Kulturmanager Peter Mons: „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist mein Leitspruch
Peter Mons ist der neue Kulturmanager des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) beim Karpatendeutschen Verein (KDV) in der Slowakei. Im Karpatenblatt-Gespräch verrät er etwas über den ersten Kontakt mit der Slowakei, welche Themen ihm am Herzen liegen und was er für das nächste Jahr plant
Du bist seit einigen Wochen ifa-Kulturmanager beim KDV. Wie waren die ersten Tage in der Slowakei?
Im sonnigen Oktober bin ich in Preßburg/Bratislava angekommen und hatte einen fulminanten Einstieg: Zum Tag der Deutschen Einheit hatte die Botschaft zu einem Empfang eingeladen und ich konnte direkt einige meiner Kollegen persönlich kennenlernen. Besonders beeindruckend ist die Offenheit und der partnerschaftliche Umgang des Netzwerks Deutsch, wenn es um das Anpacken von Projekten geht. Das finde ich sehr inspirierend und ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
Ifa-Kulturmanager ist eine wichtige Funktion, da man kreativ, flexibel und vor allem motiviert sein muss. Welche Eigenschaften gehören zu deinen Stärken?
In meiner Rolle kann es schon mal hektisch werden, vor allem wenn sich Abläufe plötzlich ändern, die eigentlich ganz anders geplant waren. Von daher ist es wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren und andere Wege zu finden, wie man doch noch sein Projekt realisieren kann. Deshalb könnte man sagen, mein Leitspruch ist: „In der Ruhe liegt die Kraft“.
Die Slowakei ist für dich kein neues Land. Was hast du vorher in der Slowakei gemacht und warum hast du dich entschieden, hier zu arbeiten?
Richtig, ich war bereits im Winter 2017/18 Gaststudent an der Comenius-Universität, die ich damals im Rahmen meines Wirtschaftsstudiums besucht habe. Vor sechs Jahren war die Slowakei mein erster Kontakt mit dem östlichen Europa und seither hat mich die Region nicht mehr losgelassen. Zuerst dachte ich, dass Deutsche hier aus geschichtlichen Gründen nicht so willkommen seien, weshalb es mir immer ein persönliches Anliegen war, ein modernes Deutschlandbild zu vermitteln. In den letzten Jahren habe ich in Lettland bei verschiedenen Organisationen gearbeitet, die sich mit einem Austausch mit Deutschland beschäftigen. Nach dieser Zeit wollte ich mich umorientieren. Als ich dann die Stellenausschreibung für Bratislava gesehen hatte, dachte ich, hier schließt sich ein Kreis. Meine Kontakte hier in die Slowakei waren nämlich nie eingeschlafen, im April habe ich beispielsweise noch mit einem slowakischen Freund am Marathon hier teilgenommen. Daher wollte ich mich sofort bewerben.
Welche Ziele hast du dir gestellt?
Während meiner Zeit hier in der Slowakei möchte ich spannende Projekte für Kinder und Jugendliche im Bereich der medialen Bildung auf die Beine stellen. Kritisches Denken, das Auseinandersetzen mit modernen Kommunikationsmitteln stehen dabei im Fokus. Darüber hinaus möchte ich die Redaktion des Karpatenblatts tatkräftig unterstützen. Ich möchte mit innovativen Akteuren aus Zivilgesellschaft und Politik sprechen und Themen in den Fokus rücken, die für die karpatendeutsche Minderheit relevant sind.
Was für Themen liegen dir besonders am Herzen?
Jeder Kulturmanager hat einen individuellen Hintergrund. Ich interessiere mich besonders für politische und geschichtliche Themen und möchte einen Beitrag zur zivilgesellschaftlichen Aufklärung leisten. Deshalb bin ich besonders aufmerksam gegenüber dem Thema Wahlen, aber auch den bald anstehenden Jubiläen, wie 20 Jahre Slowakei in der EU und 35 Jahre Mauerfall.
Das Niveau der Projekte deines Vorgängers Max war sehr hoch. Willst du auch mit seinen Projekten weitermachen oder lieber etwas Neues anfangen?
Max hat einen tollen Job hier gemacht, von dem auch ich als Nachfolger profitiere. Es entstanden beispielsweise beeindruckende Projekte im Bereich Antidiskriminierung, die er ins Rollen gebracht hat. Ich denke, die Fortsetzung bewährter Projekte in Kombination mit frischen Ideen ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung. Dank ihm kann ich auf ein starkes und etabliertes Netzwerk zurückgreifen, um auch neue Initiativen zu starten. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Kannst du uns verraten, worauf wir uns freuen können?
Sehr gerne! Ich kann schon einen ersten Einblick geben: Ich freue mich darauf, dass wir das Jahr mit mindestens einem Zeitzeugengespräch beginnen werden. Dabei geben wir Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, einem Zeitzeugen aus der Ära des Zweiten Weltkriegs Fragen zu stellen. Ich bin davon überzeugt, dass diese persönlichen Auseinandersetzungen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen werden, nicht nur für die Jugendlichen. Das Karpatenblatt wird auch darüber berichten und ich hoffe, es wird die Leserinnen und Leser genauso interessieren. Darüber hinaus erarbeiten wir gerade das Konzept eines Schulwettbewerbs mit der Zentralstelle für Auslandsschulwesen, der den kreativen schriftlichen Ausdruck von Schülern fördert und fordert. Derzeit werden viele weitere Ideen zu Papier gebracht und mit Partnern kommuniziert, die dann nach und nach angekündigt werden.
Was wünschst du dir für den KDV und die KDJ im nächsten Jahr?
Vereine leben von ihren Mitgliedern und ich wünsche den Institutionen natürlich viele engagierte Teilnehmer. Möge das kommende Jahr durch kulturellen Austausch, Zusammenarbeit und positive Entwicklungen geprägt sein. Gerne unterstütze ich das Team und die Gemeinschaft hier in der Slowakei dabei.
Das Gespräch führte Hubert Kožár. Für die Reihe „KDJ auf ein Wort“ spricht er mit jungen und junggebliebenen Leuten über die deutsche Sprache, die deutsche Minderheit und ihre Interessen.