Musikalische Begegnung in Neutra und Preßburg

Vom 22. bis 24. April 2024 hat der ukrainische Mädchenchor „Singende Herzen“ im Rahmen eines Musikprojekts des Karpatendeutschen Vereins die Slowakei besucht. Während ihres mehrtägigen Aufenthalts trafen sie Schüler und Angehörige der Kirchengemeinden aus Neutra/Nitra und Preßburg/Bratislava.

Die „Singenden Herzen“ aus Mukatschewo in Transkarpatien sind bereits mehrfach im Ausland aufgetreten. Im vergangenen Dezember gab der Mädchenchor aus der deutschen Minderheit der Schönbornfranken etwa ein Weihnachtskonzert im Stephansdom in Wien. Ihre Reise in die Slowakei war jedoch eine Premiere. Eingeladen vom Karpatendeutschen Verein (KDV), wurde ein Treffen für Kinder und Jugendliche organisiert, bei dem traditionelles deutsches Liedgut neues Leben eingehaucht wurde. Die Leiterin des Chors, Diana Varvartseva, verriet uns, dass die beiden geplanten Auftritte in Neutra und Preßburg etwas ganz Besonderes für die Mädchen waren. Keiner von ihnen war zuvor in der Slowakei aufgetreten, sodass sie sich auf die Begegnung mit den Kindern und Jugendlichen, die zu den beiden Konzerten eingeladen waren, besonders freuten. Außerdem erwartete ihr Gastgeber, das Gymnasium der Hl. Kyrill und Method (GCM), sie zu einen direkten musikalischen Austausch.

Stadtführung durch Neutra bei bestem Wetter.

Freudiger Empfang in Neutra

Am Nachmittag des 22. Aprils erreichte das 17-köpfige Ensemble mit dem Bus Neutra. Sie wurden von Juliana Greňová vom GCM und ihren Schülern empfangen, die den Mädchen bei einer Führung ihre Heimatstadt näherbrachten. Höhepunkt der zweistündigen Tour war das Wahrzeichen der Stadt, die Burg Neutra, mit ihrer Basilika des Heiligen Emmeram. Der älteste Teil der reich geschmückten romanischen Kathedrale wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut. Anschließend fand ein gemeinsames Abendessen in der Burg statt, bei dem die „Singenden Herzen“ erneut herzlich willkommen geheißen wurden.

Am nächsten Morgen setzte das Schulprojekt in den historischen Räumlichkeiten des GCM fort. Rund 40 Teilnehmende kamen zusammen, um gemeinsam mit den Mädchen aus Mukatschewo zu musizieren. Neben einem Klavier-, Flöten- und Gitarrenspiel der Schüler des Gymnasiums sowie einer Aufführung mit slowakischer Folklore-Musik und Tänzen, gaben auch die Singenden Herzen eine Kostprobe ihres Repertoires. Ihr Chor singt neben alten deutschen transkarpatischen Liedern auch ukrainische Volkslieder und klassische Musik.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es bereits weiter mit den Vorbereitungen für das Konzert in der Neutraer Ladislauskirche. Die große Barock-Kirche, welche Teil des Piaristenklosters ist, dessen Grundstein im 18. Jahrhundert gelegt wurde, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Schon der Klang der Stimmen während der Probe im großen Kirchenschiff weckte die Vorfreude auf das später folgende Konzert.

Um 16 Uhr war es dann endlich so weit. Das erste Konzert des Mädchenchors in der Slowakei konnte beginnen. Rund 50 Zuschauer aus der lokalen Kirchengemeinde sowie Lehrer und Schüler des Gymnasiums kamen zu dem 90-minütigen Konzert. Den Anfang machte „Hallelujah“ von Händel, weiter ging es mit „An der schönen blauen Donau“ von Strauß und zum Abschied erklang „Gottes guter Segen“. Das Publikum war begeistert und erhob sich zu einem lauten Applaus. Im Rahmen des Konzerts wurden auch Spendengelder in Höhe von 350 Euro gesammelt, die nach Entscheidung der Singenden Herzen der Spendenaktion „Munition für die Ukraine“ zugutekamen.

Vorstand Dr. Ondrej Pöss erzählt den Jugendlichen von der Arbeit des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei.

Weiterfahrt nach Preßburg

Am dritten und letzten Tag des Musikprojekts ging es für die Mädchen in Preßburg weiter. Dort wurden sie vormittags von dem Leitung des Goethe-Instituts in der Slowakei, Herrn Markus Huber, und der Leiterin der Sprachabteilung, Frau Iveta Sládeková Ondrejková, empfangen. In der Bibliothek, welche gleichzeitig auch als Veranstaltungsraum dient, wurde ihnen die Arbeit des Instituts vorgestellt. Frau Andrea Bartošová, die für Bildungskooperationen mit der deutschen Minderheit zuständig ist, lud die Mädchen dann zu einem Spiel ein: Es ging um den Vergleich zwischen „Fast Fashion“ (minderwertiger und umweltbelastender Mode) und „Slow Fashion“ (Mode die nachhaltiger hergestellt wird). Dabei sollten die Jugendlichen beispielsweise schätzen, wie viele Kilometer ein T-Shirt aus China transportiert wird, bis es in Deutschland ankommt. Dieser spielerische Umgang mit der deutschen Sprache sollte ein Bewusstsein schaffen für die 20.000 Kilometer, die ein Kleidungsstück um den Globus reist, bis es bei uns im Laden hängt.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es um 13.30 Uhr weiter zum Konzert in der evangelischen Kirche in der Panenska-Straße an der Ecke zum Alten Lyzeum. Dort warteten bereits die Schüler und Lehrer der Hlboká-Minderheitenschule und der evangelischen Schule aus Engerau/Petržalka. Unter den rund 40 Zuschauern waren auch Vertreter des Goethe-Instituts, Sarah Salmoun von der deutschen Botschaft und der KDV-Vorsitzende Dr. Ondrej Pöss.

Im Anschluss an das 45-minütige Konzert und Gruppenfotos der Schulkinder mit den „Singenden Herzen“ hieß auch Herr Pöss den Mädchenchor willkommen. In der Bibliothek des Goethe-Instituts erzählte er den Jugendlichen von den Karpatendeutschen und der Arbeit des Vereins in der Slowakei. Dabei wurden auch die Möglichkeiten einer erneuten Zusammenarbeit besprochen. Das Musikprojekt endete mit einer abschließenden Führung durch die Altstadt von Preßburg durch den ifa-Kulturmanager Peter Mons. Die Singenden Herzen kehrten dann mit dem Bus nach Mukatschewo zurück.

Das KDV-Projekt, welches aus Mitteln des Instituts für Auslandsbeziehungen gefördert wurde, hat den Kindern und Jugendlichen aus Neutra und Preßburg nicht nur altes deutsches Liedgut nähergebracht, sondern auch die Kulturarbeit der deutschen Minderheit in der Ukraine. Der KDV bedankt sich beim Chor „Singende Herzen“, der die Reise in schwierigen Zeiten auf sich genommen hat und hofft auf eine erneute Zusammenarbeit in der Zukunft. Außerdem gebührt ein großer Dank den Kooperationspartnern Juliana Greňová von der Schule der Hl. Kyrill und Method in Neutra und dem Team des Goethe-Instituts in Preßburg, die im Austausch mit den lokalen Kirchengemeinden standen und die Konzerte möglich gemacht haben.

Peter Mons