Aktueller Denkanstoß für alle Karpatendeutschen
Als wir im Herbst des Jahres 1989 bei der Gründung des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei dabei sein konnten, waren wir voller Dankbarkeit und Freude für die nach vielen Jahren wieder neu erreichte Freiheit. Heute stehen wir vor einer neuen Aufgabe.
Wir hatten damals noch keine Erfahrung in irgendeiner Vereinstätigkeit, kein Telefon, keine Schreibmaschine, kein Geld, weder ein Büro noch ein Vereinslokal. Es war schwierig mit unseren Landsleuten in Verbindung zu treten. Aber was wichtig war: Mit viel Enthusiasmus und viel persönlichem Einsatz machten wir uns an die Arbeit und mit den Jahren ist es uns gelungen einen lebensfähigen, vorbildlichen Verein aufzubauen.
Die Jahre unserer Tätigkeit brachten uns und unseren Mitgliedern frohe und erbauliche Tage und Stunden, mit vielen kulturellen Veranstaltungen. Wir konnten unsere Kontakte zu den Regionen erweitern und an den ersten Karpatendeutschen Tagen haben aus allen Regionen und auch aus dem Ausland oft über tausend Landsleute teilgenommen.
Eine Gemeinschaft wuchs zusammen
Unsere Singenden Omas und auch die Singgruppe unserer Kinder sind an verschiedenen Kulturtagen im In- und Ausland aufgetreten. Diese reichhaltige Tätigkeit hat unser Leben mit Genugtuung und Freude erfüllt. Dabei denke ich manchmal an die Worte des uns wohlbekannten Humanisten Albert Schweitzer: „Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen – etwas, was keinen Lohn bringt, sondern die Freude, es tun zu dürfen.“ Das war unser Motto all die Jahre hindurch, die uns von unserem lieben Gott geschenkt wurden. Wir haben eine bewundernswürdige Gemeinschaft aufgebaut, die ohne Vorbehalte auf gesellschaftliche oder persönliche Interessen, bis zum heutigen Tag zusammengewachsen ist.
Wir konnten dazu beitragen unseren Landsleuten ein neues Freiheitsgefühl und Lebensfreude zu schenken. Ein Beispiel von Toleranz sind unsere ökumenischen Andachten. Die allererste in Pressburg haben wir im Advent des Jahres 1991 in der voll besetzten Pressburger Jesuitenkirche mit zwei Jesuitenpatres und zwei evangelischen Pfarrern veranstaltet. Wir wollen sie, so lange es geht, auch weiterhin veranstalten. Das ist mehr als Lohn: Freude für eine so kleine Arbeit!
Die Zeit läuft weiter
Aber die Zeit bleibt nicht stehen und es geschieht das, woran wir in unserem Arbeitseifer niemals gedacht hatten – das Generationenproblem. Mit den Jahren sind viele unserer damaligen Mitstreiter gestorben oder können altersbedingt nicht mehr mitmachen. Daher ist es nun zu einem brennenden Problem geworden.
Es müssen sich „jüngere“ Mitglieder (auch jüngere Rentner – wir waren im Jahr 1989 auch schon im Rentenalter) finden, die von uns die Stafette übernehmen müssen. Wir „Alten“ werden ihnen mit Rat und Tat behilflich sein und im Lauf der Zeit werden sie feststellen, wie leicht und schön eine solche Tätigkeit ihr Leben bereichern kann. Es geht um vieles: Wir müssen uns alle bemühen, die deutsche Sprache in unserem Lande und unserer Stadt auch für die Zukunft zu erhalten.
(st)