Monografie über Schwedler: Buchtaufe unterm Buchwald
Vor kurzem wurde im Rathaus der Gemeinde das zweisprachige Werk „Švedlár-Schwedler“ präsentiert. Autor ist Rudolf Hennel, pensionierter Rektor der Volksschule Schwedler. Das Werk ist bunt illustriert, umfasst 240 Seiten und liefert einen Einblick in die Gemeinde, die einst Deutsche gründeten.
Es ist kein Zufall, dass unser lieber Buchwald seit eh und je die Form eines aufgeschlagenen Buches hat. Wie der Buchwald das Leben und Wesensbild von Schwedler und seiner Einwohner mitprägte und symbolisierte, so trug und trägt da auch jedermann sein eigenes Buch des Lebens mit und in sich. Dabei schreibt gerade dort hinein der größte Lehrmeister, nämlich das Leben selbst, seine Buchstaben, Zeilen, ja Seiten.
Es verflossen Jahrhunderte, in denen die hier lebenden Generationen deutscher An- und Einsiedler, die dieses Buch einst gründeten, dann aufschlugen, es Jahr für Jahr, Generation für Generation prägten, zum Buchwald emporschauten. Ja, sie verstanden es aus und in diesem Buch des Lebens zu lesen und es zu deuten, wobei schließlich auch der Wille entsprang, sich das Lesen und Schreiben letztendlich selbst anzueignen.
Zum Leben der Leute unterm Buchwald gehörte, gehört und wird immer auch die Kunst des Lesens und Schreibens gehören – mit einem Wort die Bildung. Na schön, aber kann sich jemand jedwedes Lernen oder jedwede Schule ohne Lehrer vorstellen? Natürlich nicht und schon gar nicht, wenn wir die weit zurückliegende Schultradition Schwedlers in Betracht ziehen.
Schultradition in Schwedler
Nur so nebenbei, diese Tradition zieht sich von der lateinischen Schule kurz nach der Reformation über die Gegenwart und bis in die Zukunft. Jede Generation bedarf seiner, dem Zeitgeist entsprechenden, ja aus ihm selbst entsprießenden Bildung, die immer die mehr oder weniger gerüsteten Lehrer mit Müh` und Schweiß vermittelten. Und ihrer gebühren auch unsere tiefe Verneigung und unser tiefster Dank!
Am 10. November liefen viele Fäden in einer Gedenkveranstaltung zusammen. Bei dieser Gelegenheit gelang es, die Schultradition mit der Taufe einer Monografie über unser Schwedler unter einen Hut zu bringen.
Zu diesem Tage feierte unsere Schulbelegschaft inklusive der ganzen Gemeinde das 50. Jubeljahr des Entstehens und Bestehens unserer Grundschule – ein wahrer Gipfel des Eisbergs hinsichtlich der lang andauernden Tradition des Schwedler Schulwesens und seiner lebendigen Gegenwart.
Feierliche Buchtaufe
Um zehn Uhr vormittags begann sich etwas zu rühren. Innerhalb der Zeremonienhalle haben sich Kopf für Kopf die Repräsentanten der Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister Vladimir Končík an der Spitze eingefunden. Dabei waren auch verehrte Gäste wie Herr Prof. Dr. Ferdinand Klein – Quästor des Projektes „Monographie von Schwedler“ und Ehrenbürger unserer Gemeinde – sowie seine Lebensgefährtin Frau Dr. Hanka Kružinová-Klein. Beide sind von Beruf Pädagogen.
Gleich beim Beginn der Veranstaltung wussten die Lehrerinnen und Lehrer, wohin die Reise gehen sollte. Im spannenden Erwarten tauchten auf dem Weg zum Rathaus eingeladene altgediente Pädagogen mit dem Verfasser der Monographie Schwedlers Herrn Mag. Rudolf Hennel auf. Die Belegschaft des Gemeindehauses, geladene Gäste sowie der Bürgermeister erwarteten sie bereits. Letzterer ergriff dann das Wort.
Ein Rückblick auf 50 Jahre Grundschule Schwedler
In seiner Ansprache hob er die verdienstvolle und unersetzliche Arbeit aller Pädagogen hervor und fasste zugleich die Geschichte unserer Schule kurz und knapp zusammen. Die aktuelle Lage der Schule schilderte er in klarem Licht, wobei er auch nicht scheute, die aktuellen Probleme beim Namen zu nennen.
