Unsere Schicksale verbinden uns
Im Monat April nahmen einige Mitglieder des Karpatendeutschen Vereins aus den Gemeinden Zeche/Malinová, Gaidel/Kľačno und Deutsch Proben/Nitrianske Pravno gemeinsam an der Aufführung „Hauerland“ im J. G. Tajovský-Theater in Altsohl/Zvolen teil.
Autor und Regisseur des Stückes „Hauerland“ ist Peter Palik. Die Lebensgeschichten und Beziehungen der Menschen im Gebiet Hauerland in den Jahren 1933 bis 1946 zogen uns in das Geschehen hinein. Die Reaktionen auf die Aufführung, die sich seit der Premiere unter den Zuschauern verbreiteten, haben bei uns Interesse geweckt und unsere Erwartungen wurden erfüllt. Die gemischten Emotionen erlebte jeder von uns individuell, doch im Stück erlebten wir wortwörtlich eine Zeitreise mit angehaltenem Atem, oftmals sogar mit Tränen in den Augen. Es sind bereits mehrere Jahrzehnte vergangen, die meisten von uns erlebten das Geschehen als lebendige Erinnerungen aus den Erzählungen unserer Eltern, Verwandten, Freunde und Nachbarn. Vieles ist vergessen, aber man kann nicht alles völlig vergessen.
Die Slowakei wird als Heimat der Karpatendeutschen dargestellt, wo sie über mehrere Jahrhunderte lebten und die sie unfreiwillig und oft gewaltsam verlassen mussten. Wir erlebten das gewöhnliche Leben auf einem Bauernhof, Diskussionen in einer kleinen Kneipe, die Mobilmachung, ein jüdisches Geschäft, die Arisierung, den Transport sowie die Befreiung und das Ende des Krieges. Die Schöpfer des Stücks fordern durch die Ereignisse, die darin dargestellt werden, die Öffentlichkeit auf, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Diese Aufforderung hat uns unmittelbar nach dem Verlassen des Theaters getroffen. Das Erlebnis war so intensiv, dass wir abends auf dem Marktplatz erst einmal tief durchatmen, uns in Stille sammeln und dann in Gruppen diskutieren mussten. Im Publikum überraschte uns die relativ hohe Zahl an jugendlichen Schülern. Ob „Hauerland“ bei ihnen ein Thema im Geschichtsunterricht ist oder ob es ihr persönliches Interesse war – es freute uns, dass sie da waren.
Die Heimfahrt mit dem Bus verging schnell und in Stille. Unsere Gedanken waren immer noch bei einigen der Figuren aus dem Theaterstück. Wir sind dankbar, dass wir all das verfolgen durften – bequem von den Sitzen im Theater aus und ohne in die Vergangenheit zurückkehren zu müssen.
Mária Luprichová