Abschied von Pfarrer Ľudovít Muntág
Mit tiefster Trauer erfüllte uns die Nachricht, dass der Herr über Leben und Tod am Samstagabend des 16. März 2024 im gesegneten Alter von fast 97 Jahren unseren geschätzten Bruder Mgr. Ľudovít Muntág in sein ewiges Zuhause berufen hat. Pfarrer Muntág war der älteste Geistliche der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses in der Slowakei.
Für uns, den Rest der deutschen Gemeinde in Preßburg/Bratislava, ob evangelisch oder katholisch, war er eine feste Stütze in unseren Bemühungen, unsere Wurzeln zu erhalten und zu pflegen. Die letzte Verabschiedung mit dem Verstorbenen fand am 23. März 2024 in der Evangelischen Kirche in Engerau/Petržalka in Preßburg statt.
Mgr. Ľudovít Muntág wurde am 26. August 1927 in der Ortschaft Lučivná unter der Hohen Tatra geboren. Ganze fünfzig Jahre seines Lebens predigte und lehrte er unermüdlich das Wort Gottes, ermahnte und tröstete seine Schäfchen, zwei Jahre lang als Oberkaplan in Kaschau/Košice und dann ab 1954 vierunddreißig Jahre lang als Pfarrer in Großmichel/Michalovce. Hier widersetzte er sich dem ständigen Druck der Staatsmacht, die evangelische Kirche in ein Museum umzuwandeln. Die Staatsgewalt konnte den Mut des Pfarrers und den Glauben der Gläubigen nicht überwinden. Erschöpft von den ständigen Angriffen und dem Kampf mit den Behörden, wurde er im Jahr 1988 nach Preßburg versetzt. Hier übernahm er die geistliche Verwaltung der Theologiestudenten und wurde Direktor des Theologischen Heims an der Theologischen Fakultät. In den Jahren 1990 bis 2002 war er Pfarrer der Preßburger evangelischen Kirche. In den Jahren 1993 und 1994 leitete er auch die Kirchengemeinde in Großschützen/Veľké Leváre. Die letzten Jahre, nach dem Tod seiner geliebten Frau Jiřinka, geborene Caisová, kümmerte sich seine Tochter Ľubka mit großer Sorgfalt und Liebe um ihn.
Wir, die deutsche Preßburger Gemeinde, fanden in ihm eine Säule des Glaubens, der an den Sonntagen in der Kleinen evangelischen Kirche auf der Nonnenbahn die deutschen Gottesdienste hielt und uns das Wort Gottes in deutscher Sprache predigte. Und nicht nur das. Er war auch bei vielen unserer Unternehmen dabei, ob es sich um ökumenische Adventsgottesdienste handelte, die Frau Rosi Stolár-Hoffmann vor mehr als dreißig Jahren ins Leben rief, oder andere Veranstaltungen wie den Karpatendeutschen Tag, Preßburger Treffen oder Jahresversammlungen.
Pfarrer Muntág beim Preßburger Treffen 2010
So wie damals, als sich am 16. Dezember 1992 um 15 Uhr die Tore der Jesuitenkirche auf dem Hauptplatz in Preßburg neben dem Rathaus öffneten. Trotz nur mündlicher Einladung war das Gotteshaus randvoll mit erwartungsvollen Menschen. Und schon aus dem ersten gemeinsam gesungenen Lied konnte man die Dankbarkeit über die Wende, das Ende des verhassten Regimes und die Freude über die wiedergewonnene Muttersprache aller heraushören. Die Jesuitenpadres Ignaz Kubeš und Klement Fabík von der katholischen Kirche sowie Dozent ThDr. Ján Grešo und Pfarrer Ľudovít Muntág von der evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses führten durch die Andacht. Und so war es dann jahrzehntelang.
Im Namen der Region Preßburg des Karpatendeutschen Vereins sprechen wir hiermit, wenn auch mit Verspätung, der ganzen Familie und Gemeinde unser tiefstes und aufrichtiges Beileid aus!
Michael J. Stolár