Daraufhin trat der Quästor des ganzen Projekts Herr Professor Ferdinand Klein hervor und übernahm das Wort. In einer kurzen, aber kernigen Ansprache beglückwünschte er die anwesenden Lehrerinnen und Lehrern, bedankte sich beim Bürgermeister und den teilnehmenden Vertretern der Gemeinde und Schule und brachte letztendlich die Buchtaufe selbst zur Sprache.
Er hob dabei die Erscheinung einer zweisprachigen Monografie hervor – mit Hinweis auf die Wichtigkeit der Traditionspflege bezüglich der Jahrhunderte andauernden Kultur der Karpatendeutschen, die ohne Zweifel das Leben Schwedlers, unserer Zips und der ganzen Slowakei ausgiebig und fruchtbar bereicherten und mitprägten. Eine solche aus der Taufe gehobene und mit Erfolg gekrönte Arbeit ist eine wirksame Hilfe zum Zusammenwachsen der Völker Europas wie auch zur Bereicherung und Pflege der deutschen Sprache auch in unserer voreinst stark deutsch geprägten Heimat. Dabei blickte er auf die zehn glücklichen Jahre zurück, die er in unserem Schwedler bis zur Evakuation 1944 durchlebte. Und ich verweise ergänzend hierzu auch auf die beinahe 74 verbrachten Jahre in der neuen Heimat, während dieser er trotz aller gesammelten Erfolge und Anerkennungen auf dem Felde der Pädagogik, stets im Herzen ein wahres Landeskind Schwedlers geblieben ist.
Seine Arbeit und Hilfe bei der Durchführung dieses Projekts wie auch diese ganze Veranstaltung, bei der das Buch erfolgreich aus der Taufe gehoben wurde, sprechen für sich selbst.
Mit Champagner getauft
Danach taufte der Bürgermeister mit einer Champagnerflasche das Buch und ein gemeinsames Lichtbild wurde aufgenommen. Und zwar mit Herrn Professor als Unterstützer, Herrn Rudolf Hennel als Verfasser der Monografie, Herrn Bürgermeister Končík als Manager des Projekts und meiner bescheidenen Wenigkeit als Übersetzer.
Es folgte die feierliche Verteilung einzelner Exemplare dieses Buches, wobei jeder anwesende Vertreter des Lehrerstandes mit Buch und Blume geehrt wurde. Die Feierlichkeit dieser Zeremonie bekräftigte jeder Anwesende mit einem schriftlichen Eintrag ins Gedenkbuch unserer Gemeinde. Da blieben nicht viele Augen trocken, aber niemand schämte sich, seine Gefühle zu zeigen.
Man konnte nun ruhig aufatmen: Ein gutes Werk war gelungen. Und zwar zum Wohl und, wie Herr Professor trefflich erwähnte, auch zur allgemeinen Bereicherung.
Eine Lektüre wie eine universale Wanderkarte
Aus dem Vorwort des Übersetzers ist Folgendes zu entnehmen: „Mit dieser Monografie wird dem Leser eine Publikation vorgelegt, deren Lektüre mit Fug und Recht mit dem Benutzen einer universalen Wanderkarte verglichen werden kann. Man mag sie am Anfang oder in der Mitte oder vielleicht auch am Ende zu lesen beginnen und doch kann jeder in ihr das Seine finden. Das Buch erfasst die Buntheit, aber auch die Schwierigkeiten des Lebens im alten und neuen Schwedler.“
Großer Nachdruck wird auf die Schilderung seiner Geschichte gelegt. Die darin enthaltene tiefe Problematik bewog mich beim Übersetzen zum Nachdenken über den Sinn des historischen Geschehens, das oftmals von unerwarteten Rückschlägen in der Entwicklung unserer Gemeinde und ihrer Einwohner geprägt war.
Gerade darin liegt auch das Vorhaben des Verfassers dieser Monografie: Der Lesergemeinde die Geschichte unserer Gemeinde und deren Einwohner vorzulegen und ein Zeugnis von der Vergangenheit zu geben, damit diese vorgeführte Geschichte zugleich eine Lehrerin der und für die Zukunft unserer Gemeinde und deren jetzigen und künftigen Einwohner zu sein vermag.
Vom Grunde der Seele und von ganzem Herzen kann man sich nur wünschen, dass der Sinn und Zweck dieser Publikation in Erfüllung gehen möge, so wie dies aus den Worten des großen Dichters und Denkers Friedrich Schiller hervorgeht: „Aus der Geschichte erst werden Sie lernen, einen Wert auf die Güter zu legen, deren Gewohnheit und unangefochtener Besitz unsere Dankbarkeit rauben.“
Oswald Lipták