Das Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz
Gute Bücher und wertvolle Gedichte waren der Anlass dazu, dass sich die Frauen vom Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom getroffen haben, um darüber zu sprechen, was sie gelesen hatten.
Begonnen haben wir unser literarisches Treffen mit der SWR-Fernsehsendung „Ich trage einen großen Namen“. Dort war Götz Freiherr von Arnim zu Gast, ein mehrfacher Urenkel von Bettine und Achim von Arnim. Er erzählte: „Die Familie Achim von Arnim zählt zwanzig Ahnen. Wir treffen uns auf Schloss Wiepersdorf. Manchmal sind wir auch mehr als hundert zusammen mit Freunden der Familie.“ Die Begegnungen auf Schloss Wiepersdorf seien immer schön. Bettine und Achim von Arnim gelten laut Götz Freiherr von Arnim als Traumpaar der Romantik. Er erinnerte: „Wenn Bettine mit den Kindern in Berlin war, haben sich die beiden Eheleute täglich Briefe geschrieben.“
Bei unserem literarischen Treffen haben wir wieder das Buch „Mit Arnim spazieren: Schloss Wiepersdorf – Poesie eines Dichterortes“ (2021) zur Hand genommen. Schloss Wiepersdorf wurde Anfang des 19. Jahrhunderts durch Bettine und Achim von Arnim zu einem Refugium der Romantik, zu einem Ort literarischer und künstlerischer Tradition. In der Zeit der DDR wurde an diese Tradition angeknüpft und nach der Wende mit Stipendiaten aller künstlerischen Genres weitergeführt. Aus dem Buch haben wir das Gedicht „Wiepersdorf“ gelesen, das Michael Krüger geschrieben hat. Er wurde 1943 in Wittgendorf im Landkreis Zeitz geboren. Der deutsche Schriftsteller, Dichter, Verleger und Übersetzer lebt heute in München. In Wiepersdorf war er Jury-Mitglied für die Stipendiaten. Michael Krüger hat einige Zeilen zu diesem kunst- und kulturträchtigen Ort geschrieben.
Ein literarischer Ausflug in die Weimarer Republik
Neben Achim von Arnim haben wir uns bei unserem Literaturkränzchen dieses Mal auch mit Dr. Peter Prange beschäftigt. Der deutsche Schriftsteller, Philosoph, Drehbuchautor und seine literarischen Werke sind uns schon gut bekannt. Er wurde 1955 in Altena geboren, studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie und promovierte danach. Er lebt mit seiner Frau in Tübingen.
Der Durchbruch als Romanautor gelang Prange 1999 mit der deutsch-deutschen Familiengeschichte „Das Bernstein-Amulett“. Der Roman wurde 2004 sogar verfilmt. Diesmal haben wir seinen Roman „Der Traumpalast: Im Bann der Bilder“ aus dem Jahr 2021 gelesen und darüber gesprochen. Es ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der die Weimarer Republik zum Leben erweckt und einen tiefen Einblick in die Filmwelt der zwanziger Jahre erlaubt. Darin wird eine schicksalhafte Liebe in Zeiten des Umbruchs beschrieben. Nach dem Ersten Weltkrieg wachsen Wirtschaft und Kultur wieder. Neben Büchern laden auch Filme ein, in andere Welten, Leben und Geschichten einzutauchen. Der Bestsellerautor Peter Prange, der große Erzähler der deutschen Geschichte, versteht es, Historie interessant und anschaulich zu vermitteln.
Erhaltung und Pflege unserer Mundart
Den zweiten Teil des Nachmittags haben wir unserer Heimat, unserer Mundart, gewidmet. Da durfte der Heimatdichter Adalbert Mehly mit „De Ansiedla“ (Die Einsiedler) nicht fehlen! Die Gedichte haben wir gleich vorgetragen, wir kennen sie inzwischen schon auswendig. Adalbert Mehly wurde 1891 in Wagendrüssel geboren und war wie sein Vater ein erfolgreicher Lehrer. Nach Einsiedel kam er 1912. Später war er Direktor in der achtklassigen deutschen Volksschule. Adalbert Mehly war auch Kantor der evangelischen Kirchengemeinde, leitete den Männergesangsverein und veranstaltete mehrere Theateraufführungen. Er schrieb Gedichte teils in Einsiedler Mundart, aber auch in Hochdeutsch. Zu seinen großen Erfolgen zählte die Ausrichtung der 700-Jahrfeier der „Deutschen Einwanderung in die Unterzips“, die 1930 in Einsiedel stattfand. Das damit verbundene „Zipser Sängerfest“ zählte zu den besonderen Ereignissen der Göllnitztaler Gründler. Aufgrund einer Erkrankung kam er aber ins Krankenhaus in Leutschau/Levoča, wo er am 23. März 1970 verstarb. In Leutschau ist auch seine letzte Ruhestätte.
Die Sage der Kloptanne hat uns schon immer interessiert. Ganz leicht wird sie in unserer Mundart – Mantakisch – erzählt. Bei unserem Literaturkränzchen haben wir uns auch an vergangene Treffen auf der Kloptanne erinnert. Das Literaturkränzchen will dasselbe Ziel erreichen, wie es sich das „Unterzipser Mantakentreffen“ gestellt hat. Unsere Mundart – das Mantakische – zu erhalten und zu fördern. Der Klang unserer Mundart verbindet uns mit der Heimat, es ist ganz einfach das Gespräch von Zuhause. Gerade so ein Gespräch von Zuhause – in unserer Mundart – hat Frau Emme Czölder in dem Sketch „Es is nie zespät abos ze lian!“ (Es ist nie zu spät, etwas zu lernen) geschrieben. Diesen Sketch haben wir im August 2010 beim „5. Unterzipser Mantakentreffen“ gespielt. Diesmal haben wir dieses „Gespräch“ gelesen und es hat uns in die Familie der beiden Schwestern – Dori und Susi – gebracht.
Für den Abschluss haben wir das schöne Buch „Beginne jeden Tag neu“ ausgewählt. Darin findet man wunderschöne Fotos und wertvolle Gedichte. Wir lasen das Gedicht „Du kannst mehr, als du dir zutraust“.
Ilse Stupák