken als Priester ist zu Ende gegangen. Am 19. September 2023 verstarb der Geistliche Rat Pfarrer Johann Kotschner im Alter von 84 Jahren. Die Trauerfeier findet am 28. September 2023 in Mühlheim am Main statt.

Trotz des Wissens um seine angeschlagene Gesundheit hat uns die Nachricht von seinem Tod tief betroffen und traurig gestimmt. Johann Kotschner wurde am 21. Juli 1939 in Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno geboren und teilte mit seiner Familie das Schicksal vieler Karpatendeutscher, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und vertrieben wurden. Bereits beim Partisanenaufstand im Jahr 1944 hatte er seinen Vater verloren. Nach der Ankunft in Hessen besuchte Johann Kotschner erneut die Schule und schloss 1959 das Albert-Magnus-Kolleg in Königstein/Taunus erfolgreich mit dem Abitur ab. Sein Philosophie- und Theologiestudium beendete er in Mainz und am 27. Februar 1965 wurde er im Mainzer Dom zum Priester geweiht.

Im Laufe seines Priester-Lebens wirkte er in verschiedenen Gemeinden, darunter Bürstadt, Mainz-Kostheim, Gernsheim und schließlich Mühlheim, wo er die Pfarrei St. Maximilian Kolbe gründete. Ab 1983 leitete er die damals größte Pfarrei der Diözese Mainz, St. Markus in Mühlheim.

Pfarrer Johann Kotschner verstorben
Pfarrer Johann Kotschner ist im September im Alter von 84 Jahren verstorben.

Engagement für die Karpatendeutschen

Sein aktives Engagement im Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken begann 1985, als er zum Geistlichen Beirat im Vorstand der Organisation ernannt wurde. Trotz seiner bereits angeschlagenen Gesundheit nahm er 1992 die Wahl zum Vorsitzenden des Hilfsbundes an und definierte eine neue Zielsetzung für die zukünftige Arbeit. Neben der bisherigen Unterstützung der Landsleute in Deutschland setzte er nun den Schwerpunkt auf die „kooperative Phase“, die Zusammenarbeit mit den katholischen Landsleuten in der Slowakei. Pfarrer Kotschner sah den Hilfsbund als Brückenbauer im vereinten Europa.

Während einer Informationsreise im Jahr 1993 zu den karpatendeutschen Katholiken in der Slowakei knüpfte er Kontakte zu den Bischöfen aller slowakischen Bistümer und die Schwesterorganisation des Hilfsbundes, der „Maximilan-Hell-Verein“, wurde ins Leben gerufen. 1994 folgte eine Gedächtniswallfahrt ins Hauerland, mit Gedenkveranstaltungen an den Mahnmalen in Glaserhau/Sklené und Schemnitz/ Banská Štiavnica sowie am Kalvarienberg in Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno. Dieser Ort hatte eine besondere Bedeutung für Johann Kotschner, da sein Vater als Baumeister an seiner Entstehung beteiligt war.

Johann Kotschner setzte sich aktiv für die Renovierung dieses Ortes ein und sammelte Spenden dafür, auch für den Erhalt der Heimatkirchen. Höhepunkte seiner Amtszeit als Vorsitzender des Hilfsbundes waren die Jubiläumsveranstaltungen zum 50-, 60- und 70-jährigen Bestehen. Seine Aufgaben umfassten die Leitung von Vorstandssitzungen sowie die Teilnahme an Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft, der AKVO, des sudetendeutschen Priesterwerkes und des Diözesanrates. Seine Messfeiern, einschließlich der ökumenischen Gottesdienste, die er gemeinsam mit Pfarrer Metzel und Pfarrer Moravec gestaltete, sowie seine Predigten bei karpatendeutschen Veranstaltungen in Stuttgart, Karlsruhe und insbesondere in der Karwoche im Kloster Bernried, waren geistige Nahrung und schenkten Kraft für den Alltag. Pfarrer Kotschner verstand es, das Evangelium alltagstauglich zu erklären und sich stets auf aktuelle Ereignisse zu beziehen. Als jemand, der selbst in seiner Kindheit Flucht und Vertreibung erlebt hatte, zog er stets Parallelen zu aktuellen Kriegs- und Krisengebieten und schloss die dort Leidenden in seine Fürbitten ein. Auch die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche prangerte er an.

Ehrenbürger von Deutsch-Proben

In seiner Heimatgemeinde Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno wurde er sehr geschätzt und im April 2000 zum Ehrenbürger ernannt. In seiner Dankansprache betonte er sein Credo: „Als Christen dürfen wir nicht in der Grundhaltung des Besserwissers und Rechthabers den Dialog suchen, sondern aus der Grundeinsicht heraus, dass wir, die Vertriebenen und unsere Vorväter, nicht immer ohne Schuld den anderen gegenüber getreten sind. (…) Die deutschen Vertriebenen haben die Lehren aus ihrem eigenen Schicksal gezogen und von Anfang an für Gewaltfreiheit bei der Verfolgung ihrer Rechte plädiert.“ Im Jahr 2004 wurde Johann Kotschner von der Deutschen Bischofskonferenz zum Visitator der Karpatendeutschen Katholiken ernannt. 2019 legte Johann Kotschner sein Amt als Vorsitzender des Hilfsbundes nieder, blieb jedoch bis zu seinem Tod Geistlicher Beirat.

Der Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken dankt Johann Kotschner für sein jahrelanges Wirken, seine Seelsorge und sein Engagement für die Belange seiner Karpatendeutschen Landsleute in Deutschland und in der Slowakei. Die karpatendeutschen Organisationen trauern um ihren Weggefährten und Landsmann und verneigen sich in Dankbarkeit für sein segensreiches Tun für unsere Gemeinschaft.

Persönlich verliere ich einen Freund und trauere mit seiner Familie. Ruhe in Frieden, Johnny. Deine geistlichen Impulse werden mir fehlen.

Ulla Nosko

Vorsitzende Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken e. V.