Berühmte Zipser: Arzt Daniel Fischer
Daniel Fischer, am 9. November 1695 als Sohn des evangelischen Kesmarker Pfarrers Michael Fischer geboren, erlangte als Arzt und Wissenschaftler Anerkennung. Kaiser Karl VI. erhob ihn in den Adelsstand.
In Wittenberg studierte er Medizin und promovierte dort 1718. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt übernahm er schnell die Position des Physikus, also des leitenden Mediziners der Stadt. Aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit wurde ihm zusätzlich die Verantwortung für die Komitate Liptau (Liptó vármegye) und Zips (Szepes vármegye) übertragen.
Der Bischof von Großwardein, dem auf der Ziper Burg geborenen Nikolaus Csáky, wurde auf Fischers Arbeit aufmerksam und berief ihn zu seinem Leibarzt.
Eigene Medikamente und Naturheilkunde
Fischers ärztliche Tätigkeit kann heute als eine ständige Suche nach neuen Heilmethoden angesehen werden. Er experimentierte und entwickelte schließlich eigene Medikamente, vor allem gegen Fieber, Schwindel und Gicht, aber auch gegen Vergiftungen. Sie trugen Bezeichnungen wie „Pulveris Bezoardici Kesmarckiensis“, „Spiritus Nitri Bezoardici Fischereiani“, „Elixirii Antivenerii Fischeri“ und „Essentiae Ligni Carpathici contra vertiginem“. Letzteres, die „Essenz aus dem Holz der Karpaten“ (Karpatenöl), stellte er aus den Nadeln der Latschenkiefer (kosodrevina) her. Heilmittel gewann er auch aus den Zapfen der Zirbelkiefer (limba).
Als in den Jahren 1740 bis 1742 eine Pockenepidemie in der Zips herrschte, behandelte Fischer die Erkrankten mit einer Sauermilchkur. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts zählte er damit zu den Ärzten, die sich intensiv mit Naturheilkunde auseinandersetzten und auch deren Begriffe verwendeten. Wir finden diese in seinen Publikationen. Im Buch „De remedio Rusticano, variolas per balneum primo Aquae Dulcis“ spricht er von „Medicina Naturalis“ (Naturmedizin). Er beschreibt diese dem Buchtitel entsprechend als Bäder, belegt deren Nutzen und empfiehlt Behandlungen mit kaltem und warmem Wasser.
In der Kaiserlichen Gesellschaft der Naturforscher
Daniel Fischer bemühte sich um Kontakte zu anderen Forschern im In- und Ausland und um Formen, diese zweckmäßig zu organisieren. Der Versuch, eine eigene medizinische Sozietät zu gründen, scheiterte jedoch am Geldmangel.
Johann Adam Gensel (1677–1720), Physikus von Ödenburg/Sopron und Leibarzt des Fürsten Eszterházy, erkannte die Fähigkeiten seines Berufskollegen. Selbst aktiv an der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher (auch Academia Naturae Curiosorum genannt), empfahl er Fischer für die Aufnahme an dieser Gelehrteneinrichtung. 1719 wurde Fischer dort unter dem Beinamen „Cajus“ Mitglied. Insgesamt sind von ihm neun naturwissenschaftliche Werke bekannt, die zwischen 1716 und 1740 erschienen.
Von Kaiser Karl VI. geadelt
Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl VI. (1685–1740) aus dem Hause Habsburg, war als Karl III. König von Ungarn und Kroatien. Er war ein Förderer von Kunst und Kultur. In seiner Regierungszeit erreichte die Kultur des Barock mit ihren bis heute die ehemals habsburgischen Staaten prägenden Bauten ihren Höhepunkt. Bis zu ihm drang der Ruf des Kesmarker Arztes, den er als Zeichen der Anerkennung in den Adelsstand erhob.
Machtlos gegen tückische Krankheit
Daniel Fischer half mit seinen Kenntnissen als Arzt vielen Menschen. Gegen eine Krankheit war er aber machtlos. Im Jahr 1746, auf der Rückreise von einem Besuch des Bischofs Csáky in Großwardein, befiel ihn vermutlich das ungarische Fieber, auch „Febris hungarica“ oder „Morbus hungaricus“, ungarische Krankheit, genannt. Heute wird es als Fleckfieber Typhus exanthematicus diagnostiziert.
Daniel Fischer schaffte es nicht mehr bis nach Kesmark und starb am 18. September 1746 in Debrezin/Debrecen, wo Freunde ihn aufgenommen hatten.
Csömör oder ungarisches Fieber?
Auf eine andere historische Schilderung seiner Erkrankung soll hingewiesen werden. Diese beschreibt Daniel Fischers Erkrankung als Folge des Essens von Fisch auf dieser Reise. Er soll den Fisch mit großem Appetit und Genuss verzehrt haben. Als Folge sei die nur in Ungarn festgestellte Krankheit „Csömör“ aufgetreten und er daran gestorben.
Gegen diese Darstellung sprechen Beschreibungen der Krankheit durch Ärzte Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie stellen eine gewisse Ähnlichkeit bestimmter Symptome von Csömör mit dem ungarischen Fieber fest. Meist folgt dann die Aussage, dass Csömör einen langwierigen und sehr unangenehmen Verlauf hat, mit dem Zusatz „wirklich stirbt bey uns an dem eigentlichen Csömör niemand“.
Der Name der Krankheit stammt vom ungarischen Wort Csomo (Knoten oder Knopf) und bezieht sich auf die Knoten beziehungsweise Pusteln, die sich auf der Haut bilden. Mit Csömör meinte man Ekel und Übelkeit, und csömörettem bedeutete „mir ist ganz übel geworden“. Der Satz „Ah Jesus Maria, meg csömöröttem“ (Ach Jesus Maria, ich hab den Tschömör gekriegt) war damalsauf dem Lande oft zu hören, aber eher nach zu üppigem Fleischverzehr.
Dr. Heinz Schleusener